Diabetikeraufruf an die Politik
Aufruf der Diabetiker an die Politik
Manfred Wölfert, DDB Diabetes mellitus entwickelt sich zu einem der größten Probleme in der Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung. Nicht nur, dass praktisch 10 Prozent von uns daran leiden – mit den gesamten negativen Auswirkungen. Sondern unser Sozialsystem wird hierdurch erheblich belastet. Auch jeder 10. Politiker ist von Diabetes betroffen, vielleicht weiß er es nur noch nicht: Denn die Krankheit ist schleichend. Ich möchte zum wiederholten Male darauf hinweisen, dass das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erneut ein nach Auffassung der beteiligten Fachgesellschaften und Betroffenenverbände fehlerhaftes Gutachten (kurzwirksame Insulin-Analoga Typ 1) dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vorgelegt hat. In dem Bericht sind weder die Stellungnahmen der Betroffenen noch das Review eines Wissenschaftlers berücksichtigt worden. Wenn dieses zur Grundlage der G-BA-Entscheidung zur Versorgung der Diabetiker gemacht wird, wie es bereits bei ähnlicher Fragestellung zur Versorgung der Diabetiker Typ 2 geschah, wird eine erhebliche Verschlechterung der Diabetikerversorgung eintreten – jetzt auch der Kinder, der jüngeren Menschen und aktiv im Leben stehenden Betroffenen (also auch Politiker). Das alles wäre mehr als bedauerlich, da sich das IQWiG bei seiner Darstellung des Nutzens kurzwirksamer Insulin-Analoga auf eine eigene Methodik stützt, die von weiten Teilen der Fachwelt und der Betroffenen als fehlerhaft abgelehnt wird. Es ist zu befürchten, dass das Bundesgesundheitsministerium die aus unserer Sicht fehlerhafte Bewertung des IQWiG übernehmen wird. Dies, obwohl es kein europäisches Land gibt, in dem die Vorteile der kurzwirksamen Insulin-Analoga so kleingeredet werden, wie bei uns. Ich will den Fehler, der hier gemacht wird, illustrieren: Wird man in einen dunklen Raum geschickt, um nachzusehen, ob sich darin ein bestimmter, schwierig zu erkennender Gegenstand befindet, sollte man keine Sonnenbrille aufsetzen! So geht das IQWiG aber vor, nach dem Motto: Nur was so klar zu erkennen ist, dass es sogar im Dunkeln sichtbar ist, ist vorhanden. Die Realität, in der der Diabetiker sich bewegen muss, wird hierbei nicht berücksichtigt. Das IQWiG ignoriert die zahllosen Einwände der Betroffenen, der Fachverbände, der Fachleute und selbst der eigenen Reviewer: Nimmt man so eine objektive Darstellung der Probleme vor? Indem man systematisch unter Hinweis auf die eigene Methodik alle Einwände vernachlässigt? Es hat den Anschein, dass der G-BA und das IQWiG sich sogar über die Bestimmung des Wettbewerbsstärkungsgesetzes (WSG) hinwegsetzen wollen, das ausführt, dass die Methodik an internationale Standards anzugleichen ist und Einwände zu berücksichtigen habe. Nach meiner Auffassung, die deckungsgleich mit der von Staatssekretär Dr. Schröder ist, sind G-BA und IQWiG verpflichtet, die zur Zeit verhandelte Frage der Kostenerstattung kurzwirksamer Insulin-Analoga bei Typ-1-Diabetikern erneut nach einer neuen Methodik aufzuarbeiten. Das IQWiG hat angekündigt, Berichtspläne zur Diskussion zu stellen. Bereits jetzt ist anzumerken, dass Änderungen ohne Angabe von Gründen einen schweren Verstoß gegen die allgemeinen Regeln darstellen würden. Insofern muss eine vollständige Offenlegung der Entscheidungsgründe erwartet werden können. Es ist höchste Zeit, dass die Politiker diese komplexe Materie nicht der Meinung einer Einzelperson überlassen, die sich den Kampf gegen die Diabetiker auf die Fahnen geschrieben hat. Denken Sie daran, es kann auch Sie erwischen! Manfred WölfertKategorisiert in: 2007, Nachrichten
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