Zimt – mehr als nur ein Gewürz?
43. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)
Für die antioxidative Wirkung sind v.a. die phenolischen Inhaltsstoffe verantwortlich – Eine neue Studie zeigt: Wässriger Zimtextrakt kann Nüchternglucose senken. Zimt ist die Bezeichnung für die getrocknete Rinde junger Stämme und Äste verschiedener, vorwiegend in Ostasien verbreiteter Cinnamomum-Arten. Zimt wird als Gewürz für Kompott, Süßspeisen, Glühwein sowie in Backwaren eingesetzt. Bereits im Mittelalter wurde Zimt aber auch schon pharmazeutisch verwendet, z.B. bei der Behandlung von Erkältungen, Fieber, Verdauungsbeschwerden und Menstruationsstörungen. In jüngster Zeit finden sich immer mehr Zimtpräparate auf dem Markt, die antidiabetisch wirken sollen. Die Mechanismen dieser Wirkungen sind bisher nicht geklärt. Länger bekannt ist der hohe Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in Zimt. Ziel der vorliegenden Arbeiten war die Untersuchung von Zimtmustern auf ihre Gehalte an phenolischen Inhaltsstoffen und ihre antioxidative Kapazität. In den wässrigen Extrakten von 16 Zimtmustern (Pulver, Kapseln, Extraktpulver) wurden die Gesamtphenolgehalte nach Folin-Ciocalteu photometrisch gemessen. HPLC-Analysen mit UV-Detektion wurden durchgeführt, um einzelne phenolische Inhaltsstoffe zu bestimmen. Als Parameter für die antioxidative Kapazität wurde der TEAC-Wert photometrisch ermittelt. Die Zimtpulver hatten Gesamtphenolgehalte (GAE: Gallussäure-Äquivalente) zwischen 3,9 und 9,2g/100g. In den Kapseln wurden mit 1,3-3,2g/100g niedrigere Gehalte ermittelt, während das untersuchte Extraktpulver mit 20,5g/100g den höchsten GAE-Wert hatte. Die antioxidativen Kapazitäten (TEAC-Werte) wiesen eine hohe Korrelation (r=0,94) zu den GAE-Werten auf und lagen zwischen 5,9 und 104,9mmol/100g. Somit sind die phenolischen Verbindungen überwiegend für die beachtliche antioxidative Wirkung von Zimt verantwortlich. Ob sie auch im Zusammenhang mit der diskutierten antidiabetischen Wirkung von Bedeutung sind, werden zukünftige Untersuchungen zeigen. PD Dr. habil. Volker Böhm, Inst. für Ernährungswissenschaften, Universität Jena S. Burkhardt, Food GmbH, Jena Zahlreiche In-vitro-Studien und tierexperimentelle Untersuchungen zeigen, dass Zimt die Insulinwirkung am Rezeptor verstärkt und so die Glukosetoleranz verbessern kann. In einer ersten Humanstudie mit Typ-2-Diabetikern in Pakistan führte die Verabreichung von Zimtpulver in verschiedenen Dosierungen zu einer Reduktion der Nüchternglukosespiegel um 18-29%. Allerdings wiesen diese Patienten eine völlig unzureichende Stoffwechseleinstellung auf, weshalb fraglich ist, inwieweit die Ergebnisse auf gut therapierte Diabetiker übertragbar sind. Wir untersuchten in einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie über vier Monate die Auswirkungen eines wässrigen Zimtextraktes (tägl. 3×1 Kapsel entsprechend 3g Zimt/d) auf die Nüchternglukosekonzentration, den HbA1c-Wert, die Gesamt-, LDL- und HDL-Cholesterol- sowie die Triglyzeridkonzentrationen von Typ-2-Diabetikern. In die Auswertung wurden die Daten von 65 Patienten eingeschlossen, deren Behandlung ausschließlich mit oralen Antidiabetika und/oder Diät erfolgte. Zwischen der Zimt- und der Placebogruppe bestanden zum Zeitpunkt der Basisuntersuchung keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Zielparameter. Die mittleren absoluten und prozentualen Differenzen zwischen den Nüchternglukosewerten vor und nach der Intervention waren in der Zimtgruppe signifikant höher als in der Placebogruppe. In der Zimtgruppe lag die Reduktion der Nüchternglukosespiegel bei 10%, in der Placebogruppe bei 3% (p = 0,046). Demgegenüber ergaben sich weder beim HbA1c noch bei den Parametern des Lipidprofils signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen oder bei Vergleich der Werte vor und nach Intervention innerhalb der Gruppen. Die Abnahme der Plasmaglukosekonzentration korrelierte signifikant mit den Basiswerten (r=0,685; p<0,001). Unerwünschte Nebenwirkungen sind nicht aufgetreten. Der untersuchte Zimtextrakt hatte demnach insbesondere bei schlecht eingestellten Diabetikern einen moderaten Effekt auf die Plasmaglukose. Bärbel Mang, M. Wolters, B. Schmitt, A. Hahn, K. Kelb, Univ. Hannover, Zentrum Angewandte Chemie, Inst. für Lebensmittelwissenschaft R. Lichtinghagen, Med. Hochschule Hannover, Klinische Chemie D. O. Stichtenoth, Med. Hochschule Hannover, Inst. für Klinische PharmakologieKategorisiert in: 2006, Nachrichten
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