Jeder Mensch hat ein individuelles Ernährungsverhalten, das bei der Behandlung berücksichtigt werden muss. Es gibt keine generellen Ernährungsempfehlungen, die für alle zutreffen. Daher sollte jeder Patient mit Diabetes individuell bezüglich seiner Ernährung beraten werden. Bei dieser Beratung muss auf seine Bedürfnisse eingegangen werden und diese müssen auch berücksichtigt werden.
Die Ernährung ist einer der wesentlichsten Faktoren für den Erfolg einer Diabetes-Therapie. Dies gilt für Patienten mit Diabetes Typ 2, Diabetes Typ 1, Gestationsdiabetes und Prädiabetes.
Empfehlungen zur Ernährung bei Diabetes
Die folgenden Empfehlungen sind modifiziert nach: Standards of MedicalCare in Diabetes-2021, Diabetes Care 2021;44(Suppl. 1):S53–S72:Ernährung bei Diabetes entspricht den Grundsätzen einer gesunden Ernährung für Jedermann. Für alle günstig ist eine ballaststoffreiche Kost aus frisch zubereiteten Speisen mit viel Gemüse und ausreichend Obst, wenig Zucker und wenig tierischen Fetten.
Am besten gesichert ist, dass eine Reduzierung von Kohlenhydraten die Blutzuckereinstellung verbessert.
Eine mediterrane Ernährung mit ungesättigten Fetten verbessert die Blutzuckereinstellung ebenfalls und senkt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Nahrungsmittel mit langkettigen-3 Fettsäuren, wie fetter Fisch oder Nüsse, senken das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Eiweiß erhöht bei Patienten mit Diabetes Typ 2 die Insulinempfindlichkeit. Bei Insulin behandelten Patienten kann das Risiko für Unterzuckerungen erhöht sein.
Getränke sollten nicht gesüßt sein. Fruchtsäfte pur getrunken sind ungünstig, da der darin enthaltene Zucker sehr schnell aufgenommen wird und zu hohen Blutzuckerspitzen führt.
Süßstoff reduziert die Kalorienzufuhr und die Kohlenhydrataufnahme. Für Patienten, die süße Getränke konsumieren, können süßstoffhaltige Getränke ein Ersatz sein. Das beste Getränk für Patienten mit Diabetes ist Wasser.
Alkoholische Getränke sind kalorienreich und bergen die Gefahr von Unterzuckerungen. Erwachsene Männer sollten daher nicht mehr als zwei alkoholische Getränke am Tag zu sich nehmen und Frauen nicht mehr als ein alkoholisches Getränk.
Diätetische Lebensmittel sind nicht erforderlich.
Alle Menschen, mit und ohne Diabetes, sollten die Kochsalzzufuhr auf < 2,3 g am Tag beschränken. Das entspricht ungefähr einem halben Teelöffel.
Die Ernährung für Menschen mit Diabetes-Typ-1 unterscheidet sich nicht von einer gesunden Vollwertkost, lediglich der Gehalt an Kohlenhydraten (BE/KE) muss geschätzt werden, um die passende Insulindosis zu ermitteln. Patienten mit Diabetes Typ 1 können ebenfalls ein metabolisches Syndrom bekommen (“Doppeldiabetes“).
Bei Patienten mit Übergewicht sollte eine Lebensstilveränderung durchgeführt werden, die zu einer Gewichtsreduktion führt.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Ernährungsprogramme mit festen Vorschriften bezüglich der Einnahme von Kohlenhydraten, Eiweiß und Fetten nicht zum Erfolg führen. Besser geeignet sind individuelle Empfehlungen, die die Gesamtkalorienmenge und die Stoffwechselziele berücksichtigen.
Gewicht zu reduzieren ist ein wesentliches Ziel
Obige Empfehlungen der Leitlinien sind wirksam, wenn man sich konsequent in Zusammenarbeit mit einer/m Ernährungsberater/in daran hält. Leider sieht die Wirklichkeit anders aus. Jahr für Jahr nimmt der Anteil der Übergewichtigen und Adipösen zu, insbesondere auch bei den Patienten mit Diabetes. Das betrifft nicht nur den Typ 2 Diabetes sondern auch den Diabetes Typ 1. Auch Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 sind nicht vor dem Trend der Zunahme an Übergewichtigen und Adipösen verschont.Viele Menschen mit und ohne Diabetes versuchen daher ihre Gewichtsprobleme über Nahrungsergänzungsmittel und spezielle Diäten in den Griff zu bekommen. Wir müssen der Realität ins Auge sehen, dass in diesem Bereich die Empfehlungen der Fachgesellschaften, sei es der ADA (amerikanische Gesellschaft für Diabetes), DDG (Deutschen Gesellschaft für Diabetes) oder DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) versagen.
Wir stellen daher hier auf diabetes-news auch Nahrungsergänzungsmittel und spezielle Diäten vor. Auch hier gilt, dass es nicht die „Methode“ gibt, die erfolgreich ist.
Der erste Satz aus den Leitlinien ist mit Sicherheit richtig:
„Jeder Mensch hat ein individuelles Ernährungsverhalten, das bei der Behandlung berücksichtigt werden muss. Es gibt keine generellen Ernährungsempfehlungen, die für alle zutreffen.“
Jeder muss den für ihn geeigneten Weg finden und auf diesem Weg unterstützt werden, um die Pandemie Adipositas, die viel mehr Opfer als COVID 19 fordert, zu beherrschen.