Insulininjektion in die Magenwand
Insulin einfach schlucken, statt es zu spritzen – dies wäre eine große Erleichterung für Menschen mit Diabetes. Dazu gab es bereits zahlreiche Forschungsansätze, über die wir regelmäßig in unserer Nachrichten-Rubrik Forschung und Entwicklung berichten. Nun kommt eine interessante neue Idee aus den USA. Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen haben eine Insulinkapsel entwickelt, die Insulin in die Magenwand injizieren kann. Im Tierversuch hat dies bereits funktioniert. Die Kapsel trägt den Arbeitstitel SOMA („self-orienting millimeter-scale applicator“). Erste Studienergebnisse wurden im Februar 2019 im Fachmagazin Science veröffentlicht*.Insulinkapsel mit integrierter Nadel – schmerzlose Injektion
Die Insulinkapsel ist etwa so groß wie eine Beere und hat eine integrierte Nadel, die mit gefriergetrocknetem Insulin bestückt ist. Beim Schlucken der Kapsel befindet sich die Nadel noch im Inneren, gespannt von einer mit Zucker umschlossenen Feder. Der Zucker löst sich im Magen auf und gibt die Nadel frei, die anschließend in die Magenwand eindringt. Dort wird das Insulin langsam resorbiert. Die Injektion soll für den Anwender schmerzfrei sein, da die Magenschleimhaut keine Schmerzrezeptoren besitzt, so die Forscher. Der Rest der Kapsel wird – nachdem sie ihren Dienst erfüllt hat – einfach über die Verdauung wieder ausgeschieden.Wie das funktioniert, sehen Sie im Video (in englischer Sprache).
Die Natur stand Pate
Die Forscher standen vor der Frage: Wie soll die Insulinkapsel in die erforderliche Position gebracht werden, sodass sie sicher in die Magenwand injiziieren kann? Die Lösung haben sie sich aus der Natur abgeschaut, wie man im Video sehen kann. Die ellipsenförmige Kapsel ist dem Panzer einer tropischen Schildkröte nachempfunden. Diese Schildkröten verfügen über die Gabe, sich aus jeder Position wieder auf den Bauch drehen zu können. Analog findet die Insulinkapsel durch ihre besondere Form immer in die richtige Position.Dass die Insulinkapsel funktioniert, hat sie bisher nur im Tierversuch unter Beweis gestellt. Bis zum Einsatz am Menschen ist es noch ein weiter Weg. Trotzdem ein interessanter Forschungsansatz, an dem unter anderem auch der Insulinhersteller Novo Nordisk beteiligt ist.
* Abramson A et al. An ingestible self-orienting system for oral delivery of macromolecules. Science 08 Feb 2019:Vol. 363, Issue 6427, pp. 611-615 DOI: 10.1126/science.aau2277