Eine Diabetes-Therapie beinhaltet oft auch eine medikamentöse Senkung des Blutdrucks. Aktuelle Studienauswertungen legen nahe, dass der Blutdruck nicht nur nach oben, sondern auch nach unten kontrolliert werden sollte. diabetesDE und die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) heben hervor, dass der Blutdruck bei Diabetikern nicht zu niedrig sein darf, denn sie leiden häufig an einer Verengung der Herzkranzgefäße. Fällt ihr Blutdruck zu weit ab, wird ihr Herz nicht ausreichend versorgt.
Sowohl ein hoher Blutzucker in Folge des Diabetes als auch ein zu hoher Blutdruck schädigen langfristig die Blutgefäße. Sie verstärken das Risiko eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts. Die Beobachtung der Blutdruck-Werte und die Behandlung eines zu hohen Blutdrucks sind deshalb Teil der Diabetes-Therapie.
Die DDG empfiehlt bisher einen Ruheblutdruck von nicht mehr als 130 zu 80 Milligramm Quecksilber (mm Hg). Bei gesunden Menschen ist ein Blutdruck von 120 zu 80 optimal. Auch etwas weniger schadet normalerweise nicht. Für Menschen mit Verengungen in den Herzkranzgefäßen, zu denen auch viele Diabetiker gehören, kann ein oberer Wert von 120 bereits zu wenig sein. Vor allem ein Abfall des unteren Werts auf unter 75 muss vermieden werden. Dieser untere Wert bezeichnet den Blutdruck während der Entspannung des Herzens – der so genannten Diastole. In dieser Phase wird der Herzmuskel über die Herzkranzgefäße mit frischem sauerstoffreichen Blut versorgt. Sinkt der Blutdruck in der Diastole zu weit ab, kann die Blutversorgung des Herzens beeinträchtigt werden. Wegen Verengungen der Herzkranzgefäße benötigen betroffene Diabetiker hier quasi eine “Reserve”. Sonst könnten Komplikationen auftreten. Dies legen Auswertungen einiger Studien nahe, wie Diabetes-Experten jetzt in einer aktuellen Stellungnahme von diabetesDE und DDG bekanntgaben.
Eine dieser Studien ist die ACCORD-Studie. Fast 5000 Diabetiker mit erhöhtem Blutdruck haben an dieser Studie teilgenommen. Bei der einen Hälfte der Teilnehmer wurde das Ziel angestrebt, den oberen Blutdruckwert auf unter 140 mm Hg zu senken. Bei der anderen Hälfte strebte man Werte von unter 120 mm Hg an. Der niedrigere Zielwert hatte zwar keinen Anstieg von Todesfällen oder Herzinfarkten zur Folge, aber es traten mehr Nebenwirkungen der Therapie auf. Dazu zählten starke Blutdruckabfälle mit kurzer Bewusstlosigkeit, Verlangsamungen des Herzschlags sowie Elektrolytstörungen oder Nierenschwäche.
Auch andere Studienergebnisse lassen befürchten, dass ein zu niedriger Blutdruck bei Menschen mit Verengungen der Herzkranzgefäße das Komplikations-Risiko erhöht. Die European Society of Hypertension (ESH) hat deshalb kürzlich ihre Empfehlungen neu bewertet. Ebenso empfehlen diabetesDE und DDG in ihrer aktuellen Stellungnahme einen Zielblutwert von 130-140/80-85 mmHg, wobei 130/80 mmHg weiterhin optimal sei.
Aber! Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck bei Diabetikern bedeutet nach wie vor ein hohes Risiko für Herzkreislauferkrankungen.
Die Stellungnahmen im Internet