Diabetiker unnötig verunsichert – Warum Todesfälle in einer US-Studie kein Grund sind, hohe Blutzuckerwerte zu akzeptieren
In den USA musste eine Studie mit Diabetikern (Langzeitergebnisse der Studien UKPD, ACCORD, ADVANCE) abgebrochen werden, weil unter den besonders intensiv behandelten Patienten unerwartet viele Todesfälle auftraten. Der wahrscheinliche Grund: Der Blutzuckerspiegel wurde zu rabiat gesenkt. Deshalb nennt Professor Dr. Thomas Haak, Chefarzt der Diabetes-Klinik Bad Mergentheim und Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, die gelegentlich zu hörende Schlussfolgerung, höhere Blutzuckerwerte zu akzeptieren, “groben Unsinn”.
Die amerikanischen Kollegen hätten in einer Gruppe Langzeitwerte unter sechs Prozent angestrebt und dabei bis zu 5 Medikamente verabreicht. Bei diesen Patienten seien die Todesfälle aufgetreten. “Dieses Vorgehen entspricht nicht unserer täglich angewandten Therapie”, betont Haak in der “Apotheken Umschau”. Das Ziel sei vielmehr, den Langzeitwert unter 6,5 bis 7 Prozent zu bringen, ohne dabei Risiken wie unsichere Arzneikombinationen in Kauf zu nehmen. Die deutliche Senkung des Blutzuckers bleibe aber unverzichtbar, um dem Diabetiker Spätschäden möglichst zu ersparen. Besonders wichtig sei es, Unterzuckerungen zu vermeiden.
Professor Dr. Thomas Haak setzt nach Möglichkeit nur “ein einzelnes Medikament oder eine Zweierkombination” ein. “Außerdem haben wir aus den Studien gelernt, dass wir nicht um jeden Preis bestimmte Therapieziele anstreben sollten”, so Haak. “Die maßgeschneiderte Therapie für jeden einzelnen Patienten ist das Gebot der Stunde.”