Etwa 3.000 Kinder erkranken in Deutschland jährlich neu an Typ-1-Diabetes. Forscher des Instituts für Diabetesforschung arbeiten intensiv daran, dies zu verhindern. Ergebnisse dazu hat Professor Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler beim Deutschen Diabetes Kongress in Berlin vorgestellt.
Typ-1-Diabetes entwickelt sich schleichend
Deutschland zählt zu den Ländern mit den höchsten Erkrankungsraten an Typ-1-Diabetes weltweit. Etwa 30.000 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 19 Jahren sind hierzulande betroffen. Die Weichen dafür werden im Leben bereits früh gestellt: zwischen dem ersten und dem fünften Lebensjahr. Auch wenn der Diabetes noch gar nicht “ausgebrochen” ist, haben die Kinder in diesem Alter bereits typische Autoantikörper für Typ-1-Diabetes im Blut. Sie führen dazu, dass die Insulin produzierenden Betazellen nach und nach zerstört werden – ein schleichender Prozess. Werden die Anzeichen wie sehr starker Durst und Gewichtsabnahme nicht rechtzeitig erkannt, kann es durch den Insulinmangel zu einer lebensbedrohlichen Entgleisung (Ketoazidose) kommen. Die Eltern trifft es meist völlig unvorbereitet, denn in 80 bis 90 % der Fälle gab es im familiären Umfeld bisher keinen Diabetesfall.
Diabetesforschung: Lässt sich Typ-1-Diabetes verhindern?
Bisher lässt sich der Typ-1-Diabetes nicht verhindern, aber Wissenschaftler forschen intensiv daran, dies irgendwann zu schaffen. Führend ist hier das Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum in München. Dessen Leiterin Professor Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler hat beim Deutschen Diabetes Kongress am 6. Mai 2016 einen aktuellen Überblick über neue Projekte gegeben. Im Rahmen des Pilotprojektes Fr1da wurden in Bayern bisher mehr als 35.000 Kinder zwischen zwei und fünf Jahren auf typische Autoantikörper für Typ-1-Diabetes untersucht. 102 Kinder wiesen diese Autoantikörper auf und haben die Möglichkeit, an der PRE-POINT-Studie teilzunehmen. Sie untersucht, ob sich der Ausbruch des Diabetes durch eine Impfung mit Insulin verhindern lässt. Zudem wird den Eltern ein neu entwickeltes Schulungsprogramm angeboten.
Neue europäische Plattform für Diabetesprävention
Noch früher setzt die neue europäische Initiative GPPAD (Global Platform for the Prevention of Autoimmune Diabetes) an. Hier werden Säuglinge bereits in den ersten Tagen nach der Geburt untersucht. Ab Juli 2016 sollen Insgesamt 5.000 Neugeborene in Dresden und Leipzig auf ihr genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes getestet werden.
Ziel der Forscher ist es, irgendwann eine “Schluckimpfung” für Kinder mit einem genetischen Risiko zu entwickeln. Dann müsste kein Kind mehr an Typ-1-Diabetes erkranken.