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Glykämischer Index (GI) und glykämische Last (GL) Sinnvolle Kennzahlen? Oder überflüssige Modeerscheinung? Diplom-Oecotrophologin Ulrike Gonder erörtert, inwiefern GI und GL als pragmatische Orientierung auch für gemischte Mahlzeiten Sinn machen können. |
In einem aufschlussreichen Tierversuch wurde der Einfluss des GI auf Glucosehomöostase und Fettstoffwechsel von Ratten untersucht, und zwar unabhängig von Ballaststoffgehalt, Geschmack und Energiedichte (2): Das Futter unterschied sich einzig im GI. Tiere, die Futter mit hohem GI fraßen, hatten bei gleichem Körpergewicht deutlich mehr Körperfett und weniger magere Muskelmasse. Ihre Glucosetoleranz verschlechterte sich, die Struktur der Inselzellen zeigte Defekte und die Triglyceridspiegel stiegen. Kurz: Ihr Stoffwechsel ähnelte dem eines Patienten mit Metabolischem Syndrom.
Der GI hat also Einfluss auf den postprandialen Stoffwechsel. Doch der Insulinbedarf hängt nicht nur vom GI, sondern auch von der insgesamt verzehrten Kohlenhydratmenge ab. Darüber gibt der GI keine Auskunft, er bezieht sich stets auf 50g KH. Das entspricht rund 100g Weißbrot oder einem guten Kilo Möhren, eine Menge, die üblicherweise nicht auf einmal verzehrt wird. Aus diesem Grund wurde zur Beurteilung von Mahlzeiten die Glycämische Last (GL, glycemic load) eingeführt. Sie berücksichtigt sowohl den GI der Lebensmittel als auch die Kohlenhydratmenge der tatsächlichen Portion.
In zwei großen Beobachtungsstudien konnte gezeigt werden, dass vor allem bei übergewichtigen Frauen das Risiko für Diabetes und Herzinfarkt parallel zur GL der verzehrten Mahlzeiten ansteigt (3). Auch Risikoparameter wie C-reaktives Protein und Triglyceridspiegel stiegen in diesem Kollektiv mit zunehmender GL an (4).
Noch reichlich Forschungsbedarf
Doch auch die GL ist heftig in der Kritik: Zu ungenau, Multiplikation von Fehlern, zudem würden die insulinämischen Effekte von Fettsäuren und Proteinen nicht berücksichtigt. Sicher ist, dass es noch reichlich Forschungsbedarf gibt, vor allem hinsichtlich der langfristigen Wirkungen von Kostplänen mit niedriger GL. Aber: Die bisher vorliegenden Studien ergaben u.a., dass eine kohlenhydrat- und GI-reduzierte, eiweißbetonte, fettnormale Kost (= niedrige GL) zu deutlich geringeren postprandialen Insulin- und Glukosespiegeln führt, vor allem bei Patienten mit Insulinresistenz. Zudem verbesserten sich in den meisten Studien zahlreiche Parameter des Fettstoffwechsels wie Triglyceride und HDL-Cholesterin. Validierungsstudien zeigen, dass sich GI und GL zwar nicht eignen, um mit Nachkommastellen zu rechnen. Als pragmatische Orientierung, auch für gemischte Mahlzeiten, scheinen sie jedoch viel versprechend und ausreichend valide zu sein (5).
Literatur:
1. Pareira, M et al.: JAMA 2004: 292, 2482-2490.
2. Pawlak, DB et al: Effects of dietary glycemic index on adiposity, glucose homoeostasis, and plasma lipids in animals. Lancet 2004: 364, 778-785
3. Salmeron, J et al.: JAMA 1997: 277, 472-477.
4. Liu, S et al: Relation between a diet with a high glycemic load and plasma concentrations of high-sensitivity C-reactive protein in middle-aged women. Am J Clin Nutr 2002: 75, 492-498.
5. Brand-Miller, J: Am J of Clin Nutr 2005: 81, 949-950.
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