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Malariamedikament hilft Betazellen auf die Sprünge

Forschung an Betazellen

© mmphoto - fotolia.com

Ein Wirkstoff gegen Malaria könnte bei Menschen mit Typ-1-Diabetes die Insulinproduktion wieder ankurbeln. Forschern aus Österreich ist es gelungen, mit einem zellulären Verwandlungstrick Insulin produzierende Betazellen zu schaffen.

Betazellen werden bei Typ-1-Diabetes zerstört

Menschen, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, müssen bisher ein Leben lang Insulin zuführen. Bei dieser Autoimmunerkrankung richtet der Körper seine Abwehr gegen die Insulin produzierenden Betazellen und zerstört sie. Seit langem versuchen Forscher, die Insulinproduktion wieder anzuregen bzw. die zerstörten Betazellen zu ersetzen (darüber hatten wir mehrfach berichtet). Nun ist Forschern des CeMM Forschungszentrums für Molekulare Medizin in Wien im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit ein Durchbuch gelungen: Durch die Gabe eines Medikaments, das normalerweise gegen Malaria eingesetzt wird, konnten sie Insulin produzierende Betazellen entwickeln.

Zellulärer Verwandlungstrick lässt Betazellen entstehen

Das Experiment gelang zunächst in Zellkulturen, inzwischen wurde das Prinzip auch an diabetischen Fischen, Ratten und Mäusen erfolgreich getestet. Den Tieren wurden Artemisinine, eine zugelassene Wirkstoffgruppe gegen Malaria verabreicht. Das Ergebnis: ein zellulärer Verwandlungstrick. Alphazellen, die in der Bauchspeicheldrüse Glukagon (den Gegenspieler des Insulins) produzieren, wandelten sich durch die Gabe des Malariamedikaments in Insulin produzierende Betazellen um. Bei den Tieren erhöhte sich dadurch die Beta-Zellmasse, und der Blutzuckerspiegel normalisierte sich.

Exakter Mechnismus ist aufgeklärt

Zuvor hatte die Forscher die Effekte zahlreicher Wirkstoffe an Alpha-Zellkulturen untersucht. Die Gruppe der Artemisinine erwies sich als Voltreffer. In ihrem Versuchen gelang es den Wissenschaftlern auch, den exakten molekularen Mechanismus aufzuklären, mit dem Artemisinine die Alphazellen umgestalten. Eine wichtige Voraussetzung, um jetzt weiter forschen zu können. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Cell veröffentlicht*.

Hoffnung auf neue Therapieform für Typ-1-Diabetes

Forschungsleiter Stefan Kubicek vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin in Wien hofft, dass sich dieser Forschungsansatz nun auf Menschen übertragen lässt. „Natürlich muss man die Auswirkungen einer langfristigen Artemisinin-Verabreichung am Menschen noch gründlich und ausgiebig testen. Insbesondere ist bisher unbekannt, ob sich die Alphazellen auch beim Menschen ständig regenerieren können. Außerdem müssen Wege gefunden werden, die neuen Betazellen vor der Zerstörung durch das Immunsystem zu schützen. Doch wir sind sehr zuversichtlich, mit den Artemisininen und deren Wirkmechanismen die Grundlagen für eine neue Form der Therapie gegen Typ-1-Diabetes gefunden zu haben,“ so Kubicek in einer Presseinformation des CeMM vom 1.12.16.

*http://dx.doi.org/10.1016/j.cell.2016.11.010

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