Fehlprogrammierung des Abwehrsystems
Das menschliche Abwehrsystem ist normalerweise darauf ausgerichtet, zwischen körpereigenen Strukturen und fremden Krankheitserregern zu unterscheiden. Es kann fremde Eindringlinge wie Viren und Bakterien gezielt bekämpfen. Manchmal kommt es jedoch zu einer Fehlprogrammierung und damit zu einer Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Strukturen. Es entwickelt sich eine Autoimmunerkrankung. Ein Beispiel ist Typ-1-Diabetes. Hier bildet das eigene Immunsystem Antikörper gegen die die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Sind mehr als 80 Prozent der Betazellen zerstört, reicht die körpereigene Insulinproduktion nicht mehr aus, um den Zuckerstoffwechsel aufrecht zu erhalten und Insulin muss von außen zugeführt werden.Eine Autoimmunerkrankung kommt selten allein
Typ-1-Diabetes tritt häufig in Kombination mit anderen Autoimmunerkrankungen auf, wie Hashimoto-Thyreoiditis, Zöliakie, Morbus Crohn oder Rheuma. Dies zeigt die aktuellen Studie* einer Arbeitsgruppe der Universität Washington. In die Studie waren 1.167 Männer und Frauen mit Typ-1-Diabetes mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren einbezogen. Es zeigte sich, dass 47 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer mindestens eine weitere Autoimmunerkrankung hatten. Am häufigsten traten gleichzeitig mit Typ-1-Diabetes die chronische Schilddrüsenentzündung Hashimoto-Thyreoiditis (22 Prozent) und Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyroidismus) auf (fünf Prozent).Frauen sind häufiger betroffen
Zudem zeigte sich eine Zusammenhang mit Alter und Geschlecht: Das Risiko, eine weitere Autoimmunerkrankung zu entwickeln, war bei Typ-1-Diabetes-Neudiagnose im Alter von über 41 Jahren ungefähr doppelt so hoch wie bei Menschen, die Typ-1-Diabetes bereits als Kind (jünger als 10 Jahre) entwickelt hatten. Bei Frauen war dieser Zusammenhang in der Studie stärker als bei Männern feststellbar. Fazit der Autoren: Speziell bei Frauen, bei denen im Erwachsenenalter Typ-1-Diabetes festgestellt wird, sollte auch auf andere Autoimmunerkrankungen untersucht werden, wenn entsprechende Beschwerden vorliegen.*Bao, Y. et al.: Late onset T1DM predicts risk of additional autoimmune disease. ENDO 2018, Presentation Number: OR21-3, 19.03.2018
Quelle: Presseinformation des Diabetesinformationsdienst München, 25.5.18
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