BABYDIÄT: Typ 1 Diabetes verhindern statt behandeln
Typ 1 Diabetes verhindern statt behandeln
Münchener Wissenschaftler legen Zwischenbericht zu Diabetesstudie vor
Ein Eingriff in die frühkindliche Ernährung soll bei Kindern mit erhöhtem Diabetesrisiko verhindern, dass Antikörper gegen die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse gebildet werden und langfristig Typ 1 Diabetes entsteht. Dass die weltweit erste Studie mit dieser Zielsetzung durchführbar ist, belegt der Zwischenbericht, den das Institut für Diabetesforschung in München für seine BABYDIÄT-Studie vorlegt. Voraussetzung für den Erfolg ist, dass die Eltern mithelfen.
Dem Bericht zufolge haben 69 von bisher 79 in Frage kommenden Familien ihr Einverständnis zur Teilnahme an der Studie erklärt. Zuvor waren seit 2001 fast 700 Kinder aus Familien mit Typ 1 Diabetes auf ihr genetisches Risiko untersucht worden, um geeignete Teilnehmer zu finden. Denn nur etwa 11 % aller Kinder mit einem an Typ 1 Diabetes erkrankten Familienmitglied haben Hoch- und Höchstrisikogene, bestimmte so genannte HLA-Genotypen, und können in die Studie eingeschlossen werden.
Um wissenschaftlich verwertbare Daten zu erhalten, sind die Forscher auf die Mithilfe der Familien angewiesen. In 3-monatigen Abständen sollen die Eltern dem Institut Blut-, Stuhl- und Urinproben der Kinder zur Verfügung stellen und 3-Tages-Ernährungsprotokolle schreiben. Sie werden gebeten Erkrankungen, verabreichte Arzneimittel, sowie die Einführung neuer Lebensmittel in den Speiseplan der Kinder in Wochenprotokollen festzuhalten. Zusätzlich werden Fragen zu demographischen Faktoren und zur Familienanamnese gestellt. Vor allem aber soll, als Kernpunkt der Studie, eine Hälfte der Kinder 6 Monate lang, die andere Hälfte 12 Monate lang glutenfrei ernährt werden.
Aus vorausgegangenen Studien hatten sich Hinweise ergeben, dass sich bei Kindern das Diabetesrisiko im Allgemeinen erhöht, wenn sie vor dem 4. Lebensmonat getreidehaltige Nahrungsmittel gefüttert bekommen. Als Ursache dafür vermutet man das Protein Gluten, ein Eiweiß, das in vielen Getreidesorten vorkommt. Bei genetisch belasteten Kindern wurde der Risikoanstieg besonders deutlich.
Man geht davon aus, dass Ernährung und Darmreife bei der Entstehung von Typ 1 Diabetes eine wichtige Rolle spielen. Darum wird in der BABYDIÄT-Studie untersucht, ob man durch eine spätere Einführung von glutenhaltiger Kost eine Entstehung des Typ 1 Diabetes, bzw. der ihm vorausgehenden Autoimmunreaktion, verzögern oder sogar verhindern kann. Welche Faktoren neben der Ernährung den Angriff des Immunsystems auf die Zellen der Bauchspeicheldrüse begünstigen, wird anhand der Daten über die sonstigen Lebensumstände der Kinder untersucht.
Dem Bericht zufolge wurden von allen bisher verlangten Blutproben fast 90 % pünktlich abgegeben. “Das ist eine sehr gute Zahl”, meint die Ernährungswissenschaftlerin Sabine Marienfeld, die am Institut für Diabetesforschung die Familien der BABYDIÄT-Studie betreut. “Zu Beginn der Studie war keineswegs klar, ob die Eltern so gut mitarbeiten würden”.
Dass die Eltern die Blutentnahmen und das Sammeln der Proben sehr gut akzeptieren, bestätigt auch Prof. Dr. med. Anette-G. Ziegler. Die Teilnahmebereitschaft habe auch mit zunehmendem Alter der Kinder nicht abgenommen, berichtet die Studienleiterin.
Damit ist eine wesentliche Fragestellung der Studie bereits beantwortet: Sind Eltern zu einer Teilnahme bereit, obwohl ihr Kind nicht erkrankt ist, sondern nur Träger eines gewissen, wenn auch erhöhten Erkrankungsrisikos?
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