Erfahrene Diabetiker kennen das Phänomen: Erwärmen der Haut lässt gespritztes Insulin schneller wirken. Ursache ist eine Weitstellung der kleinen Blutgefäße im Unterhautfettgewebe. Ein neu entwickeltes Gerät (InsuPad) nutzt diesen Effekt und kann zum Einsparen von Insulin zu den Mahlzeiten führen – dies bei gleich guter Einstellung, aber weniger Unter- und Überzuckerungen.
Die Technik ist simpel. Das Gerät besteht aus zwei Komponenten: Ein 4 x 2 cm großer Plastikrahmen wird hautverträglich einmal täglich an der vorgesehenen Spritzstelle aufgeklebt. Er dient für diesen Tag als Halterung für einen Wärmeblock. Nach einmaligem Aufladen über die Steckdose wird dieser aufgeklickt und erwärmt drei mal für jeweils 10 Minuten die vorbereitete Hautstelle auf 39.5 °C – gefolgt von zehnminütiger Pause. Danach schaltet das Gerät automatisch ab.
In der so behandelten Hautstelle erhöht sich die Mikrozirkulation. Dies beschleunigt die Wirkung von gespritztem Insulin.
In einer Studie wurde die Wirkung der InsuPad-Gerätes bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern mit hohem Gesamtinsulinbedarf (mehr als 60 IE Insulin tgl.) untersucht. Wichtigste Frage war, ob durch die Anwendung bei gleich guter Einstellung Insulin zu den Mahlzeiten eingespart werden kann. Die untersuchten 145 Diabetiker wurden vorbereitend geschult und auf gute Nüchtern-Blutzucker eingestellt. In den folgenden drei Behandlungsmonaten war der HbA1c in den beiden Gruppen (mit und ohne InsuPad) vergleichbar gut (6.3% ± 0.5%). Die Basalinsulin-Menge blieb in beiden Gruppen gleich. In der Kontrollgruppe ohne InsuPad wurde aber 8% mehr Mahlzeiteninsulin gespritzt. In der Gruppe mit InsuPad war bei gleicher Einstellung 20% weniger Mahlzeiteninsulin erforderlich. Unterzuckerungen und hohe Zuckerwerte nahmen ab, das Gewicht blieb in beiden Gruppen gleich. Die Zufriedenheit war unter Verwendung von InsuPad so hoch, dass die meisten teilnehmenden Menschen mit Diabetes die Anwendung nach Abschluss der Studie fortführten.
Zusammenfassend zeigte die Studie eine gleichgute Einstellung des Zuckers mit weniger Insulin.
Aufgrund dieser Ergebnisse sind das InsuPad-Gerät und die nötigen Verbrauchsmaterialien bei einigen Kassen zwischenzeitlich rezeptierbar. Eigene Erfahrungen zeigen, dass viele andere Kassen nach Beantragung die Kosten ebenfalls übernehmen. Schließlich führen die gezeigten Effekte nicht nur zu medizinischem Erfolg, sondern auch zur Kostenersparnis durch reduzierten Insulinverbrauch.
(Quelle: Diabetes und Technologie 3+4/2013)