Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz haben neue Zahlen zur Häufigkeit der diabetischen Netzhautschädigung (Retinopathie) vorgelegt. Danach sind etwa 20 % der Diabetiker von dieser Erkrankung betroffen. Das Risiko steigt mit dem Alter, der Erkrankungsdauer und einer Erhöhung des Blutdrucks.
Augen sind bei Diabetes gefährdet
Erhöhte Blutzuckerwerte können die Augen schädigen. Betroffen ist hier besonders die Netzhaut (Retina). Sie wird über viele kleine Blutgefäße mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Ist der Blutzucker dauerhaft zu hoch, kann es zu einer Schädigung dieser kleinen Blutgefäße kommen, Mikroangiopathie genannt. Als Risikofaktoren kommen hinzu: Bluthochdruck, erhöhte Blutfettewerte und Rauchen. Langfristig droht eine verminderte Sehfähigkeit bis hin zur Erblindung. Daher sollten Diabetiker ihre Augen mindestens einmal jährlich vom Augenarzt untersuchen lassen, um Schädigungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Gutenberg-Gesundheitsstudie liefert Zahlen
Wie viele Diabetiker von einer Schädigung der Netzhaut betroffen sind, wurde im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie an der Universitätsmedizin Mainz untersucht. Im Rahmen dieser langfristig angelegten Studie beobachten die Wissenschaftler seit 2007 die Gesundheit von 15.000 Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung von Herz-Kreislauferkrankungen. Die Studie liefert nun – hochgerechnet auf die Bevölkerung – zum ersten Mal verlässliche Zahlen zu Augenerkrankungen bei Diabetikern und zeigt: 20 % weisen eine Schädigung der Netzhaut auf, 5 % von ihnen sind sogar von einen fortgeschrittenen Form betroffen – ihre Sehfähigkeit ist bedroht. Hochgerechnet sind dies in Deutschland mehr als 142.000 Menschen zwischen 35 und 74 Jahren. Mit dem Alter und der Erkrankungsdauer steigt das Risiko einer Netzhautschädigung, Bluthochdruck erhöht es zusätzlich.
Jeder vierte Diabetes unentdeckt
Die Studie hat auch gezeigt: Von den Menschen, bei denen im Rahmen der Gesundheitsstudie ein Diabetes festgestellt wurde, wusste jeder Vierte vorher nichts von seiner Erkrankung. Auch bei diesen Patienten wurden bereits frühe Schädigungen der Netzhaut festgestellt. „Das unterstreicht die Bedeutung der Früherkennung, dennje eher der erhöhte Blutzuckerspiegel behandelt wird, desto geringer ist das Risiko für Spätfolgen“, sagt Alireza Mirshahi, Professor für Augenheilkunde, Forscher an der Universitäts-Augenklinik Mainz und inzwischen Direktor der Augenklinik Dardenne in Bonn. Die Forscher der Universitätsmedizin Mainz wollen nun im nächsten Schritt Maßnahmen zur Früherkennung entwickeln.„So könnte in Zukunft wohl ein großer Teil der drohenden Sehverschlechterung oder gar Erblindung abgewendet werden“, erklärt Professor Dr. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik an der Universitätsmedizin Mainz.