Bei schwerer Unter- oder Überzuckerung: 112 wählen
Unter- oder Überzuckerung vor allem bei einer Insulinbehandlung
Ist der Stoffwechsel gut eingestellt, treten Notfallsituationen bei Menschen mit Diabetes sehr selten auf. Zumal viele Diabetiker inzwischen Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (rtCGM) tragen, die vor niedrigen bzw. hohen Glukosewerten rechtzeitig warnen. Trotzdem sollten Angehörige und Kollegen aufmerksam sein, denn wenn es zu einer schweren Unter- oder Überzuckerung kommt, ist schnelle Hilfe lebenswichtig. Ein besonderes Risiko haben Typ-1 sowie Typ-2-Diabetiker, die mit Insulin behandelt werden. Auch Typ-2-Diabetiker, die bestimmte Medikamente zur Diabetesbehandlung (wie Sulfonylharnstoffe) einnehmen, können betroffen sein.Woran erkennt man eine Unterzuckerung (Hypoglykämie)?
Typisch für eine Unterzuckerung sind:Dann heißt es, schnell zu handeln: “Erst essen, dann messen” lautet die Devise. Kohlenhydrate in Form von Traubenzucker oder zuckerhaltigen Getränke (Cola, Orangensaft) helfen rasch, den Blutzucker wieder ansteigen zu lassen. Allerdings nehmen nicht alle Diabetiker die typischen Anzeichen einer Unterzuckerung wahr. Ohne Gegenmaßnahmen sinkt der Blutzucker weiter ab. Betroffene können das Bewusstsein verlieren.
Woran erkennt man eine Überzuckerung (Hyperglykämie)?
Typisch für eine Überzuckerung sind:Vor allem letztere verleiten zu Missdeutungen. „Ein drohendes Diabetes-Koma wird fälschlicherweise häufig als Darminfekt, Lebensmittelvergiftung oder Blinddarmreizung gedeutet“, erklärt Professor Dr. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt des Diabetes Zentrum Mergentheim.
Weitere Anzeichen sind:
- Zuckerwerte über 250 mg/dl (13,9 mmol/l)
- eine tiefe, schwere Atmung, wobei der Atem nach Azeton (ähnlich Nagellackentferner oder faulem Obst) riecht
Wie können Angehörige und Kollegen helfen?
Ob schwere Unter- oder Überzuckerung, in beiden Fällen gilt: Macht die betroffene Person einen verwirrten Eindruck oder wird gar ohnmächtig, müssen Anwesende umgehend den Notarzt unter der Rufnummer 112 verständigen.Bei einer schweren Unterzuckerung kann zudem – sofern vorhanden – Glukagon (als Gegenspieler des Insulins) verabreicht werden. Glukagon muss bisher gespritzt werden. Im ersten Halbjahr 2020 soll ein neues Glukagon-Medikament auf den Markt kommen, das in Form eines Nasenspray verabreicht werden kann. Mehr zu diesem neuen Nasenspray lesen Sie hier.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie hier auf diabetes-news.
Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe vom 4. Dezember 2019 und eigene Recherchen.
Kategorisiert in: 2020, Nachrichten, Unterzuckerung/Hypoglykämie
Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller