Therapieintensivierung – Qual der Wahl

Therapieintensivierung – Qual der Wahl

Die 1-Jahres Daten der insgesamt dreijährigen 4-T Studie vergleichen drei Möglichkeiten des Insulinstarts miteinander. Vor- und Nachteile hatte jedes Regime.
Auf der Amsterdamer EASD-Tagung wurden die 1-Jahres Daten der britischen 4-T Studie präsentiert, die drei verschiedene Analoginsulin-Regime vergleicht an 708 Typ-2 Diabetikern, die mit Sulfonylharnstoff und Metformin unzureichend eingestellt waren. Die Studienvisiten waren angepasst an die Initiierung einer Insulintherapie in der niedergelassenen Praxis, denn "der Einstieg in das Insulin wird mehr und mehr von Niedergelassenen vorgenommen werden", erklärte Dr. Jonathan Levy die in Deutschland schon übliche Praxis auch europaweit zum Trend.
In 58 Zentren wurden die Patienten mit im Schnitt 62 Jahren und neun Jahren Diabetesdauer randomisiert auf zwei Mal täglich morgens und abends biphasisches Insulin Aspart 30, drei Mal täglich zu den Mahlzeiten Insulin Aspart oder einmal täglich Insulin Detemir zur Nacht, jeweils zusätzlich zur oralen Therapie. Blutzuckerselbstmessungen wurden entsprechend den Regimen vorgenommen. Die Studie wurde unabhängig entwickelt und ausgewertet von der Oxford Diabetes Trial Unit und finanziert von Novo Nordisk.
Dosis sola facit venenum
Alle drei Regime verbesserten die Stoffwechselkontrolle gegenüber der oralen Therapie alleine. Von einem durchschnittlichen Ausgangswert von 8,6 (8,4 im basalen Arm) sank der HbA1c um 1,4 im prandialen Arm, um 1,3 mit biphasischem Insulin und um 0,8 mit Basalinsulin. Allerdings war nur ein kleiner Teil der Population in der Lage, einen HbA1c-Zielwert von 6,5 oder weniger zu erreichen, bei der basalen Therapie waren es 8,1 Prozent, bei der biphasischen 17,0 und bei der prandialen 23,9 Prozent.
Ein Drittel der Patienten auf der basalen Therapie bekam nach Maßgabe des Protokolls eine zweite Injektion. Für dieses Ergebnis wurden im prandialen Arm im Schnitt 0,61 Einheiten Insulin pro Kilo Körpergewicht und Tag verwendet, im biphasischen 0,53 und im basalen nur 0,49. Das Hypoglykämierisiko war am niedrigsten bei basaler und am höchsten bei prandialer Therapie.
Prof. Dr. Rury Holman präsentierte die 4-T Ergebnisse
Ebenso nahmen die Patienten unter Basalinsulin mit im Schnitt 1,9 Kilo am wenigsten zu, unter prandialer Therapie waren es 5,7 und unter biphasischer Therapie 4,7 Kilo.
"Wir sprechen hier nicht von gleichen Behandlungen", betonte Studienleiter Prof. Dr. Rury Holman bei der Vorstellung dieser Ergebnisse, vielmehr brächten die drei Therapien einen deutlich unterschiedlichen Aufwand mit sich. Er wies darauf hin, dass man gerade bei einer solchen lebenslangen Therapie Nutzen und Risiko abwägen müsse. Die Jahre 2 und 3 der Studie erlauben auch ein zweites Insulin und werden laut Holman die Frage beantworten, zu welchen Bedingungen die Patienten, die schon jetzt den Zielwert erreicht haben, ihn weiter erreichen werden und ob ein anderes Insulinregime die Patienten, die nach einem Jahr nicht im Zielbereich lagen, dorthin führen kann.

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