Luftverschmutzung als Diabetes-Beschleuniger?
Diabetes betrifft immer mehr Kinder
Etwa 30.500 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre sind in Deutschland an Typ-1-Diabetes erkrankt. Es ist die häufigste Stoffwechselerkrankung in dieser Altersgruppe – mit steigender Tendenz. Bis 2020 erwarten Forscher eine Verdoppelung der Erkrankungsfälle bei Kindern unter 5 Jahren. Umweltfaktoren sollen dafür mit verantwortlich sein. Diese These wird nun durch eine Auswertung von Daten* aus dem DiMelli Register gestützt, das am Institut für Diabetesforschung in München geführt wird. Hier werden bayernweit die Neuerkrankungen aller Diabetestypen bei Kindern und Jugendlichen registriert und analysiert.Luftbelastung hat Einfluss
Die Forscher des Helmholz Zentrums in München haben die Daten von 671 Patienten untersucht, die zwischen 2009 und 2013 im DiMelli Register erfasst wurden. Dafür haben sie Blutproben der Patienten analysiert, die zum Zeitpunkt der Diagnose abgenommen worden waren. Parallel wurden die Daten zur Luftverschmutzung am Wohnort der Kinder herangezogen. Das Ergebnis: Kleine Kinder aus einem Wohnumfeld mit einer hohen Belastung an Feinstaub und Stickstoffdioxid erkrankten im Schnitt drei Jahre früher an Typ-1-Diabetes als Kinder, die dieser Belastung nicht ausgesetzt waren.Typ-1-Diabetes entwickelt sich schneller
Die Daten legen die Vermutung nahe, dass Luftverschmutzung die Erkrankung beschleunigt („triggert“). Sie ist allerdings nicht die eigentliche Ursache für den Typ-1-Diabetes. Wodurch diese Stoffwechselerkrankung ausgelöst wird, in deren Verlauf die Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden, ist bisher nicht bekannt. Fest steht aber, dass Kinder und Jugendliche schon Jahre vor der Diagnose typische Autoantikörper im Blut haben, die sich nachweisen lassen. Vererbung spielt dabei nur eine geringe Rolle: Nur etwa 5 % der Kinder mit Typ-1-Diabetes haben Verwandte ersten Grades (Eltern, Geschwister), die ebenfalls an dieser Diabetesform erkrankt sind.* Ambient Air Pollution and Early Manifestation of Type 1 Diabetes. A. G. Ziegler et al.; Epidemiology, doi: 10.1097/EDE.0000000000000254; 2015
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