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Immuntherapie könnte Insulin-Restproduktion erhalten

Diabetes-Forschung

© Romolo Tavani - fotolia.com

Durch die Gabe eines Proinsulin-Peptids könnte bei neu erkrankten Menschen mit Typ-1-Diabetes eine Insulin-Restproduktion erhalten werden. Dies hat eine Studie aus Cardiff gezeigt, in der Patienten mit dem Vorläuferprotein von Insulin erfolgreich immunisiert wurden.

Insulin-Restproduktion bei Typ-1-Diabetes erhalten

Typ-1-Diabetes ist eine Automimmunerkrankung, in deren Verlauf die insulinproduzierenden Betazellen nach und nach zerstört werden. Betroffene müssen deshalb lebenslang Insulin spritzen bzw. mit einer Insulinpumpe zuführen. Wenn die Diagnose Typ-1-Diabetes gestellt wird, haben die meisten Patienten noch eine Insulin-Restproduktion von etwa 10 bis 20 Prozent. Ließe sich diese Restproduktion erhalten, könnten zumindest schwere Unterzuckerungen (Hypoglykämien) im Verlauf der Erkrankung vermieden werden.

Immunisierung der körpereigenen T-Zellen über Proinsulin

Ein Team um Collin Dayan von der Cardiff University School of Medicine berichtet nun über einen Erfolg auf diesem Gebiet*. Die Forscher aus Wales haben neu erkrankte Typ-1-Diabetiker mit einem Teilpeptid von Proinsulin behandelt – dem Vorläuferprotein von Insulin. Ähnlich wie bei einer Allergiebehandlung wurden die Patienten mit Hilfe einer Immuntherapie „hyposensibilisiert“. So sollen die T-Zellen – zuständig für die körpereigene Abwehr – von einer weiteren Zerstörung der Betazellen abgehalten werden.

Stabile Insulinproduktion unter der Immuntherapie

27 Patienten nahmen an der Studie teil. Bei allen lag die Diagnose Typ-1-Diabetes nicht mehr als 100 Tage zurück. Die Forscher bildeten drei Gruppen: Eine Gruppe erhielt 12 Injektion des Proinsulin-Pepids – alle zwei Wochen eine. Die zweite Gruppe erhielt alle vier Wochen eine Injektion – insgesamt waren es sechs. Die dritte Gruppe wurde mit einem Placebo (Scheinmedikament) behandelt. Nach 12 Monaten zogen die Forscher Bilanz: In der Placebogruppe ohne Proinsulin hatte der Insulinbedarf während des Beobachtungszeitraums stetig zugenommen. Die Betroffenen mussten ihre Insulindosis nach und nach steigern. In den beiden Gruppen, die mit Proinsulin behandelt wurden, blieb der Insulinbedarf dagegen stabil. Dies spricht dafür, dass die Insulin-Restproduktion unter der Immuntherapie erhalten werden konnte. Komplikationen der Therapie wurden nicht beobachtet.

Weitere Studien sind erforderlich

Die Forscher selbst sehen ihre Ergebnisse unter dem Vorbehalt, dass die Zahl der Teilnehmer zu gering gewesen sei, um eine abschließende Bewertung vorzunehmen. Da sich die Immuntherapie als sicher erwiesen hat, kann der Ansatz nun in Studien weiter verfolgt werden.

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*Mohammad Alhadj Ali et al. Metabolic and immune effects of immunotherapy with proinsulin peptide in human new-onset type 1 diabetes. Science Translational Medicine  09 Aug 2017: Vol. 9, Issue 402, eaaf7779. DOI: 10.1126/scitranslmed.aaf7779 

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