Diabetespatienten sind nicht pauschal gefährdet
(11.4.2020) Menschen mit Diabetes gehören eher zu den Risikogruppen, bei denen die Infektion mit dem neuen Coronavirus einen schwereren Verlauf nehmen kann. Doch das gilt nicht pauschal. „Da die Viruserkrankung in den meisten Fällen mild verläuft, sehen wir bislang auch für Menschen mit Diabetes keine größere Gefahr als bei einem herkömmlichen Grippevirus“, erklärte DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer bei der Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 11. März 2020 in Berlin. DDG Mediensprecher Professor Dr. med. Baptist Gallwitz schränkte ein: Haben Diabetespatienten Begleit- und Folgeerkrankungen wie Herzkreislaufprobleme oder Organschäden, sollten sie aktuell jedoch besonders achtsam sein. Im Falle einer Ansteckung mit Coronavirus SARS-CoV-2 haben sie durch ihr geschwächtes Immunsystem und eventuell bereits bestehende Infektionen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.“DDG-Empfehlungen zur Behandlung von COVID-19-Patienten mit Diabetes
In dieser Woche hat die DDG ein umfassendes Positionspapier für medizinisches Fachpersonal herausgegeben: “Praktische Empfehlungen zum Diabetes-Management bei Patientinnen und Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung”. Sie gelten für Erwachsene. Hier einige wichtige Eckpunkte, die auch für Patienten interessant sein können:- Wenn Menschen mit Diabetes an Covid-19 erkrankt sind und nicht im Krankenhaus behandelt werden müssen, empfiehlt die DDG: Diese Patienten sollten während der häuslichen Quarantäne im telefonischen Kontakt mit der diabetologischen Schwerpunktpraxis bzw. ambulanten spezialisierten Versorgungseinrichtung stehen. Dies gelte besonders bei einer Insulintherapie oder einer potentiell problematischen Tabletten-Therapie, so die Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
- Frauen mit einem Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes), Menschen mit Typ 1-Diabetes sowie Patienten mit Folge- bzw. Begleiterkrankungen sollten in dieser Situation telefonisch oder telemedizinisch (z.B. per Videosprechstunde) engmaschig kontrolliert und begleitet werden.
- Als vorbeugende Maßnahmen sollten alle Diabetespatienten ihre Stoffwechseleinstellung optimieren, d.h. möglichst gute Blutzuckerwerte anstreben.
- Bei Menschen, die an Covid-19 erkranken, sollte prinzipiell untersucht werden, ob sie an Diabetes erkrankt sind – auch wenn ein Diabetes bis dahin nicht bekannt war.
- Bei Diabetes und schweren Verläufen von Covid-19 – vor allem bei solchen, die im Krankenhaus behandelt werden – empfehlen die Experten der DDG eine Insulinbehandlung. Hier seien am wenigsten Komplikationen (z.B. Laktatazidose, Ketoazidose) und Medikamenteninteraktionen (u.a. auch mit experimenteller antiviraler Therapie wie Hydroxychloroquin, Lopinavir/Ritonavir, Remdesivir etc.) zu erwarten.
- Im Rahmen der medikamentösen Blutdruckeinstellung empfiehlt die DDG in ihrem Positionspapier einen Zielblutdruck von <135/80 mmHg. Die Einnahme der blutdrucksenkenden Medikamente sollte nicht abgesetzt werden, auch wenn derzeit Zusammenhänge zwischen der Therapie mit RAS-Blockern und einer schweren Covid-19 Erkrankung diskutiert würden. Für solche hypothetischen Überlegungen gebe es derzeit keine wissenschaftlich belegbaren Beweise, so die DDG.
Wichtige Informationen und Materialien für Menschen mit Diabetes in der derzeitigen Situation hat die Organisation diabetesDE zusammengestellt. Mehr dazu lesen Sie hier auf diabetes-news.
Einen Beitrag zur aktuellen Lage bei der Versorgung mit Diabetes-Hilfsmitteln lesen Sie hier auf diabetes-news.