Operation bei Adipositas: neue Leitlinie
(6.9.2020) 43,1 Prozent der Frauen und 62,1 Prozent der Männer in Deutschland tragen zu viel Gewicht mit sich herum (Quelle: statista.com 2019). Mehr als 20 Prozent von ihnen gelten als adipös (fettleibig), das heißt sie haben einen Body-Mass-Index von 30 kg/m2 oder darüber. Damit steigt auch die Zahl der Patienten mit einem Typ-2-Diabetes, denn Adipositas ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für diesen Diabetestyp. Umgekehrt kann sich der Zuckerstoffwechsel verbessern, wenn Patienten es schaffen Gewicht zu verlieren. In manchen Fällen geht dies nicht ohne eine Operation. Nun wurde eine neue Patientenleitlinie veröffentlicht, die Betroffenen Klarheit gibt, in welchen Fällen eine solche Operation bei Adipositas möglich ist, welche Operationsverfahren infrage kommen und wie die Anschlussbehandlung abläuft.
Wann kommt eine Operation bei Adipositas in Frage?
Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) begrüßt die Veröffentlichung als fachlich fundierte und verständliche Orientierungshilfe für Betroffene und Angehörige. In der Diabetesberatung seht zwar zunächst eine gute Blutzuckereinstellung im Vordergrund, parallel dazu werden aber, sofern notwendig, immer auch Möglichkeiten zur Gewichtsreduktion angesprochen. „An erster Stelle steht dabei das sogenannte Basisprogramm aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie“, sagt Lars Hecht, Vorstandsmitglied des VDBD und Wissenschaftlicher Leiter der VDBD AKADEMIE. Erst wenn diese Therapiemöglichkeiten erfolglos bleiben und der Blutzucker auch medikamentös nicht gut kontrolliert werden kann, kommt ein chirurgischer Eingriff zur Verbesserung der Stoffwechselsituation infrage. Eine Ausnahme hiervon bilden Patienten mit einem hohen BMI von mehr als 40 kg/m2; hier empfiehlt die Leitlinie eine Operation auch unabhängig von der Blutzuckereinstellung.Welche Operationsmethoden werden angewandt?
Dann kommen unterschiedliche Operationsverfahren zum Einsatz – vom einfachen Magenband, das von außen um den Magen gelegt wird und das Magenvolumen verringert, über eine operative Verkleinerung des Magens bis hin zu komplexeren Bypass-Eingriffen, die den Nahrungsbrei um den Magen und Teile des Dünndarms herumleiten und so die Aufnahme von Nährstoffen begrenzen. „Dabei gilt vereinfacht gesagt: Je aufwändiger das Verfahren, desto besser sind die Ergebnisse, aber desto mehr Nebenwirkungen und Risiken sind auch damit verbunden“, sagt Hecht. Ausschlussfaktoren für eine Operation bei Adipositas werden in der Leitlinie ebenfalls thematisiert. Hierzu zählen körperliche Faktoren wie eine bestehende oder unmittelbar geplante Schwangerschaft oder eine unbehandelte hormonelle Störung. Auch psychische Störungen können ein Grund sein, von einer Operation abzuraten. Patienten in labilem psychischem Zustand, mit einer unbehandelten Ess-Brech-Sucht oder mit einer bestehenden Alkohol- oder Drogenabhängigkeit sollten vor einer Operation zunächst psychotherapeutisch stabilisiert werden.Die Patientenleitlinie zur Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen ist im Internet frei zugänglich unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/088-001.html
Quelle: Medieninformation Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) vom 27. August 2020.
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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller