Stadium 1 des Typ 1 Diabetes
Im 1. Vorstadium sind zwei oder mehr Inselautoantikörper nachweisbar, welche für Typ 1 Diabetes spezifisch sind. Meist beginnt der Autoimmunprozess mit Autoantikörpern gegen das Insulin (IAA). In dieser Prädiabetes-Phase liegen die Blutzuckerwerte im Normbereich. Treten die ersten Autoantikörper bereits in jungem Lebensalter auf, liegen mehrere von ihnen vor oder kommen sie in einer höheren Konzentration vor ist mit einem schnellen Fortschreiten des Autoimmunprozesses hin zum Typ 1 Diabetes zu rechnen.Stadium 2 des Typ 1 Diabetes
Der Autoimmunprozess ist auf Grund der zunehmenden Zerstörung der insulinbildenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse mittlerweile so weit fortgeschritten, dass sich neben den Inselautoantikörpern eine Glukoseintoleranz oder eine Dysglykämie (Störung des Glukosestoffwechsels) messen lassen.Stadium 3 des Typ 1 Diabetes
Die Erkrankung bricht aus: Typische klinische Symptome treten auf. Dazu gehören übermäßiger Durst, häufiges Wasserlassen, starke Gewichtsabnahme oder Müdigkeit. Unbehandelt schreitet die Erkrankung rasch voran und kann bis zu einer gefährlichen Blutzuckerentgleisung mit Koma führen.Typ 1 Diabetes rechtzeitig erkennen
Bei jedem dritten Krankheitsfall wird die Diagnose Typ 1 Diabetes erst gestellt, wenn der Patient als Notfall mit einer Ketoazidose (Stoffwechselentgleisung) ins Krankenhaus eingeliefert wird. Dies kann vor allem bei Kindern sehr dramatisch sein. Durch eine frühzeitige Diagnose der Erkrankung bereits in Stadium 1 oder 2 ließe sich eine solche Stoffwechselentgleisung bestmöglich verhindern, denn Betroffene könnten rechtzeitig für die typischen Symptome sensiblisiert werden. Zu Diagnose der Diabetes-Vorstufen stehen Tests zur Verfügung, die unter anderem am Helmholtz Zentrum in München entwickelt wurden. Experten diskutieren deshalb, ob eine frühzeitiges Screening bei Kindern im Alter von bis zu vier Jahren sinnvoll sein kann. In Bayern wird ein solches Screening seit 2014 flächendeckend angeboten. Die Wissenschaftler hoffen, langfristig Medikamente entwickeln zu können, um die Entstehung bzw. das Fortschreiten von Typ 1 Diabetes zu verhindern. Dafür wäre es wichtig, Betroffene möglichst früh zu diagnostizieren.85 % der Typ 1 Fälle ohne Warnung
85 % der Erkrankten und ihre Angehörigen trifft die Diagnose Typ 1 Diabetes ohne Vorwarnung, denn sie haben keine Verwandten mit dieser Erkrankung in der Familie. Dabei darf Typ 1 Diabetes nicht mit Typ 2 Diabetes (“Alterszucker”) verwechselt werden, denn hier spielen sowohl Übergewicht als auch Veranlagung eine große Rolle. Enge Verwandte von Personen mit Typ 1 Diabetes haben trotzdem ein erhöhtes Erkrankungsrisiko: Die Forschung kennt rund 50 Genvarianten, die einen Typ 1 Diabetes begünstigen. Auch verschiedene Umweltfaktoren fördern den Krankheitsausbruch. Im Verdacht stehen eine Geburt per Kaiserschnitt, verschiedene Virusinfektionen, die Zusammensetzung der Darmflora und eine Antibiotika-Einnahme.Weitere Informationen:
Institut für DiabetesforschungHelmholtz Zentrum München
Univ.-Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler
Tel. 0800-828 48 68 (kostenfrei)
E-Mail: prevent.diabetes@lrz.uni-muenchen.de
www.helmholtz-muenchen.de/idf1
* Insel RA, Dunne JL, Atkinson MA, Chiang JL, Dabelea D, Gottlieb PA, Greenbaum CJ, Herold KC, Krischer JP, Lernmark A, Ratner RE, Rewers MJ, Schatz DA, Skyler JS, Sosenko JM, Ziegler AG : Staging Presymptomatic Type 1 Diabetes. Diabetes Care. 2015 (in press)