Website-Icon diabetes-news

Neues Basalinsulin muss nur einmal pro Woche verabreicht werden

Insulin spritzen

© james633 - fotolia.com

Ab sofort steht in Deutschland ein Basalinsulin zur Verfügung, das nur noch einmal wöchentlich verabreicht werden muss: das Insulin icodec des Herstellers Novo Nordisk (Handelsname Awiqli). Die langanhaltende Wirkung bietet eine Therapieerleichterung – insbesondere für Patienten mit Typ-2-Diabetes, die das tägliche Spritzen von Basalinsulin als lästig oder unangenehm empfinden.

(27.09.2024) Seit etwa 25 Jahren gibt es langwirksame Analoginsuline, die täglich verabreicht werden. Mit dem Insulin icodec geht Novo Nordisk nun einen Schritt weiter: Es hat eine extrem lange Halbwertszeit von rund 196 Stunden, was etwa acht Tagen entspricht. Nach der Injektion wird im Körper mit Hilfe des Eiweißes Albumin ein Insulindepot aufgebaut.

Das Albumin dient als natürlicher Speicher, der eine gleichmäßige Abgabe des Insulins an den Körper gewährleistet. Etwa drei bis vier Wochen nach Behandlungsbeginn ist das Depot vollständig aufgebaut. Dann ist der sogenannte „steady-state“ erreicht – ein Zustand, in dem über die Woche genauso viel Insulin an den Körper abgegeben wird, wie mit der wöchentlichen Injektion zugeführt wird.

Eine Erleichterung bei Angst vor Spritzen

Awiqli wird in der Fertigspritze mit 700 Einheiten/ml vertrieben. Es wurde speziell für Patienten mit Typ-2-Diabetes entwickelt und kann auch in Kombination mit anderen Antidiabetika wie zum Beispiel Metformin verwendet werden. Im Vergleich zu täglich verabreichten Insulinen zeigte sich bei klinischen Studien mit Typ-2-Diabetes-Patienten, dass diese mit Awiqli seltener und weniger schwere Hypoglykämien erlitten.

Besonders Menschen, die Angst vor Spritzen haben oder das tägliche Injizieren als unangenehm empfinden, profitieren von der wöchentlichen Verabreichung. Da eine höhere Therapiezufriedenheit oft zu einer besseren Einhaltung der Behandlungspläne und damit auch zu einer besseren Blutzuckereinstellung führt, kann sich dies positiv auf den HbA1c-Wert auswirken.

Eingeschränkte Flexibilität in der Behandlung

Während Awiqli für viele Menschen mit Typ-2-Diabetes Vorteile bietet, ist es für Patienten mit Typ-1-Diabetes weniger geeignet. Bei ihnen traten unter der Therapie mit Insulin icodec vermehrt Hypoglykämien auf. Da Menschen mit Typ-1-Diabetes zudem Bolusinsulin zu den Mahlzeiten benötigen, fällt der Vorteil der nur wöchentlichen Basalinsulingabe nicht so stark ins Gewicht. Vorsicht ist wegen der langen Halbwertszeit des neuen Insulins in akuten Pflege- und Behandlungssituationen geboten. Bei Krankenhausaufenthalten könnten Ärzte es vorziehen, ihre Patienten vorübergehend auf kurzwirksame Insuline umzustellen, um flexibler auf Blutzuckerschwankungen reagieren zu können, z. B. bei Operationen.

Kombipräparat ist bereits in Arbeit

Novo Nordisk arbeitet bereits and der nächsten Innovation: ein Kombinationspräparat aus dem Insulin icodec und dem GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid (bekannt unter dem Markennamen Ozempic). Das neue Kombipräparat wird unter dem Namen IcoSema entwickelt und verspricht, die Diabetesbehandlung weiter zu erleichtern. Patienten, die beide Medikament benötigen, könnten bei einem Kombipräparat wöchentlich eine weitere Injektion einsparen. Auch der Pharmakonzern Eli Lilly arbeitet an einem Basalinsulin mit verlängerter Wirkdauer (Basal-Insulin Fc).

Quellen:
Apotheke Adhoc
Deutsche Apotheker-Zeitung
Pharmazeutische Zeitung
PTA heute
DiabSite
Ärztezeitung
JAMA Network
eigene Recherche

Die mobile Version verlassen