Früher wurde Frauen mit Diabetes von einer Schwangerschaft abgeraten, doch heute gibt es dazu keinen Grund mehr. Die Diabetologin und Gynäkologin Professor Dr. med. Ute Schäfer-Graf hat zu diesem Thema Fragen im Expertenchat von diabetesDE beantwortet und ging dabei auch auf die verschiedenen Diabetestypen ein. Den Link zum Chatprotokoll zum Thema Schwangerschaft und Diabetes gibt es hier bei diabetes-news.
Diabetes Typ 1, Typ 2 oder Gestationsdiabetes
(18.09.2021) Viele Frauen mit Kinderwunsch und Typ-1- oder Typ-2 Diabetes befürchten Komplikationen in der Schwangerschaft. Diese Angst kann Professor Dr. med. Ute Schäfer-Graf nehmen. Die Diabetologin DDG, Gynäkologin und Perinatologin aus Berlin erklärt: “Bei stabilen Glukosewerten und regelmäßigen ärztlichen Kontrollterminen steht einem unbeschwerten Schwangerschaftsverlauf nichts im Wege”. Dabei spielt der Diabetestyp keine Rolle, aber: Für Frauen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes ist eine gute Planung und Stoffwechseloptimierung schon bei bestehendem Kinderwunsch wichtig. Der Gestationsdiabetes (oder: Schwangerschaftsdiabetes) tritt dagegen erst im Verlauf der Schwangerschaft auf, hier kommt es darauf an, dass er frühzeitig erkannt und behandelt wird.
Wurde in früheren Jahrzehnten Frauen mit Typ-1-Diabetes von einer Schwangerschaft abgeraten, stehe die Stoffwechselerkrankung heute einem Kinderwunsch nicht mehr im Weg, so die Expertin. Dafür sorgt auch moderne Diabetestechnik in Form von Insulinpumpen und Glukosemesssystemen, die bei Typ-1-Diabetes die Stoffwechseleinstellung erleichtern. Ebenso wichtig ist eine engmaschige ärztliche Betreuung. „Unabhängig vom Diabetestyp raten wir schwangeren Betroffenen oder Frauen mit Kinderwunsch und bereits bekanntem Diabetes zu einer Betreuung durch spezialisierte Behandelnde aus der Diabetologie, Geburtsmedizin und gegebenenfalls weiteren Experten“, empfiehlt Schäfer-Graf.
Stabile Blutzuckerwerte sind die Voraussetzung
Wenn Frau mit Diabetes nicht schwanger werden können, liegt es möglicherweise an schwankenden Blutzuckerwerten, die zunächst einmal stabilisiert werden müssen. Auch während des Schwangerschaftsverlaufs seien stabile Werte für die Gesundheit der werdenden Mutter und für die Entwicklung ihres Ungeborenen sehr wichtig, wie Professor Schäfer-Graf betont: „Dann verläuft in der Regel auch die Geburt unkompliziert.“ Dies gilt auch, wenn der Diabetes erst während der Schwangerschaft auftritt.
Spezialfall: Schwangerschaftsdiabetes
Mindestens 45.000 Frauen erkranken jährlich in Deutschland an Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes). Etwa 5,9 Prozent der werdenden Mütter hierzulande sind davon betroffen. Dabei handelt es sich um eine Glukosetoleranzstörung, die erstmals in der Schwangerschaft diagnostiziert wird. Bei welcher Schwangeren er auftritt, hängt von mehreren Faktoren wie ihrem Alter, der familiären Vorbelastung, dem Ernährungsverhalten und dem Gewicht der Betroffenen ab. „Gestationsdiabetes bereitet keine Beschwerden und kann daher leicht übersehen werden“, sagt Ute Schäfer-Graf. Unerkannt und somit unbehandelt führe dieser Diabetestyp fünfmal häufiger zu Geburtsproblemen als bei nicht betroffenen Müttern. Als Folge des erhöhten Glukosespiegels der Schwangeren produziert das ungeborene Kind mehr Insulin. Das Hormon fördert auch das Wachstum. „Daher haben betroffene Babys häufig ein hohes Geburtsgewicht und müssen per Kaiserschnitt zur Welt kommen”, erklärt Professor Schäfer-Graf. „Außerdem weisen sie ein erhöhtes Risiko auf, als Erwachsene an Typ-2-Diabetes zu erkranken.“
Auch besteht für die Hälfte der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes das Risiko, innerhalb von zehn Jahren nach der Entbindung einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln. „Umso wichtiger ist es, Gestationsdiabetes früh zu erkennen und zu behandeln“, betont Schäfer-Graf. Zur Behandlung reichen oft schon Lebensstilmaßnahmen wie mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung.
Professor Dr. med. Ute Schäfer-Graf hat zum Thema “Das 1×1 der Familienplanung: von Kinderwunsch bis Schwangerschaft mit Diabetes” Fragen im Expertenchat von diabetesDE beantwortet.
Das Chatprotokoll könne Sie hier nachlesen.
Quelle: Medieninformation der Organisation diabetesDE vom 8. September 2021
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