Glukosekontrolle wichtiger denn je
Der Körper vergisst keine Überzuckerung
Gute Glukosekontrolle wichtiger denn je LifeScan-Symposium im Rahmen der 44. Jahrestagung der DDG: Wie kann bei gestörter Glukosetoleranz die Manifestation eines Typ-2-Diabetes möglichst lange hinausgezögert werden? Wie muss ein modernes Glukosemonitoring gestaltet sein, damit diabetesbedingte Folgeerkrankungen, die den Hauptkostenfaktor im Indikationsgebiet Diabetes ausmachen, weitgehend verhindert werden können? Mit diese zentralen Fragen beschäftigte sich das LifeScan-Symposium “Glykämische Variabiltät & Metabolisches Gedächtnis – Von der Kontroverse zum Konsens”. Anlässlich der diesjährigen Jahrestagung der DDG in Leipzig haben namhafte Experten am 20. Mai 2009 zur Glukosekontrolle bei Diabetes mellitus diskutiert. Die Veranstaltung wurde von der Landesärztekammer Sachsen mit drei Fortbildungspunkten zertifiziert und war damit bundesweit zur Zertifizierung anerkannt. In seiner Begrüßung brachte der Vorsitzende des Symposiums, Professor Stephan Matthaei, Chefarzt des Diabetes-Zentrums Quakenbrück, die wesentliche Botschaft der großen klinischen Studien zur antihyperglykämischen Therapie des Typ-2-Diabetes aus 2008 auf den Punkt: Eine nahe-normoglykämische Blutzuckereinstellung unter Vermeidung von Nebenwirkungen, insbesondere schwerer Hypoglykämien und ausgeprägter Gewichtszunahme, sollte angestrebt werden. Eine sichere HbA1c-Zielwerterreichung ist damit wichtiger Bestandteil einer multifaktoriellen, zielwertorientierten Therapie des Typ-2-Diabetes, um diabetische Folgeerkrankungen zu reduzieren. Einführend betonte Professor Manfred Dreyer, Diabetologe und Leiter des Zentrums für Innere Medizin im Asklepios Westklinikum Hamburg, dass der HbA1c als Parameter international akzeptiert und etabliert sei und bleibe. “Allerdings können die beobachteten diabetischen Folgekomplikationen nur teilweise mit den Abweichungen vom HbA1c-Zielwert erklärt werden – neben genetischen Faktoren könnten daher weitere pathophysiologische Schädigungsmechanismen, wie eine erhöhte Variabilität der Blutglukose, zukünftig von Bedeutung sein. Insbesondere wird die Prävention von Hypoglykämien eine eigenständige, besondere und noch wichtigere Rolle spielen.” Dysglykämische Effekte auf zellulärer Ebene Dr. Michael Morcos, Diabetologe an der Medizinischen Klinik der Universität Heidelberg, vertiefte den Aspekt, dass die Güte der Stoffwechseleinstellung zu Beginn der Diagnose auch noch viele Jahre später das Risiko für das Auftreten diabetischer Folgeerkrankungen signifikant beeinflusst. Dieser Mechanismus wird als “Legacy Effect” bzw. “Metabolic Memory” bezeichnet. Er basiert u. a. auf der Aktivierung zellulärer Abwehrsysteme, oxidativem Stress und der Bildung so genannter “Advanced Glycation End-Products” (AGEs). Von großer Bedeutung für anzustrebende Zielwerte in der Diabetestherapie ist hierbei, dass die durch Hyperglykämie induzierten Mechanismen gerade auch bei Schwankungen des Blutzuckerspiegels zum Tragen kommen. Die glykämische Variabilität muss also als eigenständiger Risikofaktor für das Auftreten diabetesbedingter Komplikationen angesehen werden. Diabetesprävention konkretisiert Peter Schwarz, Professor für Prävention und Versorgung des Diabetes am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, übertrug in seinem Vortrag die auf Zellebene gewonnenen Erkenntnisse von Morcos in Vorschläge für konkrete Präventionsmaßnahmen. “Die Diabetesprävalenz liegt schon heute bei acht Millionen diagnostizierten Typ-2-Diabetikern. Bis zum Jahr 2010 werden weitere 1,5 Millionen hinzu kommen. Dramatisch hierbei ist, dass über 50% der Typ-2-Diabetiker bereits mit mikrovaskulären und kardiovaskulären Folgeerkrankungen diagnostiziert werden.” Ein frühes, allgemeines Screening sei lohnenswert, da dann durch die Änderung des Lebensstils eine sehr erfolgreiche Diabetesprävention möglich wäre. Der glykämischen Variabilität, bei Prädiabetes insbesondere durch postprandiale Hyperglykämien, sollte auch nach Ansicht von Schwarz besonderes Augenmerk gelten. Modernes Glukosemonitoring mit der Glukosetrias Der Dresdner Professor Markolf Hanefeld, Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer der TU Dresden, führte die wesentlichen Erkenntnisse aus den Beiträgen seiner Vorredner für ein modernes Glukosemonitoring unter einem Begriff zusammen: Die Glukosetrias bestehend aus Nüchternblutzucker, postprandialer Glukose und glykämischer Variabiltät. “Diese drei Parameter sind entscheidend für eine effektive Glukosekontrolle und müssen im vereinbarten Zielkorridor gemanagt werden, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Die Messzeitpunkte des Patienten werden dabei je nach Art der Therapie und der persönlichen Lebenssituation festgelegt”, so Hanefeld. Schließlich fasste der Vorsitzende Matthaei den Stufenplan der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zur antihyperglykämischen Therapie des Typ-2-Diabetes zusammen und betonte dabei die Bedeutung einer rechtzeitigen Insulintherapie bei Nichterreichen der Zielwerte.Kategorisiert in: 2009, Nachrichten, vor 2010
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