(22.1.2025) Vor allem in der kalten Jahreszeit häufen sich Berichte über Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten. Immer wieder fehlen auch vergleichsweise einfache und günstige Präparate wie zum Beispiel Fiebersäfte für Kinder oder Kochsalzlösungen. Menschen mit Diabetes sind ebenfalls betroffen, wenngleich der gravierendste Mangel hier einen neueren und teuren Wirkstoff betrifft: Die Nachfrage nach GLP-1-Rezeptor-Agonisten ist weiterhin höher als das Angebot.
Bis Ende des vergangenen Jahres gab es massive Lieferengpässe für die Diabetes-Medikamente Ozempic und Victoza, wie der Hersteller Novo Nordisk vermeldete. Inzwischen hat sich die Situation nach Angaben des Pharmaunternehmens zwar etwas entspannt. Der Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten wird wohl noch das gesamte Jahr 2025 brauchen. Bislang können die „Abnehmspritze“ in Deutschland nur Menschen mit Diabetes als Kassenleistung erhalten. Menschen mit Adipositas, die nicht an Diabetes erkrankt sind, müssen das Medikament selbst bezahlen.
Einige Insuline werden vom Markt genommen
Aber auch bei einigen Insulinen zeichnen sich Lieferengpässe ab: Novo Nordisk hat im vergangenen Jahr angekündigt, die Produktion bestimmter Präparate einzustellen. Dazu gehören die Humaninsuline Actrapid, Actraphane und Protaphane sowie das ältere Analoginsulin Levemir. Nach Angaben des Herstellers ist die Nachfrage nach diesen Präparaten so stark zurückgegangen, dass sich die Produktion nicht mehr lohnt. Zudem gelten neuere Insuline als überlegen.Insbesondere die Entscheidung, das Insulin Levemir vom Markt zu nehmen, stößt auf Kritik. Es handelt sich um ein Langzeitinsulin mit vergleichsweise kurzer Wirkdauer und wird von vielen Patienten zweimal täglich verabreicht, was eine flexiblere Anpassung der Dosis ermöglicht. Neuere Insuline wie z.B. Tresiba oder Toujeo wirken deutlich länger und müssen deshalb seltener verabreicht werden.
Im Falle der auslaufenden Insuline wird eine frühzeitige Umstellung auf alternative Präparate empfohlen. So können Probleme durch Lieferschwierigkeiten vermieden werden. Zudem bleibt noch Zeit, um vorübergehend zum bewährten Insulin zurückzukehren, falls es Schwierigkeiten bei der Umstellung auf ein neues Insulin gibt.
Regionale Engpässe sind kaum vorherzusehen
Auch Lieferengpässe bei Standardmedikamenten wie Metformin sind nicht auszuschließen, aber kaum vorhersehbar, da sie meist nur regional und zeitlich begrenzt auftreten. Manchmal sind auch nur bestimmte Packungsgrößen betroffen, weil ein Teil der Packung gerade nicht lieferbar ist. Auch Hilfsmittel können vorübergehend knapp sein.Aus diesem Grund sollten Patienten nicht warten, bis ihr Medikament vollständig aufgebraucht ist, bevor sie sich einen Nachschub besorgen. Apotheker können das fehlende Präparat oder eine gleichwertige Alternative in der Regel innerhalb weniger Stunden oder Tage beschaffen, wenn sie rechtzeitig informiert werden. Von einer Bevorratung über den tatsächlichen Bedarf hinaus ist jedoch abzuraten. Medikamente haben nur eine begrenzte Haltbarkeit. Zu große Vorräte, die irgendwann vernichtet werden müssen, verursachen unnötige Kosten und verschärfen die Mangelsituation für andere Patienten.
Eine Übersicht über alle Arzneimittel mit bundesweiten und längerfristigen Lieferengpässen findet sich auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Kurzfristige und regionale Mängel sind dort allerdings nicht aufgeführt.
Quellen:
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Apotheken Umschau
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Novo Nordisk
Diabetes Anker
Apotheke Adhoc
DocCheck
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