Am Wochenende 8. und 9. November 2018 fand in Wiesbaden die Diabetes Herbsttagung 2018 statt. Ein wichtiges Thema waren neue Medikamente in der Diabetesbehandlung. Die Nachrichten dazu lesen Sie hier auf diabetes-news.
Diabetes und Übergewicht hängen eng zusammen
Diabetes und Adipositas (starkes Übergewicht) hängen eng zusammen. Übergewicht gilt als die wichtigste Ursache für Typ-2-Diabetes. Gleichzeitg ist die Gewichtsabnahme ein wichtiger Therapiepfeiler in der Behandlung des Typ-2-Diabetes. Am 8. und 9. November 2018 veranstalteten die Fachgesellschaften, die sich mit den beiden Volkskrankheiten beschäftigen, eine gemeinsame Tagung in Wiesbaden. Ein wichtiges Thema waren dabei neue Medikamente zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, die bisher nur in der Diabetestherapie zugelassen sind, aber auch in der Adipositastherapie gute Erfolge erzielen könnten.
Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland ist übergewichtig
Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen und 8 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind sogar stark übergewichtig (adipös). Diese ernüchternden Zahlen nannte Professor Dr. Martin Wabitsch, Tagungspräsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, bei der Kongress-Pressekonferenz am 8. November 2018 in Wiesbaden. Das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, sei in dieser Gruppe besonders hoch, so Wabitsch. Längst trifft der Begriff “Alterszucker” für Typ-2-Diabetes nicht mehr zu, denn viele Erkrankte sind keineswegs alt. Um die rollende Welle der Neuerkrankungen zu stoppen, seien zum einen präventive (vorbeugende) Maßnahmen wichtig, die schon im Kindergarten beginnen müssen. Zum anderen müsse Adipositas endlich als Krankheit anerkannt werden, forderten die Fachgesellschaften in Wiesbaden. Wichtig auch, weil adipöse Menschen dann von Medikamenten profitieren könnten, die bisher nur in der Diabetestherapie zugelassen sind. Dies sind vor allem GLP-1 Analoga (vergangene Woche haben wir an dieser Stelle bereits über das neue Medikament Semaglutid berichtet) welche die Gewichtsabnahme unterstützen können.
Übergewichtige leiden unter Vorurteilen und werden diskriminiert
Menschen mit Übergewicht werden in der Gesellschaft häufig diskriminiert und stigmatisert. Sie werden als willensschwach eingeschätzt und mit Attributen wie “faul”, “ungezügelt” und “bequem” versehen. Dabei sei “Adipositas nicht gleich Adipositas” betonte Professor Dr. Wabitsch. 50 bis 70 % der Adipositas sei genetisch geprägt. “Übergewicht beginnt häufig schon im Mutterleib”, erklärte der Kinder- und Jugendarzt aus Erlangen. Besonders hart träfen die Vorurteile Kinder und Jugendliche mit Adipositas, die ihr Übergewicht nicht selbst zu verantworten hätten, so Wabitsch. Depressionen und selbstverletzendes Verhalten seien bei ihnen häufiger anzutreffen. 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen bleiben auch als Erwachsene übergewichtig. Um vor allem schwer adipösen Jugendlichen die Teilhabe am Leben und am Arbeitsmarkt zu erleichtern, wurde in der JA-Studie nun ein neues Programm entwickelt, das Wabitsch in Wiesbaden vorstellte.
Medikamente in der Diabetestherapie – was gibt es Neues?
Beim Europäischen Diabeteskongress EASD in Berlin Anfang Oktober 2018 wurden die neuen Therapieempfehlungen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes erstmals präsentiert. Darauf ging Professor Dr. Jens Aberle von Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bei der Kongress-Pressekonferenz ein: Basistherapie des Typ-2-Diabetes sind nach diesen Empfehlungen der Fachgesellschaften weiterhin Metformin und Lebensstilintervention (Gesunde Ernährung und Bewegung). In der zweiten Stufe soll ndie medikamentöse Therapie auf den Erkranken individuell abgestimmt werden. Komplikationen vermeiden und Lebensqualität erhalten sind dabei die obersten Ziele. Dafür stehen heute Medikamente aus der Gruppe der SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptor Antagonisten zur Verfügung, die auch mit Metformin kombiniert werden können. Zudem bleibt die Insulintherapie ein Mittel der Wahl bei Patienten, bei denen diese Medikamente nicht ausreichen. Aberle begrüßte in diesem Zusammenhang, dass das Insulin degludec (Handelsname “Tresiba”) durch den Hersteller Novo Nordsik ab 1. Dezember 2018 wieder zur Verfügung stehen wird.
Mehr zu GPL-1 Analoga und anderen Diabetesmedikamenten der neuen Generation lesen Sie hier auf diabetes-news.
Für Menschen mit Typ-1-Diabetes: Neue Patch-Pumpe
Neue Diabetes-Technik wurde von den Firmen Medtrum und Abbott Diabetes Care vorgestellt. Die Patch-Pumpe (Klebepumpe) Medtrum A6 TouchCare wird laut Hersteller noch im November 2018 zur Verfügung stehen. Die Patch-Pumpe mit Stahlkanüle bietet die Option zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). FreeStyle Libre von Abbott gibt es ab sofort in der Version 2.0 mit einer Alarmfunktion, die bei niedrigen und hohen Werten warnt. Darüber hatten wir bereits anlässlich der Europäischen Diabetestagung EASD in Berlin Anfang Oktober 2018 berichtet.