Neue und lang bewährte Diabetesmedikamente wurden untersucht
Viele Patienten mit Typ-2-Diabetes sind übergewichtig. Eigentlich sollten Medikamente zur Behandlung ihrer Erkrankung keine weitere Gewichtszunahme fördern. Einige tun es doch, haben amerikanische Wissenschaftler festgestellt. Sie haben den Effekt verschiedener Diabetesmedikamente auf das Gewicht von Patienten in einer neuen Studie* untersucht.Darunter waren neue Medikamente wie DPP-4-Hemmer, GLP-1-Rezeptor-Agonisten sowie SGLT-2-Hemmer und lang bewährte wie Sulfonylharnstoffe, Glitazone und Metformin.
Wie wirken sich die Medikamente auf das Körpergewicht aus?
Im Rahmen der Analyse von Patientendaten zeigten sich im Hinblick auf die Gewichtszunahme drei Tendenzen:1. Medikamente aus der Klasse der DPP-4-Hemmer führten weder zu einer Gewichtszunahme noch zu einer -abnahme (neutral).
2. Sulfonylharnstoffe und Thiazolidindione (Medikamente aus der Klasse der Glitazone) können dagegen eine Gewichtszunahme fördern.
3. GLP-1-Rezeptor-Agonisten, SGLT-2-Hemmer und Metformin können sogar dazu beitragen, dass Gewicht abgebaut wird. Diesen günstigen Effekt führen die Wissenschaftler auf eine verminderte körpereigene Zuckerbildung, ein verbessertes Sättigungsgefühl und eine gesteigerte Ausscheidung von Zucker über den Urin zurück.
Die Effekte auf das Gewicht waren bei einzelnen GLP-1-Rezeptor-Agonisten allerdings unterschiedlich ausgeprägt: Mit Semaglutid und Liraglutid ließ sich der größte Gewichtsverlust bei den Patienten erreichen.
Macht Insulin dick?
Den Effekt einer Insulintherapie auf das Körpergewicht haben die Wissenschaftler in dieser Studie nicht untersucht. Viele Patienten mit Typ-2-Diabetes haben das Gefühl, dass sie unter der Insulintherapie an Gewicht zunehmen. “Das stimmt”, sagt Professor Dr. med. Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie an der Katholischen Klinik in Düsseldorf.In einem Interview mit der Redaktion des Diabetes-Blogs www.diabetiker.info hat er im April 2018 den Zusammenhang erklärt: Im Grunde hat Insulin drei Wirkungen:
Erstens: Es senkt den Blutzucker.
Zweitens: Es blockiert die Fettverbrennung.
Drittens: Es blockiert die Glukoseproduktion in der Leber.
Zur Senkung des Blutzuckers benötigt der Körper die 10-fach höhere Insulinmenge als zur Fettverbrennung. Das ist das große Problem bei Typ-2-Diabetikern: Sie haben hohe Mengen an Insulin im Blut, also können sie kein Fett verbrennen. “Wir müssen Wege finden, die hohen Insulinspiegel zu senken, damit die Menschen wieder Gewicht abnehmen können.” Erreichen lässt sich dies, so Prof. Dr. Martin, am besten mit einer Kombination aus Formuladiät und einer Ernährung mit wenig Kohlenhydraten.
Hier lesen Sie das ganze Interview mit Prof. Dr. Stephan Martin.