Die wichtigsten Diabetes-Nachrichten 2018
Insulin Tresiba® kehrt nach Deutschland zurück
Medikamente in der Diabetestherapie – was gibt es Neues?
Beim Europäischen Diabeteskongress EASD in Berlin Anfang Oktober 2018 wurden die neuen Therapieempfehlungen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes präsentiert. Basistherapie des Typ-2-Diabetes sind nach diesen Empfehlungen der Fachgesellschaften weiterhin Metformin und Lebensstilintervention (Gesunde Ernährung und Bewegung). In der zweiten Stufe soll ndie medikamentöse Therapie auf den Erkranken individuell abgestimmt werden. Komplikationen vermeiden und Lebensqualität erhalten sind dabei die obersten Ziele. Dafür stehen heute Medikamente aus der Gruppe der SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptor Antagonisten zur Verfügung, die auch mit Metformin kombiniert werden können. Zudem bleibt die Insulintherapie ein Mittel der Wahl bei Patienten, bei denen diese Medikamente nicht ausreichen. Mehr zu GPL-1 Analoga und anderen Diabetesmedikamenten der neuen Generation lesen Sie hier auf diabetes-news.Neue Version des Dexcom CGM-Systems
Seit Oktober 2018 ist das rtCGM-System („rt“ steht für „real time“ – Echtzeit) von Dexcom in einer neuen Version zur Verfügung. Das Dexcom G6 System ist von Werk aus kalibriert, damit entfällt die bisherige Kalibration über die Blutzuckermessung. Mit anderen Worten: Mann muss nicht mehr über „Fingerpieks“ kalibrieren (kann es aber, wenn man möchte). Der Sensor hat nun eine Laufzeit von zehn Tagen – bisher waren es sieben Tage. Das Alarmsystem wurde um eine zusätzliche Funktion erweitert: Sieht das System voraus, dass der Gewebezucker in den kommenden 20 Minuten unter eine kritische (individuelle) Unterzuckerungs-Schwelle fallen könnte, ertönt ein Vorab-Alarm („Urgent Low Soon“). Auch die Ausstattung hat sich mit dem neuen Dexcom G6 verändert: Der Transmitter ist nun 30 % kleiner, und es gibt eine neue Setzhilfe.FreeStyle Libre in der Version 2
Seit Ende 2018 gibt es die nächste Generation des Flash Glucose Monitoring Systems (FGM) FreeStyle Libre. Im Gegensatz zum rtCGM hatte dieses System bisher keine Alarmfunktion, um vor einer bevorstehenden Unterzuckerung zu warnen. FreeStyle Libre 2 verfügt nun über eine optionale Alarmfunktion: Auf Wunsch können sich die Nutzer bei zu hohen oder zu niedrigen Glukosewerten in Echtzeit warnen lassen. Zudem gibt es jetzt eine Warnmeldung (Alarmton oder Vibration), wenn der Sensor und das Lesgerät nicht miteinander kommunizieren. Zum rtCGM-System wird FreeStyle Libre damit allerdings (noch) nicht, da ein Scannen der Werte mit dem Lesegerät weiterhin erforderlich ist.Neu im Internet: Der BE- und Mahlzeitenrechner
- Wie viele BE bzw. KE enthält meine Mahlzeit?
- Wie viele Kalorien hat welches Lebensmittel bzw. welches Produkt aus dem Supermarkt bzw. Essen im Restaurant?
- Und wie empfehlenswert ist es aus Sicht von Ernährungsexperten?
Neues Schulungsprogramm für Diabetes Typ F
Wenn ein Angehöriger an Diabetes erkrankt ist, betrifft das auch Familie und Freunde. Dieses Thema rückt immer mehr in den Blickpunkt. Es gibt inzwischen einen eigenen Begriff dafür der immer häufiger zu hören ist: Diabetes Typ F (für Familien, Freunde). Seit September 2018 gibt es nun auch eigenes Schulungsprogramm, das Angehörige von Menschen mit Diabetes in den Mittelpunkt stellt. Es heißt „DiaLife – zusammen leben mit Diabetes“. Mehr zu diesem Schulungsprogramm lesen Sie hier.Glukagon als Nasenspray: Zulassung beantragt
Das amerikanische Unternehmen Eli Lilly and Company hat im August 2018 mitgeteilt, dass es in den USA und in Europa die Zulassung des Hormons Glukagon als Nasenspray zur Anwendung bei schweren Unterzuckerungen (Hypoglykämien) beantragt. Bisher muss Glukagon gespritzt werden. Nun hat das neue Glukagon-Nasenspray erfolgreich die Phase 3 der klinischen Studien abgeschlossen. Eli Lilly hat bei den zuständigen Behörden in den USA und in Europa die Zulasssung beantragt und will das nasale Glukagon schnellstens auf den Markt bringen, erklärte Thomas Hardy, leitender medizinischer Direktor im Unternehmen, gegenüber dem US-Fachmagazin Endocrine Today im Juli 2018.
Hürde gesenkt für Magen-OP bei adipösen Diabetikern
Die neue Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“ sieht vor, dass eine Magen-OP bei stark übergewichtigen Typ-2-Diabetikern künftig schneller möglich sein soll. Bisher lehnen viele Krankenkassen die Kostenübernahme häufig ab mit der Begründung, eine Gewichtsabnahme sei auch auf „normale“ Weise möglich. Nun kann Patienten mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 40 kg/m² zur Verbesserung des Stoffwechsels künftig schneller zur Magenoperation geraten werden. Sie brauchen keinen Nachweis mehr erbringen, dass die Möglichkeiten der Gewichtsregulierung ausgeschöpft sind und nur noch die metabolische Operation helfen kann. Bei einem BMI über 50 kg/m² ohne Begleiterkrankungen kann ebenfalls sofort operiert werden.
Deutscher Ärztetag kippt das Fernbehandlungsverbot
Im Mai 2018 hat der Deutsche Ärztetag mit großer Mehrheit das Fernbehandlungsverbot gelockert. Damit wurde der Weg frei für die Beratung und Behandlung von Patienten per Videosprechstunde. Nun ist Ärzten eine telemedizinische Beratung und Behandlung erlaubt, wenn sie dem Arzt vertretbar erscheint, die ärztliche Sorgfaltspflicht gewahrt bleibt und eine Dokumentation erfolgt.
Typ-1-Diabetes: Risikogene bei Kindern besser abschätzen
WissenschaftlerInnen des Helmholtz Zentrums München haben einen Test weiterentwickelt, mit dem sich früh herausfinden lässt, ob ein Kind wahrscheinlich an Typ-1-Diabetes erkranken wird. Eltern in Bayern, Niedersachen und Sachsen können ihr Baby in der Geburtsklinik oder bei einem der ersten Kinderarztbesuche kostenlos auf das Typ-1-Risiko untersuchen lassen. Kinder, die Risikogene für Typ-1-Diabetes aufweisen, können an einer Studie teilnehmen, die der Entstehung dieser Erkrankung vorbeugen soll.
Neue Leitlinie: Diabetiker im Straßenverkehr
Im April 2018 wurde die neue europäische Leitlinie „Diabetes und Straßenverkehr“ veröffentlicht. Die Leitlinie schafft endlich Klarheit zu einem Thema, das seit Jahren immer wieder diskutiert wird: Wie kann die Fahreignung bei Diabetes nach anerkannten medizinisch-wissenschaftlichen Grundsätzen bewertet werden? So wurde in der Vergangenheit häufig die Meinung vertreten, dass Diabetiker, die mit Insulin behandelt werden, nicht als Busfahrer oder Lkw-Fahrer arbeiten könnten. Oder dass ein hoher Langzeitblutzucker Grund genug sei, einem Menschen mit Diabetes den Führerschein zu verweigern. Dies trifft nicht zu, wie die Leitlinie belegt. „Nach allen verfügbaren Untersuchungen ist die Unfallhäufigkeit bei Menschen mit Diabetes nur unwesentlich erhöht“, berichtet DDG Experte Professor Dr. Reinhard Holl, Epidemiologe der Universität Ulm, Koordinator und Mitautor der Leitlinie.Mehr zur neuen Leitlinie lesen Sie hier.
Hoch konzentriertes Insulin eröffnet neue Möglichkeiten
Was Diabetes-Folgeerkrankungen kosten
Wie wichtig eine frühzeitige und gute Behandlung der Diabeteserkrankung ist, zeigt eine im Januar 2018 veröffentlichte Untersuchung der Helmholtz-Zentrums München. Dort hat man erfasst, welche Kosten Diabetes-Folgeerkrankungen verursachen.In der Studie wurden die Daten von mehr als 300.000 Menschen mit Typ-2-Diabetes aus den Jahren 2012 bis 2015 untersucht. Zur Ermittlung der Durchschnittskosten einzelner Diabetes-Folgeerkrakungen stellten die Autoren eine Beispielrechung für einen Mann zwischen 60 und 69 Jahren auf. Allein im Quartal, in dem die entsprechende Folgeerkrankung auftritt, kostet dies
- bei einem Augenleiden (Retinopathie) rund 700 Euro
- bei Erblinden etwa 3.000 Euro
- bei Nierenschäden rund 3.400 Euro, bei Nierenversagen (Dialyse) rund 23.000 Euro
- bei einem Diabetischen Fuß etwa 1300 Euro, bei einer Amptation über 14.000 Euro
Die durchschnittlichen Kosten bei Herz-Kreislauferkrankungen liegen zwischen 2.700 und 20.000 Euro.Ausführliche Informationen zu einzelnen Diabetes-Folgeerkrankungen finden Sie in der großen Rubrik Wissen hier auf diabetes-news.
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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller