Neue Definition des Stoffwechsel-Syndroms
Konsensus der International Diabetes Federation kann dabei helfen, die Zeitbombe der kardiovaskulären Krankheiten zu stoppen Frühe Erkennung und intensiveres Management des Stoffwechsel-Syndroms zur Reduzierung der Langzeit-Risiken von kardiovaskulären Krankheiten und Diabetes sind jetzt möglich; das geht aus einer globalen Konsensus-Stellungnahme der International Diabetes Federation (IDF) hervor, welche die IDF erstmalig veröffentlicht hat. Die Stellungnahme enthält eine neue, klinisch zugängliche Definition des Stoffwechsel-Syndroms; dies repräsentiert die Sicht von Experten auf dem Gebiet der Diabetes, Kardiologie, Lipidologie, öffentlicher Gesundheit, Epidemiologie, Genetik, Stoffwechsel und Ernährung auf sechs Kontinenten. Professor Sir George Alberti, letzter Präsident des IDF und Mit-Vorsitzender der Konsensus-Gruppe bestätigt: “Mit einem einzigen, universell akzeptierten Diagnose-Werkzeug können Klinik-Mitarbeiter jetzt, in der Praxis-Umgebung, Patienten mit Stoffwechsel-Syndrom schneller identifizieren. Frühe und aggressive Behandlung wird auf jeden Fall das erhöhte Risiko des Patienten reduzieren, kardiovaskulären Krankheiten und/oder Typ 2 Diabetes zu entwickeln. Einfach ausgedrückt: wir haben das Potential, die Zeitbombe der kardiovaskulären Krankheiten zu stoppen.” Beim Stoffwechsel-Syndrom handelt es sich um ein Bündel von sehr gefährlichen Risikofaktoren die zu Herzanfällen führen: Diabetes oder Vor-Diabetes, abdominale Fettleibigkeit, Änderungen beim Cholesterol und hoher Blutdruck. Während bis zu 80 Prozent der beinahe 200 Millionen Erwachsenen weltweit, die an Diabetes leiden, durch Herz-Kreislaufversagen sterben werden, (1) haben Menschen mit Stoffwechsel-Syndrom ebenso ein erhöhtes Risiko; die Wahrscheinlichkeit ist zweimal höher, dass sie an der Erkrankung sterben und dreimal höher, einen Herzanfall oder Schlaganfall zu erleiden, wenn man sie mit Patienten ohne Syndrom vergleicht. (2) Dies macht das Stoffwechsel-Syndrom und Diabetes in Bezug auf Morbidität und Sterblichkeits-Modalitäten weit gewichtiger als HIV/AIDS; allerdings wird das Problem zur Zeit noch nicht richtig anerkannt. (3) Patienten mit Stoffwechsel-Syndrom haben ein fünffach höheres Risiko Diabetes des Typ 2 zu entwickeln (wenn nicht bereits vorhanden). (4) Es liegt in der Natur der Bündelung von Faktoren, welche zu zusätzlichen Risiken führen; diese Risiken liegen weit über denen, die von jeder einzelnen Komponente zu erwarten wäre (hohes Triglizerin bei der Messung von Cholesterol zum Beispiel). (5) Aufbauend auf früheren Definitionen die von der WHO und NCEP ATP III vorgestellt wurden, ist die neue Definition in der klinischen Praxis einfach ein zu setzen. Sie vermeidet die Notwendigkeit von Messungen, die möglicherweise nur in Forschungseinrichtungen verfügbar sind. Für die Definition, dass eine Person unter dem Stoffwechsel-Syndrom leidet, erfordert die neue Definition, dass diese Person zentrale Fettleibigkeit, plus zwei der folgenden vier zusätzlichen Faktoren aufweist: erhöhtes Triglizerin, reduziertes HDL-Cholesterol, erhöhten Blutdruck oder einen erhöhten Fasten-Plasma-Glukosewert (Anmerkung A). Geschlecht und zum ersten Mal auch spezifische ethnische Schnittpunkte für zentrale Fettleibigkeit, gemessen als Taillienumfang, gehen in die Messungen ein. Der Einsatz unterschiedlicher Definitionen machte es bis zum heutigen Tag schwierig, die Verbreitung des Stoffwechsel-Syndroms ab zu schätzen und erschwerte den Vergleich zwischen verschiedenen Ländern; aber recht neue Daten aus Australien und den USA liefern eine grobe Schätzung: 20 – 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. (6,7) Professor Paul Zimmet, Direktor, International Diabetes Institute und Mitautor der Konsensus-Stellungnahme erklärt: “Der Schlüssel zum Umgang mit dieser Pandemie liegt in einem besseren Verständnis, früher Diagnose und Behandlung des Stoffwechsel-Syndroms. Es gibt bisher keine Einzelbehandlung für das Syndrom als Ganzes; wir wissen, dass Änderungen des Lebensstils wie veränderte Essgewohnheiten und mehr Bewegung das Fundament für eine Strategie der Behandlung bilden. Zusätzlich tauchen neue Therapien am Horizont auf, die möglicherweise mehrere der Risikofaktoren gleichzeitig adressieren und signifikante Auswirkungen auf die Todesfallrate durch Herz-Kreislaufversagen und Diabetes haben können.” Neben dem Diagnose-Werkzeug enthält die neue Konsensus-Stellungnahme des IDF Empfehlungen für weitere Kriterien, die in die Forschungen und epidemiologische Studien des Stoffwechsel-Syndroms integriert werden sollen. Während die Ursachen für das Stoffwechsel-Syndrom immer noch intensiv debattiert werden, identifiziert die Konsensus-Stellungnahme des IDF anormal abdominale Fett-Distribution und Insulin-Resistenz als potentielle, miteinander verbundene Ursachen. (Anmerkung A) Hintergrundmaterial 1 für den vollständigen Text der neuen Definition, siehe www.idf.org/webcast, wo Sie auch die Pressevorstellung finden. Anerkennungen Der IDF Konsensus-Definitions-Prozess für das Stoffwechsel-Syndrom wurde finanziell unterstützt durch AstraZeneca Pharmaceuticals. Referenzen- Diabetes Atlas, zweite Ausgabe, International Diabetes Federation, 2003
- Isomaa B, Almgren P, Tuomi T et al. Cardiovascular morbidity and mortality associated with the metabolic syndrome. Diabetes Care 2001;24(4):683-9
- Diabetes Action Now, International Diabetes Federation and World Health Organisation, 2004
- Stern M, Williams K, Gonzalez-Villalpando C et al. Does the metabolic syndrome improve identification of individuals at risk of type 2 diabetes and/or cardiovascular disease? Diabetes Care 2004;27(11):2676-81
- Sattar N, Gaw A, Scherbakova O. Metabolic syndrome with and without c-reactive protein as a predictor of coronary heart disease and diabetes in the West of Scotland Coronary Prevention Study. Circulation 2003;108:414-9
- Dunstan DW, Zimmet PZ, Welborn TA et al. The rising prevalence of diabetes and impaired glucose tolerance. The Australian Diabetes, Obesity and Lifestyle Study. Diabetes Care 2002;25:829-34
- Ford ES, Giles WH, Dietz WH. Prevalence of the metabolic syndrome among US adults: findings from the third National Health and Nutrition Examination Survey. JAMA 2002;287(3):356-9