Blutzuckermessung bringt Eltern um den Schlaf
Nachts aufzustehen und den Blutzucker zu messen gehört für viele Eltern, deren Kinder an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, zur Routine. Sie haben Angst, eine nächtliche Unterzuckerung (Hypoglykämie) nicht zu bemerken, die ihrem Kind gefährlich werden könnte. In der Tat sind solche Unterzuckerungen während der Nacht nicht selten, wie Ärzte der Universitäts-Kinderklinik in Basel jetzt in einer Untersuchung* ermittelt haben. Einbezogen waren 51 Kinder zwischen zwei und 17 Jahren. Sie trugen sechs Tage lang rund um die Uhr ein System zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Das System zeichnete die Glukosewerte auf, außerdem wurde die körperliche Aktivität der Kinder mit Hilfe eines Akzelometers (Beschleunigungssensors) erfasst.Nächtliche Unterzuckerungen sind häufig
Die Auswertung der Daten zeigte, dass bei den 51 Kindern insgesamt 128-mal während der Nacht Glukosewerte unter 66,6 mg/dL (3,7 mmol/L) gemessen wurden. Die weitaus meisten blieben unbemerkt, nur in 8 Fällen nahmen die Kinder die typischen Symptome einer Unterzuckerung wahr. Etwa ein Drittel (36 %) der Unterzuckerungen dauerte ein bis drei Stunden, 25 % dauerten drei bis sechs Stunden. Der Rest hielt sogar noch länger an. Welche Therapie die Kinder durchführten (Insulinpumpe, Pentherapie) hatte keinen relevanten Einfluss, auch das Alter und die Diabetesdauer nicht.Aktive Kinder mit Diabetes unterzuckern häufiger
Die Ärzte der Universitäts-Kinderklinik in Basel untersuchten auch die Verbindung zwischen nächtlichen Unterzuckerungen und körperlicher Aktivität am Tag vorher. Dabei zeigte sich ein großer Einfluss. Hatten die Kinder eine Stunde mäßig bis intensiv Sport getrieben, stieg das Risiko um 58 %. War der Sport anstrengend stieg auch das Risiko – um 82 %.Was können Eltern tun?
Kinder mit Diabetes vom Sport aus Angst vor Unterzuckerungen abzuhalten sei der falsche Weg, betonen die Schweizer Diabetologen. Eltern sollten aber den Blutzucker der Kinder vor dem Schlafengehen messen. Bei Werten unter 108 mg/dL (6 mmol/L) müssen zusätzliche Kohlenhydrate gegessen und die Insulindosis muss reduziert werden, raten die Ärzte. Wenn die Kinder tagsüber sehr aktiv waren, könne es nichts schaden, nachts auch noch mal den Blutzucker zu messen.Kontinuierliche Glukosemessung (CGM) kann helfen
Ein System zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) kann rechtzeitig vor Unterzuckerungen warnen und Ängste nehmen. Bisher tragen nur wenige Kinder und Erwachsene ein solches System. Das könnte sich ändern, denn der Gemeinsame Bundesausschuss (GB-A) hat vergangene Woche den Weg für die Kostenübernahme durch die Krankenkassen frei gemacht. Mehr dazu lesen Sie hier.* Bachmann S et al. Nocturnal Hypoglycemia and Physical Activity in Children With Diabetes. Diabetes Care, online 13. Mai 2016