Organspende auch mit Diabetes möglich
Bereitschaft zur Organspende ist gering
(04.06.2022) Jeder kann selbst schnell in die Situation kommen, auf eine Organspende angewiesen zu sein. “Aktuell stehen noch immer rund 9.000 Menschen auf der Warteliste für ein neues Organ”, erklärt Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anlässlich des Tags der Organspende am 4. Juni 2022. Demgegenüber steht leider eine geringe Bereitschaft der Bevölkerung: Wurden 2020 noch bundesweit 801 Organe gespendet, waren es 2021 noch 778, zeigen Auswertungen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Auch 2022 setzt sich dieser rückläufige Trend wohl fort. Weil jeder Organspendeausweis zählt, hat die Patientenorganisation diabetesDe.org bereits 2020 thematisiert, dass auch Menschen mit Diabetes für die Organspende in Frage kommen. Der Diabetes ist hier kein Ausschlusskriterium.Der Zustand der Organe ist entscheidend
Die Organe eines Menschen dürfen nur entnommen werden, wenn die betreffende Person hirntot ist, ein Organspendeausweis vorliegt oder die Zustimmung in einer Patientenverfügung festgehalten wurde. Ärzte entscheiden individuell anhand des Zustands der Organe über ihre Eignung zur Spende. „Sind diese gesund und funktionsfähig, kommen auch Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes als Spender infrage“, erklärte Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim. Darüber hinaus gebe es auch keine feste Altersgrenze für Organ- und Gewebespenden. Unwichtig ist für die Ärzte das Wissen über den Diabetes des Spenders allerdings nicht. Wenn sich Menschen mit Diabetes für einen Organspendeausweis, entscheiden, sollten sie ihre Erkrankung auf dem Dokument unter „Platz für Anmerkungen/Besondere Hinweise“ angeben.Bei Nieren kommt auch eine Lebendspende in Frage
Auch Menschen mit Diabetes können in die Situation kommen, dringend auf eine Organspende angewiesen zu sei. „Das gilt besonders für Betroffene mit chronischem Nierenversagen aufgrund einer Nephropathie“, sagt Professor Haak. Steht zum jeweiligen Zeitpunkt kein Spenderorgan eines Verstorbenen zur Verfügung, gibt es auch die Möglichkeit, über einen Lebendspender eine neue Niere zu erhalten. Diese Option ist in Deutschland jedoch an strenge Voraussetzungen geknüpft: Lebendspender müssen medizinisch geeignet, volljährig und einwilligungsfähig sein und freiwillig ihr Einverständnis zur Entnahme geben. Die Lebendspende ist außerdem nur an Verwandte ersten und zweiten Grades, Ehegatten, eingetragene Lebenspartner, Verlobte oder andere Personen, die dem Spender in besonderer persönlicher Verbundenheit nahestehen, erlaubt.“Mein Appell lautet: Beteiligen Sie sich. Setzen Sie sich mit dem Thema auseinander, informieren Sie sich, treffen Sie eine Entscheidung und dokumentieren Sie diese auf einem Organspendeausweis,” forderte Prof. Dr. Martin Dietrich alle Bürger beim Aktionstag am 4. Juni 2022 in Mainz auf. Dem schließt sich die diabetes-news Redaktion gerne an.
Hier können Sie den Jahresbericht der DSO 2021 herunterladen
Quellen:
Medieninformation der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) vom 3. Juni 2022.
Information der Organisation diabetesDE vom 17. Februar 2020.
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