Sportunterricht und Ausflüge für Kinder mit Diabetes
„Kinder mit Diabetes Typ 1 sind im Kindergarten und in der Schule genauso belastbar und leistungsfähig wie gesunde und im Umgang mit ihrer Erkrankung in der Regel gut geschult“, erläutert Professor Dr. med. Thomas Danne, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von diabetesDE und Chefarzt des Kinderkrankenhauses „Auf der Bult“ in Hannover. Auch am Sportunterricht und Ausflügen können und sollen sie grundsätzlich teilnehmen: „Es gibt keinen Grund sie davon auszuschließen“, ergänzt Danne. Fragen rund um dieses Thema beantwortet Professor Danne am Donnerstag, den 27. Juli 2017, von 16.00 bis 17.30 Uhr im Expertenchat von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.Hier können Sie Ihre Fragen vorab stellen und im Anschluss das Chat-Protokoll nachlesen
Unterstützung durch Lehrer und Erzieher
Doch was ist, wenn ein Kind mit Diabetes Typ 1 Hilfe beim Blutzuckermessen und Insulinspritzen benötigt? „Während einige Eltern ihre Kinder bei bestimmten Abläufen im Kindergarten noch unterstützen können, ist das in der Schule häufig nicht mehr möglich und sinnvoll“, so Danne. „Viele Eltern diabeteskranker Kinder machen sich Sorgen, ob ihre Kinder mit den notwendigen Therapiemaßnahmen parallel zum neuen Schulalltag überfordert sein könnten, gerade, wenn ihre Kinder noch nicht lesen und rechnen können.“ Zwar übernehmen in den meisten Fällen engagierte Lehrkräfte die Überwachungs- und Hilfsaufgaben in der Schule, in der Regel sind sie jedoch nicht geschult.Recht auf externe Leistungen durch Pflegekräfte
Wenn Kinder in den ersten Schuljahren mit der Diabetestherapie noch überfordert sind und ihre Eltern sie während der Unterrichtszeit nicht unterstützen können, besteht die Möglichkeit, eine ambulante Kinderkrankenpflege, die zu fest vereinbarten Zeiten die Behandlung in der Schule überprüft oder durchführt, zu engagieren. Diese Hilfe wird bei Bedarf vom Kinderdiabetologen verordnet und bei der Krankenkasse beantragt. Eine weitere Möglichkeit ist die Begleitung in der Schule durch eine sogenannte persönliche Assistenz (nach SGB XII § 53/54 Eingliederungshilfe). „Bei solchen Begleitpersonen handelt es sich um pädagogische oder pflegerische Fachkräfte, die das Kind im Unterricht begleiten“, erklärt der Diabetologe. In der Regel wird eine solche Hilfe über das Sozialamt finanziert. „Integrationshelfer sind jedoch nicht dazu verpflichtet, Injektionen, Katheterwechsel, Blutzuckermessungen oder ähnliche Behandlungen zu übernehmen“, betont Danne. „Insofern ist es immer besser zu versuchen die Kinder für den Alltag mit ihrem Diabetes fit zu machen und eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Lehrern zu suchen.“Schulungsprogramme “Fit für die Schule” und “Delfin”
Um Kinder mit Diabetes auf den Schulalltag und den Umgang mit ihrem Diabetes vorzubereiten, bietet das Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult in Hannover einen strukturierten zweitägigen Schulungskurs “Fit für die Schule” an. Gemeinsam mit anderen Kindern, die in der gleichen Situation sind, fällt es Kindern leicht, selbstbewusst mit ihrem Diabetes umzugehen, so die Erfahrung von Prof. Danne. Für Eltern ist das Schulungsprogramm “Delfin” empfehlenswert. Hier erhalten sie Anregungen, wie sie eine vertrauensvolle und positive Beziehung zu ihrem Kind mit Diabetes aufbauen und festigen können.Die Begleithefte für beide Schulungsprogramme sind im Kirchheim Verlag erschienen.
Hier die Links: Fit für die Schule und Delfin-Elternprogramm