Generation Chips

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Edmund Fröhlich, Susanne Finsterer

Generation Chips

ISBN. Nr.: 9783902532305

Unsere Kinder und Jugendlichen werden immer fetter, weil sie sich nicht bewegen und zu viel Zeit vor dem Fernseher und der Spielkonsole verbringen. “Unsere” Kinder sind die heranwachsende Generation der westlichen Gesellschaften. Sie sterben nicht an Hunger, aber trotzdem vor ihrer eigentlichen Lebenserwartung, und zwar an den Krankheiten, die sie sich schon in jungen Jahren mit Pommes und Chips beim Computerspiel heranzüchten. Wir befinden uns in einer Zeit, in der Kids unter Alterszucker leiden.

Edmund Fröhlich, Vorstand der medinet AG (zu der u. a. Deutschlands renommierteste Klinik für Adipositas bei Kindern und Jugendlichen gehört – Spessart-Klinik in Bad Orb) und Susanne Finsterer, Journalistin und Politikwissenschaftlerin, haben eine medizinisch fundierte Streitschrift verfasst, die ein drängendes Thema endlich umfassend darstellt: die drohende Fettsucht-Epidemie unter Kindern und Jugendlichen.

Fettsucht und Kids

Bei dem Begriff “Fettsucht-Epidemie” handelt es sich nicht um den Versuch einer (medialen) Skandalisierung. Dass Fettsucht unter Kindern und Jugendlichen bereits Realität ist – weltweit in unterschiedlichem Ausmaß, in den letzten Jahren auch in EU-Europa – steht außer Zweifel. Die Autoren zeigen darüber hinaus, dass überwiegend Kinder aus sozial benachteiligten – prekarisierten – Familien vom Stigma “fett” betroffen sind.

Dabei sind die Autoren sehr differenziert vorgegangen: so beispielsweise von einer Kinder- bzw. Jugend-adäquaten Variante der Definition von Übergewicht bzw. Adipositas (Fettsucht). D.h., der von der WHO festgelegte BMI-Wert wurde entsprechend der Einteilung der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Richtung Alter und Geschlecht modifiziert. (Die entsprechenden Unterlagen: Perzentilkurven und altersdifferenzierter BMI Mädchen / Jungen werden vom Verlag nach Anfrage kostenlos zur Verfügung gestellt.)

Die wissenschaftlich fundierte Analyse des Ist-Zustandes und die langjährigen Erfahrungswerte, die den Autoren zur Verfügung standen, führen zur Schlussfolgerung: Dieses Krankheitsphänomen nimmt epidemische Ausmaße an – wenn nicht massiv gesellschaftspolitisch dagegen interveniert wird. Namhafte Wissenschaftler (Dr. Hanspeter Goldschmidt – international renommierter Chefarzt der Spessart-Klinik mit 30-jähriger einschlägiger Berufserfahrung, Prof. Dr. Volker Pudel – Leiter der ernährungspsychologischen Forschungsstelle in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universität Göttingen, u.v.a.) äußern sich in ausführlichen Interviews in “Generation Chips” in diesem Sinn.

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld

“Als Letzter gewählt, als Erster ausgeschieden und dann auch noch ausgelacht und verspottet”, so fasst ein Sporttherapeut den Schulsportalltag dicker Schüler zusammen. Neben diesem massenhaften Kinderleid stellen sich aufgrund der volkswirtschaftlichen Konsequenzen immer dringlichere Fragen. In Österreich, so die Autoren, haben die das Gesundheitsbudget belastenden Aufwendungen für Übergewicht und Fettsucht 2004 bis zu 1138,5 Millionen Euro betragen, das entspricht ca. 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Angesichts knapper öffentlicher Kassen und anhaltender Debatten über die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge ist dies ein bereits jetzt brisanter Wert. Wer aber soll die drohenden Kosten einer Epidemie, die auf die nationalen Gesundheitsbudgets zukommen, übernehmen? Womit sich die Frage nach der Verantwortung neu stellt.

Keine Angst vor dem Strafrecht

Neben der Forderung nach pädagogischen Maßnahmen wie etwa der Einführung des Schulfaches “Gesundheitskunde” oder der verstärkten verpflichtenden Einbeziehung der Kinderärzte fordern die Autoren unter bestimmten Umständen die aktive Anwendung der Straftatbestände “Unterlassene Hilfestellung”, “Vernachlässigung” und “Kindesmisshandlung” für Eltern. (Siehe dazu Interview mit Dr. Georg Ehrmann – Rechtsanwalt und geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Kinderhilfe e.V.) Diese eindeutige Stellungnahme nach strafrechtlichen Konsequenzen trotz sehr individueller Eltern-Kind-Problemlagen ist ein Tabubruch. Angesichts der im Buch aufgezeigten und durch Experten bekräftigten dramatischen Datenlage stellt sich aber die Frage, ob Kinder diesen Eltern ohne Hilfestellung bzw. Schutz überlassen werden können bzw. dürfen.

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