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Unterzuckerungen ernst nehmen

Wenn der Diabetes die Seele belastet

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Leichte Unterzuckerungen sind häufig und können von Diabetikern mit Glukose schnell selbst behandelt werden. Trotzdem sollte man sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wer häufiger unterzuckert, gewöhnt den Körper daran – eine Wahrnehmungsstörung kann die Folge sein.

Unterzuckerungen im Rahmen der Diabetestherapie

Unterzuckerungen (Hypoglykämien) gehören zu den Risiken einer Insulinbehandlung und lassen sich wohl nie ganz vermeiden. Auch Typ-2-Diabetiker, die mit Sulfonylharnstoffen behandelt werden, können davon betroffen sein. Schweißausbrüche, Zittern und Konzentrationsstörungen sind Anzeichen dafür, dass der Blutzucker in einen gefährlich niedrigen Bereich gefallen ist. Dann ist sofortiges Handeln wichtig: Glukose in Form von Traubenzucker (Täfelchen, Kautabletten oder Gel) bzw. gezuckerte Getränke wie Saft oder Cola müssen aufgenommen werden, um ein weiteres Absinken des Blutzuckers zu verhindern.

Typ-1-Diabetiker unterzuckern häufiger

Die meisten Unterzuckerungen (Hypoglykämien) verlaufen leicht, weil Betroffene die Anzeichen rechtzeitig erkennen und entsprechend reagieren. Trotzdem sollte man sie nicht vernachlässigen. Die hat eine Studie* aus Großbritannien zu diesem Thema gezeigt. 466 Typ-1-Diabetiker und 572 insulinbehandelte Typ-2-Diabetiker haben daran teilgenommen und vier Wochen lang Protokoll über ihre leichten Unterzuckerungen geführt. Das Ergebnis: Die Typ-1-Diabetiker hatten im Schnitt 2,4 Unterzuckerungen pro Woche, davon 23 % in der Nacht-. Die Typ-2-Diabetiker erlebten im Schnitt 0,8 Unterzuckerungen, davon 26 % während der Nacht. Hier wurden nur die nächtlichen Unterzuckerungen berücksichtigt, welche die Befragten selbst wahrgenommen hatten.

Hyoglykämien haben Einfluss auf die Lebensqualität

Die Befragten sollten ebenfalls angeben, wie sie sich nach einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) gefühlt haben. Über Müdigkeit und Erschöpfung berichteten 87 %, über reduzierte Aufmerksamkeit 51 %. Die nächtlichen Unterzuckerungen wirkten länger nach als jene über Tag. Dies beeinträchtigt auch die Arbeitsfähigkeit: Jeder fünfte gab an, dass am Tag danach durch die Unterzuckerung Arbeitszeit verloren ging, weil das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt waren. Beim Arzt sind leichte Unterzuckerungen kaum ein Thema , deutet die Untersuchung an. 82 % der befragten Typ-1- und 69 % der Typ-2-Diabetiker sprechen mit ihrem Arzt nicht darüber.

Verminderte Wahrnehmung von Unterzuckerungen

Unterzuckerungen (Hypoglykämien) sollte auch deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden, weil sie auf Dauer dazu führen können, dass Betroffene die typischen Anzeichen nicht mehr wahrnehmen. Das Gehirn „gewöhnt“ sich an die verminderte Versorgung mit Glukose und verzichtet deshalb darauf. Die „Stressreaktion“ mit Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol und damit die typischen Anzeichen wie Schwitzen und Zittern können sich mit der Zeit vermindern bzw. ausbleiben. Dies kann gefährliche Folgen haben, so Professor Dr. Carmine Fanelli, Universität Perugia, beim diesjährigen europäischen Diabeteskongress (EASD). Nach seinen Worten steigt das Risiko für eine schwere Unterzuckerung durch eine reduzierte Wahrnehmung auf das Sechsfache. Etwa 20 % der Diabetiker sind von solchen Wahrnehmungsstörungen betroffen, wie aktuelle Studien zeigen. Das Risiko steigt mit höherem Lebensalter und langer Diabetesdauer. Die Wahrnehmung von Unterzuckerungen kann mit entsprechenden Programmen wieder trainiert werden. In Deutschland wird das Schulungsprogramm HyPos angeboten (www.hypos.de).

* Frier BM et al. Hypoglycaemia in adults with insulin-treated diabetes in the UK: self-reported frequency and effects. Diabetic Medicine 2015, online 7. September.

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