Blutzuckeranstieg nach dem Essen verhindern
Auch bei stabil eingestellten Diabetikern kommt es häufig nach den Mahlzeiten zu hohen Blutzuckerspiegeln. Wie verbreitet die gestörte Glukoseverarbeitung ist, und wer dazu besonders neigt, untersuchte eine aktuelle Studie. Aus Studien der letzten Jahre weiß man, dass postprandiale Blutzuckerspitzen (postprandial = nach der Mahlzeit) in stärkerem Ausmaß zu diabetischen Folgeschäden wie Atherosklerose und Herzinfarkt beitragen als hoher Nüchtern-Blutzucker. Sie verschlechtern deutlicher als die Nüchternwerte die HbA1c-Konzentration (HbA1c = verzuckertes Hämoglobin, Maß für die Langzeit-Stoffwechseleinstellung ist).
Ausgewählt wurden in der italienischen Studie über 3200 Typ-2-Diabetiker. Ihre Ernährung, körperliche Aktivität und Stoffwechsellage musste über drei Monate und während der Studie stabil sein. Man bestimmte eingangs die Nüchternspiegel von Blutzucker, Blutfetten, HbA1c sowie Körpergewicht und Größe (für den Body Mass Index sowie den Blutdruck. Die Patienten wurden in der Anwendung eines Blutzuckermessgerätes eingewiesen. Sie maßen dann zuhause an drei Tagen innerhalb einer Woche ihre Blutglukose unmittelbar vor und zwei Stunden nach dem Frühstück, dem Mittag und dem Abendessen. 84% der Patienten hatten bei mindestens einer der drei Messungen einen postprandialen Blutzucker über 160 mg/dl und somit eine gestörte Glukosetoleranz (vgl. Kasten). Auch bei den generell gut eingestellten Diabetikern waren erhöhte Werte mit 38% sehr häufig. Die Forscher fanden auch heraus, welche Patienten besonders häufig Blutzuckerspitzen nach dem Essen hatten:
“Risikofaktoren” waren
- höheres Alter
- längere Diabetesdauer
- hoher Nüchternblutzucker
- keine Adipositas (BMI unter 30)
- hohe Blutfettspiegel (Hyperlipidämie)
- hohe Blutdruckwerte (Hypertonie)
- Einnahme von Sulfonylharnstoffen
Postprandialen Spitzen auf der Spur
Bei solchen Patienten sollte der Blutzuckerverlauf nach dem Essen genauer beobachtet und besser eingestellt werden, um Folgeschäden an den großen und kleinen Gefäßen zu verhindern oder zu verzögern, fordern die Ärzte. Ein bis zwei Stunden nach dem Essen sollten Typ-2-Diabetiker zumindest gelegentlich den so genannten postprandialen Blutzucker kontrollieren. Beim Arzt wird eine gestörte Glukoseverarbeitung nach der Mahlzeit durch den oralen Glukosetoleranz-Test (oGTT) ermittelt. Der Test wird morgens nüchtern durchgeführt, d.h. nach mindestens achtstündiger Nahrungspause. Nach einer ersten Glukosebestimmung (Kapillarblut oder venöses Blut) wird eine Lösung mit 75 g Traubenzucker (Glukose, gelöst in 250 – 300 ml Wasser) innerhalb von 5 Minuten getrunken. Nach zwei Stunden wird erneut Blut zur Glukosebestimmung abgenommen.
Normal |
<100 mg/dl
(<5,6 mmol/l) |
<140 mg/dl
(<7,8 mmol/l) |
Gestörte Nüchternglukose |
100-125 mg/dl
(5,6-6,9 mmol/l) |
– |
Gestörte Glukosetoleranz |
– |
140-199 mg/dl
(7,8-11,0 mmol/l) |
Diabetes |
>126 mg/dl
(>7,0 mmol/l) |
>200 mg/dl
(>11,1 mmol/l) |
|