Neue Definition hilft, vom metabolischen Syndrom bedrohte Kinder zu identifizieren
Der IDF-Verband (International Diabetes Federation) hat eine neue Definition zur Identifizierung von Kindern und Jugendlichen herausgebracht, die ein erhöhtes Risiko aufweisen, in ihrem späteren Leben einen Typ-2-Diabetes bzw. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Die Definition wurde heute in The Lancet (1) veröffentlicht.
Das metabolische Syndrom ist ein Cluster der bedrohlichsten Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die frühzeitige Identifizierung des Syndroms ist entscheidend, um präventive Maßnahmen ergreifen zu können. Diese erste, einfache und einheitliche Definition des IDF-Verbandes für Kinder und Jugendliche folgt konsequent derjenigen, die für Erwachsene bereits verfügbar ist (2). “Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können zum Tod bzw. zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen”, sagte Professor Paul Zimmet, Vorsitzender der IDF-Arbeitsgruppe Epidemiologie und Vorbeugung und Mitautor der Definition. “Nahezu vier Millionen Todesfälle sind jährlich auf Diabetes-Folgen zurückzuführen. Und da Diabetes auf dem Wege ist, innerhalb einer Generation 380 Millionen Menschen zu betreffen, kann die Zahl der Todesopfer nur steigen (3). Dies ist die erste Generation, in der Kinder womöglich vor ihren Eltern sterben werden.” Ereignisse, die das ungeborene Kind im Mutterleib betreffen und Umstände in den ersten Entwicklungsjahren prädisponieren ein Kind für Störungen wie Fettleibigkeit, Prädiabetes und das metabolische Syndrom. Gleichzeitig hat die Verstädterung, ungesundes Essen und die sitzende Lebensweise das Risiko für die nächsten Generationen vergrößert.
Die neue Definition ist einfach und in der klinischen Praxis leicht anzuwenden. Der wichtigste Bestandteil ist der Taillenumfang. Statt der Absolutwerte werden Perzentile des Taillenumfangs benutzt. Dadurch können Unterschiede in der Kindesentwicklung und des ethnischen Ursprungs berücksichtigt werden. Die Definition ist in Altersgruppen von 6 bis 10, 10 bis 16 und 16 Jahre und älter aufgeteilt. Der IDF-Verband schlägt vor, die Diagnose des metabolischen Syndroms bei Kindern im Alter unter zehn Jahren noch nicht zu stellen, jedoch im Falle von Fettleibigkeit eine ernste Ermahnung zur Gewichstreduktion auszusprechen.
Für Kinder im Alter von zehn Jahren und darüber kann die Diagnose des metabolischen Syndroms bei Fettleibigkeit (gemessen in Perzentilen des Taillenumfanges) und dem Vorhandensein von zweien oder mehreren klinischen Kennwerten (erhöhte Triglyzeride, niedriges HDL-Cholesterin, hoher Blutdruck, erhöhte Blutzuckerwerte) gestellt werden. Obwohl einige dieser Werte und die Köpergröße und -Proportionen sich mit dem Alter und der Entwicklung ändern, halten sich die Kriterien, solange keine neueren, definitiven Ergebnisse vorliegen, an die Absolutwerte der Definition des IDF-Verbandes für Erwachsene. Einzige Ausnahme ist, dass nur ein einziger (statt ein geschlechtsspezifischer) Eckwert für HDL benutzt wird. Für Kinder über 16 Jahren können die IDF-Kriterien für Erwachsene eingesetzt werden. “Die Früherkennung und anschließende Behandlung – insbesondere die Änderungen der Lebensweise – sind entscheidend, um das Fortschreiten des metabolischen Syndroms aufzuhalten und die künftige Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen”, sagte Professor Sir George Alberti, ehemaliger Präsident des IDF-Verbandes und Mitautor der Definition. “Wir rufen die Regierungen auf, ein Umfeld zu schaffen, das eine Änderung der Lebensweise ermöglicht. Dazu bedarf es eines koordinierten Ansatzes quer durch alle Bereiche, u.a. im Gesundheitswesen, in der Erziehung, im Sport und in der Landwirtschaft, denn nur so können wir der Bürde des Typ-2-Diabetes und der Herz-Kreislauf-Erkrankungen Einhalt gebieten.”
Der IDF-Verband (International Diabetes Federation) ist die globale Vertretung der weltweit nahezu 250 Millionen Diabetiker. Der Verband vertritt 200 Diabetesverbände in über 150 Ländern. Seine Aufgabe besteht darin, weltweit die Behandlung, Vorbeugung und Heilung der Diabetes zu fördern. Der IDF-Verband ist eine Nichtregierungsorganisation, die offiziell mit der Weltgesundheitsbehörde verbunden ist.
Quellenhinweise
(1) Alberti KGMM, Zimmet PZ, Shaw JE. The metabolic syndrome in children and adolescents, Lancet 2007; 369:2059-2061
(2) Alberti KGMM, Zimmet PZ, Shaw JE. The metabolic syndrome-a new world-wide definition from the IDF Consensus. Lancet 2005; 366: 1059-62.
(3) Diabetes Atlas, 3rd Edition, International Diabetes Federation, 2006