Fastfood auch in Entwicklungsländern
Hunger macht krank. Doch vielerorts auf der Welt ist er längst nicht mehr das größte Problem, denn die „Dritte Welt“ holt auf, wenn es um ungesunde Ernährung geht. Seit Fastfood und Süßgetränke auch in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Einzug gehalten haben, wächst dort die Anzahl übergewichtiger Menschen. „Zwar gibt es immer noch Krisenregionen vor allem in Afrika, wo es zu wenig zu essen gibt und Kinder an Unterernährung sterben“, sagt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „In den meisten Ländern ist der Mangel jedoch einem Überfluss an ungesunden und kalorienreichen Nahrungsmitteln gewichen.“ Die dramatischen Folgen zeigt die kürzlich veröffentlichte Aktualisierung der „Global Burden of Disease Study“*, zu der die Deutsche Diabetes Gesellschaft im Oktober 2015 eine Presseinformation herausgegeben hat.Mehr Todesfälle als durch Hunger
Immer mehr Menschen weltweit sind übergewichtig: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren es 2104 mehr als 1,9 Milliarden Erwachsene. Entsprechend nehmen chronische Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen zu: Derzeit sind 382 Millionen weltweit an Diabetes erkrankt, nach Prognose der WHO wird die Zahl bis 2035 auf 592 Millionen steigen – wenn sich nicht etwas ändert. Übergewicht ist laut WHO weltweit für 4,4 Millionen Todesfälle jährlich verantwortlich, Mangelernährung dagegen „nur“ noch für 1,7 Millionen. Dramatisch entwickelt sich die Situation vor allem in Lateinamerika, dem größten Absatzmarkt für Fastfood nach Nordamerika, Australien, Asien und Westeuropa. Auch in Deutschland steigt die Zahl der Diabetes-Neuerkrankungen ungebrochen an. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes um 1,3 Millionen gewachsen – auf jetzt geschätzt 7,6 Millionen.**Diabetes vorbeugen – die einzige Lösung
Was kann man tun? „Die bisherige Strategie der Gesundheitspolitik, an die Vernunft des Einzelnen zu appellieren, ist nachweislich gescheitert. Den Menschen muss die Entscheidung für einen gesundheitsbewussten Lebensstil erleichtert werden“, sagt Dr. Dietrich Garlichs. Dies fordert auch die WHO, um das weltweit gesteckte Ziel zu erreichen, die chronischen Erkrankungen bis 2030 um ein Drittel zu reduzieren. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert von der Politik seit längerem konkrete Maßnahmen zur Diabetesprävention: Eine einfache Lebensmittelkennzeichnung nach dem Ampelprinzip, Anreize und Preissignale durch eine Zucker-Fettsteuer und jeden Tag eine Stunde Sport in Kita und Schule. Bisher erfolglos.* GBD 2013 Risk Factors Collaboration. Global, regional, and national comparative risk assessment of 79 behavioural, environmental and occupational, and metabolic risks or clusters of risks in 188 countries, 1990-2013: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013. Lancet. 2015; doi: 10.1016/S0140 6736(15)00128-2. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26364544
** Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2015