Globale Richtlinie des IDF für Typ-2-Diabetes Der Internationale Diabetesverband präsentierte in Athen erstmals eine evidenzbasierte Richtlinie für das Management des Typ-2-Diabetes, die globale Gültigkeit haben soll.
Wenn neuerdings von einem “Diabetes-Tsunami” die Rede ist, um die epidemischen Ausmaße des Typ-2-Diabetes zu beschreiben, horcht man vielleicht kurz noch einmal auf. Die Zahlen, die der internationale Diabetesverband (IDF) 2003 in der zweiten Ausgabe des Diabetes Atlas veröffentlicht hat, sind jedoch längst bekannt: Im Jahr 2025 werden auf der Erde voraussichtlich mehr als 300 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt sein und allein in Europa werden die Behandlungskosten auf bis zu 53 Milliarden Euro verschlingen.
Sofortige Maßnahmen erforderlich
Prof. Dr. Philip Home von der Universität Newcastle upon Tyne, Vorsitzender der IDF Task Force on Clinical Guidelines, plädiert daher für ein schnelles Handeln: “Die IDF hat erkannt, dass sofortige Maßnahmen erforderlich sind und dass wir durch gemeinsames evidenzbasiertes Vorgehen die Last des Typ-2-Diabetes erleichtern können, indem wir das Leben der Menschen verbessern und die Kosten für Gesundheitssysteme reduzieren.”
Das Problem dabei: “Die Behandlung des Diabetes wird sowohl zwischen den Nationen als auch innerhalb einzelner Nationen sehr uneinheitlich gehandhabt”, so Homes. Daher wurde nun von führenden Diabetes-Experten aller IDF-Regionen, darunter Vertreter von Ländern mit sehr unterschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklung, eine “Global Guideline” erstellt. Diese Richtlinie fordert eine weltweit aggressivere Vorgehensweise beim Management des Typ-2-Diabetes und setzt neue Maßstäbe bei der Diabetesbehandlung zur Verringerung der lebensbedrohlichen Komplikationen.
Dreistufiges Behandlungssystem
Die globale Richtlinie soll insbesondere dazu beitragen, jenen Ländern zu helfen, denen es an Ressourcen und Sachwissen fehlt, um eigene formale Richtlinien zu entwickeln. Erklärtes Ziel ist es, einen praktischen Beitrag zur Implementierung kosteneffektiver, evidenzbasierter Behandlungskonzepte zu liefern – für alle Regionen, so unterschiedlich deren medizinische und finanzielle Möglichkeiten auch sein mögen. Realisierbar wird dieser Anspruch durch die Einteilung aller Maßnahmen in ein dreistufiges Behandlungssystem.
Angestrebt werden sollte in allen Ländern als ein erster Schritt die Standardbehandlung (“Standard Care”). Länder, die dazu nicht in der Lage sind, sollten versuchen, wenigstens die Empfehlungen zur Minimalversorgung (“Minimal Care”) einzuhalten, wohingegen Nationen, die es sich leisten können, die Richtlinien der so genannten Vollversorgung (“Comprehensive Care”) anstreben können. Diese sind allerdings, wie der Co-Vorsitzende der IDF-Arbeitsgruppe für klinische Richtlinien, Prof. Stephen Colagiuri, in Athen bemerkte, “nicht unbedingt evidenzbasiert”.
Für alle drei Behandlungsstufen gilt die Empfehlung zur Senkung des HbA1c unter 6,5 %, um das Risiko eventueller Komplikationen zu verringern.
Die 80 Seiten umfassende Richtlinie des IDF ist in 19 spezifische Gesundheitsbereiche gegliedert, die von Screening und Diagnose über Selbstkontrolle und Lebensstilmanagement bis hin zu gesonderten Kapiteln für Schwangere und Kinder reichen und alle relevanten Folgeerkrankungen abdecken. Jedes Kapitel enthält ausführliche Anmerkungen zur Rationale, erläutert die Evidenzbasis und gibt Ratschläge zur Implementierung und Evaluierung.
Weitere Informationen und Downloads finden Sie auf den Internetseiten des IDF unter www.idf.orgStandard Care
Evidenzbasierte Behandlung; dieses Behandlungsniveau zu erreichen sollte das Ziel in jedem Gesundheitssystem sein.
Minimal Care
Mit diesen Empfehlungen soll versucht werden, die Hauptziele des Diabetesmanagements zu erreichen, wenn im medizinischen Umfeld nur äußerst beschränkte Ressourcen zur Verfügung stehen. Enthält nur Therapieempfehlungen bzw. Interventionen, die wenig kosten oder besonders kosteneffektiv sind.
Comprehensive Care
“Vollbehandlung”; umfasst das komplette Sortiment an modernster medizinischer Technologie, die Diabetespatienten geboten werden kann, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Bei einigen dieser Behandlungsmethoden bzw. Technologien ist die Evidenzbasis allerdings noch relativ schwach.
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