Typ-1-Diabetes soll gar nicht erst entstehen
Das Wissenschaftlerteam vom Helmholtz Zentrum München um Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie wollen Typ-1-Diabetes – die häufigste Stoffwechselkrankheit im Kindes- und Jugendalter – verhindern, bevor die Erkrankung ausbricht. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, welche die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Die Krankheit kann jeden treffen, bricht zumeist schon früh aus und ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Insgesamt sind derzeit 31.500 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren erkrankt.Präventionsstudie mit Neugeborenen und älteren Kindern
Bisher ist Typ-1-Diabetes nicht heilbar. Die Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum in München setzen daher auf einen anderen Weg: Sie wollen erreichen dass die Erkrankung erst gar nicht ausbricht. Nach jahrelanger Forschung zu den Krankheitsursachen haben sie nun einen Weg gefunden, das entsprechende Risiko frühzeitig zu identifizieren. Ein wichtiger Schritt, der präventive Maßnahmen erst ermöglicht. Konkret wird das Risiko durch ein genetisches Screening aus einem Blutstropfen von Neugeborenen bestimmt. Kinder mit einem erhöhten Risiko bekommen anschließend die Möglichkeit, an einer Präventionsstudie teilzunehmen. Dabei wird der normalen Nahrung Insulinpulver beigemischt: Durch die Aufnahme über den Verdauungstrakt wirkt das Hormon nicht blutzuckersenkend, sondern wird in kleine Bausteine zerlegt und im Darm dem Immunsystem präsentiert. So soll langfristig eine Toleranz des Körpers aufgebaut und der Angriff auf die Insulin produzierenden Zellen unterbunden werden.Insulinpulver zur Hyposensibilisierung
Die Forscher erproben das orale Insulin zudem bei älteren Kindern mit Typ-1-Diabetes im Frühstadium, wenn noch keine Symptome vorliegen, sondern die Krankheit nur durch den Nachweis von Inselautoantikörpern festgestellt werden kann. „Man kann sich das Prinzip vorstellen, wie bei einer Hyposensibilisierung“, erklärt Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler. „Wir möchten (…) erstmals klinisch prüfen, ob man den Ausbruch der Krankheit unterbinden kann (…).”Kampagne soll Aufmerksamkeit wecken
Um möglichst viele Unterstützer zu gewinnen, gehen die Forscher nun bewusst an die breite Öffentlichkeit – mit einer breiten Medienkampagne unter dem Motto “”A World Without 1” – eine Welt ohne Typ-1-Diabetes. Die Kampagne startet am 22. Januar 2019 in Berlin. Nach dem Start werden 50 Tage in drei Phasen je 1500 Plakate in Berlin, München, Hannover und Dresden hängen, ermöglicht durch die Firma Ströer. Zusätzlich werden die Motive in 18 deutschen Städten auf über 560 Infoscreens zu sehen sein.Die unter dem Schlagwort „Sche1sstyp“ lancierte Kampagne provoziert bewusst, ein ungewöhnlicher Weg für ein Wissenschaftsteam. „Wir wollen so die maximale Aufmerksamkeit erreichen, um in Gesellschaft, Politik und auch in der Medizin ein größeres Bewusstsein für die sich rasant ausbreitende Krankheit Typ-1-Diabetes zu schaffen“, erklärt Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Mehr zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes und zu den Präventionsstudien erfahren Sie hier.
Quelle: Medieninformation des Helmholtz Zentrum München vom 10. Januar 2019.