Berlin – Jährlich führen Ärzte hierzulande etwa 60000 Amputationen durch, rund 70 Prozent davon bei Menschen mit Diabetes mellitus. Bei etwa 14000 Betroffenen müssen sie den Fuß oberhalb des Knöchels amputieren. Viele Fußamputationen ließen sich durch eine rechtzeitige interdisziplinäre Behandlung vermeiden. Die Arbeitsgemeinschaft Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) hat hierfür im Rahmen ihrer Fachtagung am 9. und 10. März 2012 auf dem Campus Westend in Frankfurt 162 ambulante und stationäre Fußbehandlungseinrichtungen zertifiziert. Damit sind nun insgesamt 269 Praxen, Ambulanzen und Kliniken bundesweit als spezialisierte Zentren für das Krankheitsbild „diabetisches Fußsyndrom“ anerkannt.
Eine kleine Blase an der Ferse, ein winziger Hautriss am Fußballen oder eine Druckstelle am Zeh verheilen bei stoffwechselgesunden Menschen meist problemlos. Doch Diabetiker müssen auf eine konsequente Fußpflege, regelmäßige Fußuntersuchungen und die sofortige Behandlung etwaiger Verletzungen achten. Denn durch Nervenschädigungen aufgrund eines zu hohen Blutzuckerspiegels und Durchblutungsstörungen nehmen sie Verletzungen häufig erst wahr, wenn daraus größere Wunden und Geschwüre entstanden sind. Zudem verläuft bei Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 die Wundheilung langsamer. Amputationen der Zehen, Teile des Fußes oder der ganzen Gliedmaße sind oft die Folge. „Daher sollten Menschen mit Diabetes Fußverletzungen in einer darauf spezialisierten Facheinrichtung behandeln lassen“, betont Professor Dr. med. Ralf Lobmann, Sprecher der AG Fuß in der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Bürgerhospital Stuttgart.
Im Rahmen ihrer 20. Jahrestagung in Frankfurt am Main verlieh die AG Fuß 162 Einrichtungen das Zertifikat „Fußbehandlungseinrichtung DDG“. „Damit sind jetzt bundesweit insgesamt 269 Praxen, Ambulanzen und Kliniken zertifiziert“, so Professor Lobmann. „Sie haben unter anderem besondere Kooperationen mit Diabetologen, Chirurgen, Gefäßspezialisten, Podologen und Orthopädie-Schuhmachern aufgebaut und untersuchen und hinterfragen regelmäßig die Ergebnisse ihrer Behandlung.“ Der Zertifizierung muss sich jede Einrichtung alle drei Jahre von Neuem stellen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft bietet das Verfahren seit neun Jahren in Deutschland an. Es ist in dieser Form europaweit einmalig. „Leider übernehmen die Krankenkassen nur in einigen Regionen Deutschlands, darunter in Nordrhein-Westfalen, die Behandlungskosten einer spezialisierten Fußbehandlungseinrichtung“, bedauert Professor Lobmann. Dadurch stehe mittelfristig infrage, ob dieses Angebot dauerhaft aufrechterhalten werden könne. Die DDG setzt sich deshalb dafür ein, diese Art der Versorgung sicherzustellen.
Interessierte finden die aktuellen ambulanten und stationären Fußbehandlungseinrichtungen im Internet unter
www.ag-fuss-ddg.de