Auslaufende Produktion: Frühzeitiger Wechsel zu neueren Insulinen empfohlen

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Patienten, die noch mit Humaninsulinen des Herstellers Novo Nordisk behandelt werden, sollten möglichst bald auf andere Insuline umgestellt werden. Das empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), nachdem der Pharmakonzern angekündigt hat, die Produktion seiner Humaninsuline in Kürze einzustellen.

(17.11.2024) Vom Markt genommen werden laut Novo Nordisk die Humaninsuline mit den Handelsnamen Actrapid, Actraphane und Protaphane sowie das ältere Analoginsulin Levemir und das speziell für Insulinpumpen optimierte Präparat Fiasp PumpCart. Nach Angaben des Herstellers ist die Nachfrage nach den genannten Insulinen zurückgegangen. Mit Ausnahme von Fiasp PumpCart gelten sie zudem als veraltet.

Neuere Insulin-Analoga bieten den Patienten Vorteile wie eine schnellere oder längere Wirkung und ein geringeres Risiko für Hypoglykämien. Novo Nordisk spricht daher von einer strategischen Entscheidung, die älteren Präparate bis Ende 2026 schrittweise vom deutschen Markt zu nehmen. Im Jahr 2025 werden zunächst die langwirkenden Basal-Insuline Levemir und Protaphane eingestellt, 2026 dann auch das Bolus-Insulin Actrapid und das Mischinsulin Actraphane.

Künftig nur noch Humaninsuline eines Herstellers verfügbar

Der Hersteller Sanofi-Aventis hat seine Humaninsuline bereits vom Markt genommen. In Zukunft werden nur noch Humaninsuline der Firma Eli Lilly verfügbar sein. Die DDG empfiehlt allerdings bei einer Umstellung auf Insulin-Analoga zurückzugreifen, da man nicht einschätzen kann, wie lange Eli Lilly noch Humaninsuline produzieren wird.

Für die Diabetes-Therapie ist die Abschaffung der Humaninsuline in der Regel kein Problem. Allerdings kommt es in der Umstellungsphase auf ein anderes Insulin mitunter zu stärkeren Blutzuckerschwankungen, da die Dosis und der Injektionszeitpunkt angepasst werden müssen.

Laut DDG ist dies bei den Bolus-Insulinen, die zu den Mahlzeiten verabreicht werden, meist etwas einfacher, da sich die benötigte Dosis kaum oder gar nicht verändert. Es entfällt bei schnellen Insulin-Analoga lediglich der Spritz-Ess-Abstand, was die Flexibilität aber sogar verbessert.

Etwas anspruchsvoller ist die Therapieanpassung bei langwirksamen Basal-Insulinen. Zwar bieten neuere Präparate auch hier Vorteile. Sie haben zum Beispiel eine längere Wirkdauer, so dass sie seltener gespritzt werden müssen, und einen stabileren Wirkverlauf, was sich günstig auf die Zahl der Unterzuckerungen auswirkt. Zudem ist bei Insulin-Analoga kein Schwenken zum Mischen erforderlich (wie zum Beispiel bei Protaphane). Allerdings müssen sich Behandler und Patienten bei der Umstellung an die passende Dosis herantasten. Die DDG gibt dazu Empfehlungen.

Stärkere Blutzuckerschwankungen in Umstellungsphase möglich

In der Umstellungsphase auf ein neues Insulin kann es zu stärkeren Blutzuckerschwankungen kommen. Dies ist einer der Hauptgründe, warum immer noch Patienten mit Humaninsulinen behandelt werden – bei Menschen mit Diabetes, die mit einem Insulin gut eingestellt sind, wird manchmal auf eine Umstellung verzichtet, auch wenn modernere Therapieoptionen zur Verfügung stehen. In jedem Fall sollte der Blutzucker in der Umstellungsphase engmaschiger kontrolliert werden.

Nach Angaben der DDG nutzen derzeit noch etwa 10 Prozent der Betroffenen Humaninsuline für ihre Insulintherapie. In seltenen Fällen kann diese Entscheidung auch auf eine Unverträglichkeit zurückzuführen sein. Über die Häufigkeit liegen jedoch keine Daten vor.

Wegen möglicher Lieferengpässe bei auslaufenden Präparaten wird eine frühzeitige Umstellung empfohlen. Außerdem kommt es bei der Umstellung auf ein anderes Insulin gelegentlich vor, dass sich die erste Wahl als unpassend erweist und ein erneuter Wechsel erfolgt. In solchen Fällen ist eine kurzfristige, vorübergehende Rückkehr zum bewährten Präparat manchmal eine Option, sofern dieses noch erhältlich ist.

Quellen:
Pharmazeutische Zeitung
Ärztezeitung
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ)
eigene Recherche

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Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand