In der Kinderwunschsprechstunde beim Endokrinologen stellen sich oft junge Frauen vor, welche eine typische Kombination von Symptomen aufweisen:
– unregelmäßige und seltene oder ausbleibende Regelblutung
– kosmetische Symptome durch männliche Hormone: Vermehrte Behaarung, scheitelbetonter Haarausfall, Akne; außerdem im Blut erhöhte Spiegel von männlichen Hormonen (Testosteron, Androstendion, DHEAS, 17-Hydroxy-Progesteron)
– Veränderungen der Eierstöcke im Ultraschall: ein sogenannter „polyzystischer“ Umbau (kleine perlschnurartige Bläschen).
Hier kann eine mögliche Diagnose das Polycystische-Ovarsyndrom (POCS) sein. Nach aktuellen Kriterien spricht man von PCOS, wenn bei erwachsenen Frauen zwei der drei Kriterien erfüllt sind.
Was hat die Diagnose „PCO-Syndrom“ mit Diabetes zu tun?
Häufig haben die betroffenen Frauen zusätzliche Symptome und Risiken:– Übergewicht und speziell Stammfettsucht (Verteilung des vermehrten Körperfettes speziell am Bauch – „viszerale Adipositas“) mit erhöhtem Bauchumfang (75%)
– Insulinresistenz: das körpereigene Insulin wirkt schlechter
– erhöhtes Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Gefäßverkalkungen (Metabolisches Syndrom: 33%). Damit verbunden erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall)
Oft besteht eine erbliche Vorbelastung für die genannten Krankheiten.
Die Entstehungsmechanismen sind sehr kompliziert und noch nicht komplett verstanden. Neben den erhöhten männlichen Hormonen steht die Insulinresistenz im Mittelpunkt der Erklärungsmodelle: körpereigenes Insulin wirkt schlechter, es wird mehr Insulin benötigt um den Blutzucker in den Normbereich zu senken.
Behandlung des PCO-Syndroms
Das PCO-Syndrom ist somit eine gynäkologische und hormonell-diabetologische Krankheit. Die Behandlung besteht oft in der Verordnung einer speziellen Pille: Sie regelt den Zyklus und senkt die männlichen Hormone. Dadurch verbessern sich auch die kosmetischen Beschwerden. Die Stoffwechselveränderungen werden aber nicht besser. Bei Kontraindikationen für die Pille müssen Alternativen gefunden werden. Dabei hat sich Metformin bewährt, ein seit Jahrzehnten mit großem Erfolg verwendetes Mittel zur Behandlung des Diabetes Typ-2.Metformin ist aber für die Behandlung des PCO-Syndroms nicht zugelassen (sog. „off-label-Therapie“). Es darf nur nach sorgfältiger Aufklärung und auf ausdrücklichen Wunsch der Betroffenen (mit Unterschrift bestätigt) verordnet werden; die Kosten werden von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen nicht übernommen.
Durch Metformin wird die Insulinresistenz gebessert. Außerdem kann Metformin die vermehrte Behaarung und Akne bessern, die männlichen Hormone messbar senken, den Zyklus regulieren und die Schwangerschaftsrate bei Kinderwunsch erhöhen. Es hilft Gewicht zu reduzieren und senkt das Risiko für die Entstehung eines Diabetes. Natürlich kann Metformin nicht verhüten: bei Kinderwunsch wird ja ohnehin die Pille abgesetzt.
Die Behandlung gehört in die Hände von Experten, in der Regel von Endokrinologen oder Diabetologen.