Website-Icon diabetes-news

Hashimoto – Fakten zu einer häufigen Schilddrüsenerkrankung

Untersuchung der Schilddrüse

© Alexander Raths - fotolia.com

Heute beginnt die 3. Hormonwoche der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Bis zum 22. September 2018 finden deutschlandweit Veranstaltungen statt, bei denen über endokrinologische Krankheiten informiert wird. Eine davon ist Hashimoto-Thyreoiditis – eine häufige Begleiterkrankung des Diabetes.

“Keine Panik bei Hashimoto: Fakten statt Mythen – was Patienten mit dieser Schilddrüsenerkrankung wissen sollten” war ein Thema der Auftakt-Pressekonferenz am Dienstag, 11. September 2018. Hier das Expertenstatement von Dr. med. Joachim Feldkamp, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, Infektiologie am am Klinikum Bielefeld:

Ursache und Häufigkeit der Hashimoto-Thyreoiditis

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Sie ist nicht selten und betrifft etwa zwei Prozent der Bevölkerung. Frauen sind davon etwa zehnmal häufiger betroffen als Männer, ohne dass die Ursache dafür bekannt ist. Es liegt fast immer eine erbliche Prädisposition (Veranlagung) vor, meist finden sich andere Verwandte, die ebenfalls eine Hashimoto-Thyreoiditis haben oder einen Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Schilddrüsenüberfunktion führt. Die Ursache für die  Erkrankung ist eine Störung des Immunsystems. Die körpereigenen Schilddrüsenstrukturen werden vom Immunsystem als „fremd“ erkannt. Es werden Antikörper gebildet, die sich gegen die Funktion der Schilddrüse richten können. Speziell sind dies Antikörper gegen die thyreoidale Peroxidase (TPO-AK), das wichtigste Enzym bei der Herstellung von Schilddrüsenhormon, und die Antikörper gegen Thyreoglobulin, das Speichereiweiß für Schilddrüsenhormon.

Das Chamäleon der Schilddrüsenerkrankungen

Die Symptome der Erkrankung sind so vielfältig, dass die Hashimoto-Thyreoiditis als das Chamäleon der Schilddrüsenerkrankungen angesehen werden kann.

Schilddrüsengröße: Gerade im Jugendalter findet sich oft eine Vergrößerung des Organs, bei vielen Patienten ist die Schilddrüse normal groß, bei der atrophischen Verlaufsform schrumpft das Organ, bis es bei manchen Menschen fast gar nicht mehr im Ultraschall erkannt werden kann.

Schilddrüsenfunktion: Die Funktionslage der Schilddrüse kann sich ebenfalls sehr vielfältig präsentieren. Zu Beginn der Erkrankung kann es durch die akut einsetzende, autoimmun bedingte Entzündung zu einer Zerstörung von Schilddrüsenzellen kommen. Dadurch wird gespeichertes Schilddrüsenhormon unkontrolliert in die Blutbahn freigesetzt und es resultiert eine Überfunktion der Schilddrüse. Die Überfunktion hält vier bis acht Wochen an, bis das freigesetzte Hormon verbraucht ist. Anschließend kann sich aus der Überfunktion eine Unterfunktion entwickeln. Bei den meisten Patienten kommt es aber direkt zur Entwicklung der Unterfunktion. Die Hashimoto-Thyreoiditis kann aber auch nachweisbar sein, ohne dass eine Funktionsstörung vorliegt und ohne dass die Menschen behandelt werden müssen.

Postpartum-Thyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis nach der Geburt)

Nach der Geburt kommt es in Deutschland bei etwa sieben Prozent aller Gebärenden zu einer autoimmun bedingten Funktionsstörung der Schilddrüse. Häufiger als sonst bei der Hashimoto-Thyreoiditis kommt es dabei zu einer anfänglichen Überfunktion der Schilddrüse. Vielfach dauert es lange, bis die Diagnose gestellt wird, da die Symptome Erschöpfung, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit und andere Zeichen der Schilddrüsenfunktionsstörung der neuen Situation der Mutter mit dem Kind zugeordnet werden.

Trägt der Patient Schuld am Auftreten der Erkrankung?

Viele Patienten machen sich Gedanken, ob sie etwas in ihrem Leben falsch gemacht haben, dass eine solche Autoimmunerkrankung mit Selbstzerstörung von körpereigenen Substanzen auftritt. Dies ist jedoch nicht so (ebenso wie bei der Autoimmunerkrankung Diabetes Typ 1; Anm. der Redaktion). Die Hashimoto-Thyreoiditis tritt weltweit auf und kommt in allen Lebenssituationen vor. Sie betrifft alle Personengruppen, ob sie nun sehr gesund leben, sich vegetarisch, vegan oder als Mischköstler ernähren. Das Hauptrisiko ist die genetische Prädisposition. Je häufiger die Erkrankung in einer Familie vorkommt, desto größer ist das Risiko, die Erkrankung zu bekommen.

Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis

Grundsätzlich können sich Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis normal ernähren.

Aufnahme von Jod: Bei noch normaler Schilddrüsenfunktion kann es ratsam sein, auf eine übermäßige Jodzufuhr zu verzichten. Dies betrifft den regelmäßigen Konsum von Meeresalgen (zum Beispiel in Sushi), die eine sehr hohe Jodkonzentration enthalten. In der täglichen Ernährung führt die normale Verwendung von jodiertem Speisesalz, der Konsum von Seefisch und auch Reisen an die See nicht zu einer Verschlechterung der Erkrankung. Ist schon eine Unterfunktion vorhanden, kann Jod nicht mehr schaden.

Zufuhr von Selen: Selen ist sehr wichtig für die Schilddrüse. Eine Ernährung mit selenreichen Nahrungsmitteln ist bei Schilddrüsenerkrankungen nie falsch: Selenreich sind Nüsse, besonders Paranüsse, Meeresfrüchte, Seefisch, Eier.

Gluten: Bei echter Glutenallergie (Zöliakie, Sprue) muss auf das Klebereiweiß Gluten aus Getreideprodukten verzichtet werden. Bei Weizenunverträglichkeit kann bereits der Verzicht auf Weizen hilfreich sein.

Eisen: Ein Eisenmangel kann zu leichten Funktionsstörungen der Schilddrüse führen, da das wichtige Enzym „thyreoidale Peroxidase“ eisenhaltig ist.

Hashimoto-Thyreoiditis und andere Autoimmunerkrankungen

An andere Autoimmunerkrankungen muss immer dann gedacht werden, wenn trotz guter Einstellung neue Symptome auftreten. Eine autoimmunbedingte schmerzlose Typ A Gastritis (Magenschleimhautentzündung) kann zu Vitamin B12-Mangel führen. Sehr selten ist eine Nebennierenschwäche (Morbus Addison). Die Weißfleckenerkrankung der Haut kommt bei Hashimotopatienten häufiger vor. Anlässlich der 3. Deutschen Hormonwoche finden vom 15. – 22. September 2018 deutschlandweit Veranstaltungen für Patienten, Angehörige und Interessierte statt, bei denen über endokrinologische Krankheiten informiert wird.

Hier erhalten Sie weitere Informationen dazu.


Quelle: Pressekonferenz anlässlich der Deutschen Hormonwoche (15. bis 22. September 2018) der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE). Dienstag, 11. September 2018.

Die mobile Version verlassen