Website-Icon diabetes-news

Sport bei Typ-1-Diabetes – das raten Diabetologen

Sport bei Diabetes

© kasto - fotolia.com

Bei körperlicher Aktivität sinkt der Insulinbedarf. Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen daher beim Sport ihre Therapie anpassen. Aktuelle Empfehlungen dazu wurden kürzlich in der Zeitschrift The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht. Hier lesen Sie die wichtigsten Tipps.

Angst vor Unterzuckerungen beim Sport

Bewegung tut gut und ist für Menschen mit Diabetes sogar ein Teil ihrer Therapie. Dies gilt nicht nur für Typ-2-Diabetiker. Auch Typ-1er sollen und wollen körperlich aktiv sein – wenn da nicht die Angst vor Unterzuckerungen wäre. Das Problem: Bei Bewegung sinkt der Insulinbedarf, weil die Zellen Glukose besser verwerten können. Also muss die Insulintherapie angepasst werden. In einem Consensus Papier haben internationale Diabetologen dazu jetzt aktuelle Empfehlungen* veröffentlicht:

Sporttagebuch führen und Erfahrungen sammeln

Leider gibt es zur Therapieanpassung keine Faustregeln. Wie der Körper auf sportliche Aktivität reagiert ist sehr individuell und hängt auch von der Sportart ab. Wer mit Insulin behandelt wird muss daher seinen Stoffwechsel gut beobachten und aus Erfahrungen lernen. Dabei hilft das Führen eines Sporttagebuchs. Hier werden vor, während und nach dem Sport gemessene Blutzuckerwerte notiert, außerdem zugeführte Kohlenhydrate (“Sport BE“). Mit der Zeit gewinnt man so Erfahrungswerte als Grundlage für die Therapieanpassung.

Kein Sport bei niedrigen und hohen Blutzuckerwerten

Vor dem Training sollte der Blutzucker zwischen 126 und 180 mg/dl (7,0 und 10,0 mmol/dl) liegen, raten die Experten. Unter 90 mg/dl ( 5,0 mmol/l) darf man gar nicht erst starten, sonst droht eine Unterzuckerung (Hypoglykämie). Besser erst Kohlenhydrate zuführen und etwas warten. Gut geeignet vor und während des Sports sind schnell und mittel wirkende Kohlenhydrate, wie sie zum Beispiel in Apfelsaft oder Bananen enthalten sind. Traubenzucker dagegen ist das Mittel der Wahl, wenn der Blutzucker im Notfall schnell angehoben werden muss. Auch bei hohen Werten ist körperliche Belastung tabu: Über 250 mg/dl (13,9 mmol/l) liegt eine Überzuckerung (Hyperglykämie) vor, bei der eine körperliche Belastung gefährlich werden kann.

Insulin bei Ausdauerbelastung reduzieren

Beim Sport selbst kann der Blutzucker sehr unterschiedlich reagieren. Betreibt man Ausdauersportarten wie Jogging, Walking, Radfahren oder Schwimmen, ist mit sinkenden Blutzuckerwerten zu rechnen. Hier sollte das Basalinsulin vor dem Training reduziert werden. Belastet man sich beim Kraft- oder Sprinttraining stark, kann der Blutzucker dagegen vorübergehend sogar ansteigen. Hier muss man mit der Korrektur über Insulin sehr vorsichtig sein, weil es zu einer verzögerten Unterzuckerung kommen kann. Da der Körper noch Stunden nach dem Sport noch damit beschäftigt ist, die Zellen mit Glukose aufzufüllen („Muskelauffülleffekt“), ist es sehr wichtig, den Blutzucker auch nach dem Sport im Blick zu behalten.

Diabetes-Technik kann beim Sport unterstützen

Insulinpumpen und CGM-Systeme erleichtern Typ-1-Diabetikern die Therapieanpassung beim Sport. Bei einer Insulinpumpe kann die basale Insulinzufuhr einfach für eine gewisse Zeit reduziert werden. Dies hilft auch dabei, unnötige Kohlenhydrate („Sport BE“) zu vermeiden. Wer ein System zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) trägt, hat den Glukosewert beim Sport immer im Blick. Allerdings kann sich während des Trainings eine größere Zeitverzögerung zwischen dem tatsächlichen Blutzuckerwert und dem Gewebezucker ergeben.

*Riddell, M.C., et al., Exercise Management in type 1 diabetes: a consensus statement. In: The Lancet Diabetes & Endocrinology, 2017, published online January 23. dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(17)30014-1

Die mobile Version verlassen