Forschung: Herzpflaster aus dem Labor
Bei einem Herzinfarkt stirbt Herzmuskelgewebe ab
Jedes Jahr erleiden rund 200.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt. Viele davon sind zusätzlich an Diabetes erkrankt. Auch wenn heute dank einer guten Notfallversorgung mehr als drei Viertel der Betroffenen überleben: Ganz erholt sich das Herz von diesem traumatischen Ereignis nicht mehr. Wird der Herzmuskel – etwa durch einen Infarkt – geschädigt, bleibt grundsätzlich verletztes Gewebe zurück. Dies führt bei rund einem Viertel der Infarktpatienten zu einer chronischen Herzschwäche. „Unter dieser sogenannten Herzinsuffizienz leiden sehr viele Patienten in Deutschland. Umso wichtiger ist es, dass die Forschung hier vorangetrieben wird“, sagt Professor Dr. med. Claus F. Vogelmeier, Kongresspräsident der diesjährigen Jahrestagung der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V.Herzpflaster soll die Herzfunktion verbessern
Um den Herzmuskel zu reparieren, wollen Forscher das lädierte Gewebe mit sogenannten Herzpflastern überbrücken. Das sind Gewebeflicken aus kontraktionsfähigen Herzmuskelzellen, die im Labor gezüchtet werden. Derzeit arbeiten etliche Labore weltweit mit verschiedenen Stammzellen, aus denen sich Herzmuskelzellen gewinnen lassen. Diese Zellen lassen sich entweder direkt in den Herzmuskel spritzen oder auf einem Gerüst aus Collagen oder Fibrin zu einem spontan schlagenden Herzmuskelflicken vorzüchten. Diese auch als „Engineered heart tissue“ (EHT) bezeichneten Gewebe werden in einem chirurgischen Eingriff auf die Oberfläche des Herzens aufgenäht, wachsen an und bilden neues Herzgewebe.Studie mit schwer erkrankten Herzpatienten für 2020 geplant
Sowohl die Injektion von Herzmuskelzellen als auch das Aufbringen von Herzpflastern sind bereits erfolgreich bei verschiedenen Tierarten getestet worden. „Zum Teil ließen sich beeindruckende Mengen von neuem Herzmuskelgewebe nachweisen“, erklärt Professor Dr. med. Thomas Eschenhagen, Vorstandsvorsitzender des DZHK und Institutsdirektor am Zentrum für Experimentelle Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Bis auf Herz-Rhythmusstörungen, zu denen es nach einer Zellinjektion vorübergehend kommen könne, seien keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten – insbesondere keine Tumoren, die als gefürchtetes Risiko bestimmter Stammzellenarten gelten. Zwar sind noch einige Fragen offen, unter anderem dazu, wie sich mögliche Abstoßungsreaktionen verhindern lassen. Dennoch sind die Mediziner zuversichtlich, schon in absehbarer Zeit Patienten mit den neuen Zellen behandeln und ihre Herzfunktion wieder verbessern zu können. Bereits im kommenden Jahr sollen in einer Studie erste Herzpflaster an Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz getestet werden, die ansonsten auf ein Spenderherz angewiesen wären.Quelle: Presseinformation zum 125. Kongress der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. vom 4. bis 7. Mai 2019 in Wiesbaden.
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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller