Look ahead: Lebensstil wirkt – aber keine Wunder
Eine Langzeitstudie untersuchte die Wirkung eines Programms zur Lebensstiländerung. Erste Ergebnisse der US-amerikanischen Look ahead-Studie wurden Ende Juni auf dem Kongress der American Diabetes Association (ADA) in Chicago präsentiert.5.145 übergewichtige Typ-2-Diabetiker wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, eine mit einem Lebensstil-Programm, das auf Gewichtsreduktion und mehr Bewegung ausgelegt war, und eine Kontrollgruppe mit (für US-Verhältnisse) normaler Diabetesschulung.
Nach einem Jahr waren die Effekte der Lebensstiländerung am stärksten, die Teilnehmer hatten 8,6 Prozent ihres Gewichts verloren, die in der Kontrollgruppe nur 0,7 Prozent.
Nach zehn Jahren allerdings hatten sich die Effekte der beiden Gruppen angenähert: Zwar hatten die Patienten in der Lebensstilgruppe immer noch 6,0 Prozent ihres Ausgangsgewichts verloren, doch auch in der Kontrollgruppe waren es 3,5 Prozent weniger.
Ähnlich wie das Gewicht änderten sich auch Blutzucker und Blutdruck, das „gute“ HDL-Cholesterin und die Fitness stiegen und auch die Stimmung der Patienten. Die Patienten brauchten weniger Insulin und auch weniger LDL-Cholesterin-senkende Medikamente, das „schlechte“ Cholesterin sank trotzdem in beiden Studienarmen, wenn auch in der Kontrollgruppe etwas stärker.
Um 31 Prozent sank in der Gruppe mit Lebensstiländerungen im Vergleich zur Kontrollgruppe das neue Auftreten von schweren Nierenschädigungen, das einer Retinopathie um 14 Prozent. Zudem waren für die Patienten mit Lebensstiländerung die Kosten für Krankenhausaufenthalte und auch für Medikamente geringer als für die Kontrollgruppe.
„Es gibt viele Vorteile einer intensiven Lebensstil-Änderung“, fasste die Studienleiterin von Look ahead, Prof. Dr. Rena Wing, Providence, zusammen. Leider, leider wurde die Studie hauptsächlich konzipiert, um die Effekte eines Lebensstil-Programms auf die Anzahl an Infarkten, Schlaganfällen, kardiovaskulär bedingtem Tod und Krankenhauseinweisungen wegen Angina pectoris zu untersuchen. Bei diesem Summen-Parameter und auch den einzelnen Endpunkten fanden die Forscher keine Unterschiede zwischen der Lebensstil- und der Kontrollgruppe.
Dafür könne es verschiedene Erklärungen geben, sagte Wing in Chicago: Vielleicht müssen größere Gewichtsunterschiede über eine längere Zeit aufrechterhalten werden, um einen Effekt zu sehen. Vielleicht hat auch die medizinische Behandlung der Kontrollgruppe die unter Umständen vorhandenen Vorteile wieder ausgeglichen; die Ärzte der Patienten in beiden Gruppen hatten während der zehn Jahre freie Hand, ihre Behandlung anzupassen. Schließlich könne es auch schlicht sein, dass solche Interventionen früher in der „Diabeteskarriere“ stattfinden müssen.
Die Organisatoren von Look ahead werden die Patienten der Studie weiter beobachten, auch wenn die eigentliche Lebensstil-Intervention gestoppt wurde. Man wird also auf jeden Fall weitere Erkenntnisse über die Folgen einer solchen Intervention gewinnen.
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