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“HbA1” und “HbA1c”

“HbA1” und “HbA1c” – Was ist das?

Die tägliche Bestimmung des Blutzuckers oder des Urinzuckers ist nur eine Momentaufnahme. Sie ist abhängig von der Tageszeit, der Wirkung der Medikamente und vor allem von der Nahrung.

Wie können Sie und Ihr Arzt aber die Güte Ihrer Blutzuckereinstellung abschätzen?

Hier hilft die Messung des HbA1c-Wertes.

“Hb” steht für Hämoglobin

Der rote Blutfarbstoff wird Hämoglobin genannt, in Kurzform “Hb”. Er ist in den roten Blutkörperchen enthalten und befördert Sauerstoff. Der Mensch hat vier Untergruppen von Hämoglobin: HbA0, HbA1, HbA2 und HbF (siehe nebenstehende Graphik).

HbA1 besteht wiederum aus Untergruppen. Eine davon heißt HbA1c, ein Wert der heute bevorzugt gemessen wird.

Das Gedächtnis der Blutzuckereinstellung

Lagert sich an HbA0 ein Zuckerteilchen an, so entsteht HbA1/HbA1c.

Man kann von einer “Verzuckerung” des Hämoglobins sprechen. Je höher der Blutzucker ist, desto mehr Zuckerteilchen lagern sich an Hämoglobin, also steigt der HbA1-Wert und der HbA1c-Wert an. Ein hoher Anteil von HbA1c spricht für hohe Zuckerwerte, also eine schlechte Zuckerbehandlung.

Die Lebensdauer eines roten Blutkörperchens und des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin beträgt in der Regel 3 Monate. Der HbA1c-Wert spiegelt also die durchschnittliche Blutzuckereinstellung der letzten 3 Monate wider. Deshalb spricht man auch vom “Gedächtnis der Blutzuckereinstellung”.

Zum Beispiel:

Wenn ein Zuckerkranker über 2 ½ Monate gut eingestellt ist, die Tage vor dem Kontrolltermin bei seinem Arzt aber schlechte Zuckerwerte hat, wird sein HbA1c gut sein, weil im Durchschnitt die Blutzuckerwerte über die längste Zeit hinweg gut waren.

Wenn ein Zuckerkranker über Monate hinweg schlechte Werte hat, wenige Tage vor seinem Arztbesuch aber fastet oder nichts ißt, kann sein aktueller Blutzuckerwert sehr gut sein. Der HbA1c wird jedoch hoch sein. Als Meßwert für die mittleren Blutzuckerwerte über die letzten 3 Monate gibt er zuverlässig die schlechte Einstellung wieder.


Es wird empfohlen, alle 3 Monate den HbA1c zu messen. Er zählt zu den Werten, die im Gesundheitspass Diabetes eingetragen werden.

Der Wert wird bei vielen Ärzten unmittelbar in der Praxis bestimmt. Das Ergebnis kann dann gleich besprochen werden. Zur Bestimmung genügt ein kleiner Blutstropfen, wie er zur Bestimmung des Blutzuckers meist ohnehin gewonnen wird.

Mit der folgenden Tabelle können Sie Ihren mittleren Blutzucker der letzten 3 Monate aus dem HbA1c ableiten:



Was ist ein wünschenswerter HbA1c-Wert?

Zur Zeit orientieren sich die Praxen neben den Leitlinien der DDG nach den Richtlinien der AWMF. Siehe anschließende Tabelle. Sie gelten für Typ 2 Diabetiker. (NBZ: Nüchternblutzucker)

  Gute Einstellung Grenzwertige Einstellung Zu hohe Einstellung
NBZ (mg/dl) 80 – 120 111 – 140 > 140
HbA1c % < 6,5 6,5 – 7,5 > 7,5

Quelle: DDG Praxis Leitlinie: Therapie des Diabetes Mellitus Typ 2 v. 2007


Für Typ1 Diabetes gilt:

Therapieziele bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1

Outcome Surrogat-Parameter Individuelles Therapieziel
Prävention mikroangiopathischer und neuropathischer Komplikationen HbA1c     < 7,0% [= 1,2% oberhalb des oberen Normalwertes]

Quelle: evidenzbasierte Leitlinie der DDG: Therapie des Diabetes mellitus Typ 1 v. 2007


Durchschnittlicher Blutzuckerspiegel (in mg/dl) = 33,3 x HbA1c (%) – 86

Quelle: Nathan D.M et al, New England Journal of Medicine, 1984


Das Risiko für Folgeschäden sinkt …

Viele Untersuchungen zeigen, dass hohe Blutzuckerwerte über längere Zeit mit hohen HbA1c-Werten zu Schäden an Auge, Nerven und Nieren führen. Wenn es gelingt den HbA1c zu senken, wird andererseits das Risiko für diese Schäden geringer: Eine große englische Untersuchung hat zum Beispiel gezeigt, dass bei Senken des HbA1c um 1 % das Risiko für Schäden an Auge und Nieren um ein Drittel sinkt!

Der HbA1c ist sicher nicht der einzig wichtige Wert. Er muß richtig eingeordnet und beurteilt werden.

… aber nur bei richtiger Handhabung

Ständig zu tiefe Zuckerwerte (häufige Unterzuckerungen) verursachen einen guten HbA1c-Wert. Die Einstellung ist dann aber trotzdem schlecht, ja sogar gefährlich!

Stark wechselnder Blutzucker mit sehr hohen und sehr niederen Werten kann im Mittel ebenfalls ein befriedigendes Ergebnis vortäuschen.

Auch die Lebensdauer der roten Blutkörperchen spielt wie oben beschrieben eine Rolle: Bei sehr kurzer oder langer Lebensdauer (bestimmte Formen der Blutarmut) wird der HbA1c entsprechend falsch, also zu nieder oder zu hoch sein.

Eine große amerikanische Untersuchung mit Typ-1-Diabetikern hat ergeben, dass es ganz entscheidend auf die Behandlungsform ankommt: Bei gleichem HbA1c-Wert können je nach Behandlungsform unterschiedlich häufig Schäden auftreten!

Fragen Sie Ihren Facharzt oder Ihren Hausarzt, der sich schwerpunktmäßig mit Diabetes-Patienten beschäftigt.

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