DDG: Verordnung von GLP1-Analoga nicht ändern
Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) empfiehlt weiterhin, die Verordnungspraxis von sogenannten inkretin-basierten Wirkstoffen wie DDP4-Hemmern (Sitagliptin, Vildagliptin, Saxagliptin) oder GLP1-Analoga (Exenatide, Liraglutide) beizubehalten.
Die DDG nimmt damit Stellung zu der ungewöhnlichen Wiedervorlage einer Studie in der Zeitschrift „Gastroenterology“. Die Autoren weisen für die betroffenen Patienten ein erhöhtes Risiko aus, eine ¬Entzündung oder Krebs der Bauchspeicheldrüse zu erleiden. Anfang März 2011 hatte die Zeitschrift die online publizierte Studie aufgrund eines anderen Gutachtens zurückgezogen (wir berichteten). Nun ist die Studie in einer modifizierten Version erneut erschienen. Die publizierten Daten lassen laut DDG keine abschließende Aussage zu. Sie machten aber deutlich, dass eine längerfristige Beobachtung notwendig ist.
Kurz nach der Online-Veröffentlichung der Studie von Michael Elashoff und Kollegen von der University of California, Los Angeles, hatte sich die DDG dazu erstmalig positioniert. Gastroenterology hat nun eine überarbeitete Version der Arbeit kommentarlos auf ihrer Webseite veröffentlicht. Diese weicht teilweise von der ersten ab. Den Verdacht eines erhöhten Risikos für eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung oder Krebs durch GLP1-Analoga belegt sie jedoch nicht: „Somit besteht nach wie vor kein Grund, die Verordnungspraxis zu ändern“, sagt Professor Dr. med. Stephan Matthaei, Präsident der DDG vom Diabetes-Zentrum Quakenbrück. Die befürchtete Bauchspeicheldrüsenentzündung durch GLP-1 liege vermutlich unter der Zahl von 1:10 000 und sei damit sehr selten. Zudem belegen die in die Studie einbezogenen klinischen Daten keinen ursächlichen Zusammenhang.
Der Vorgang mache einmal mehr deutlich, wie wichtig der kritische und gewissenhafte Umgang mit wissenschaftlichen Daten sei: „Im Sinne der Patienten muss jedem Verdacht nachgegangen werden“, betont Professor Matthaei. Jedoch dürften etwaige Unstimmigkeiten im methodischen Vorgehen niemals zu Lasten der Betroffenen gehen und sollten diese auch nicht unnötig verunsichern.
Inkretin-basierte Medikamente bewirken, dass die Bauchspeicheldrüse vermehrt das Blutzucker senkende Hormon Insulin freisetzt. Außerdem verlangsamen sie die Magenentleerung und die Patienten nehmen unter diesen Medikamenten nicht zu. Sie eignen sich deshalb vor allem für übergewichtige Menschen mit Typ 2 Diabetes, deren Blutzuckerspiegel und Gewicht sich durch veränderten Lebensstil und Medikamente nicht senken lassen.
„Die Ergebnisse der nun mittlerweile drei vorliegenden Gutachten zu einem möglichen Risiko für Bauchspeichel¬drüsenerkrankungen sprechen dafür, die Langzeitgabe inkretin-basierter Wirkstoffe genau zu beobachten“, ergänzt Matthaei. Die DDG hatte bereits in ihren beiden vorangegangenen Stellungnahmen gefordert, weitere Datenbanken in die Untersuchung mit aufzunehmen und auch die Langzeitdaten der Hersteller zu berücksichtigen. Angesichts der Datenlage sieht die DDG weiterhin keinen Anlass dafür, dass Ärzte ihre Verordnungspraxis ändern. Sollten weitere Gutachten dies in Frage stellen, wird die DDG dies erneut gründlich prüfen und entsprechende Empfehlungen aussprechen.
Die vollständige Stellungnahme finden Sie hier.