(14.6.2024) Der Bundes-Klinik-Atlas ist seit dem 17. Mai 2024 kostenlos im Internet verfügbar. Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit soll er Bürgerinnen und Bürgern schnell und leicht verständlich über die Qualität und Leistungen von Krankenhäusern informieren. Die Daten werden mit einem Tacho-System dargestellt, das die Fallzahlen und Personalausstattung der Kliniken in Relation setzt. So sollen Patienten auf einen Blick alle Informationen erhalten, um passende Kliniken zu finden. Kontinuierliche Aktualisierungen seien geplant, darunter Ergänzungen der Qualitätsdaten und die Einteilung der Krankenhäuser in verschiedene Leistungsgruppen und -stufen, teilte das Ministerium mit.
Unvollständig und bisher wenig aussagekräftig
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert in einer Pressemitteilung jedoch, dass der Klinik-Atlas in seiner aktuellen Form wenig aussagekräftig und unfertig ist. Bundesweit seien derzeit nur rund 700 Kliniken verzeichnet, die Diabetes mellitus überhaupt behandeln, und dies oft mit unrealistisch niedrigen Patientenzahlen, so die DDG. Da jährlich rund 3 Millionen Menschen mit Diabetes in deutschen Krankenhäusern behandelt werden, verkenne das Portal massiv die Realität, so DDG-Präsident Prof. Dr. Andreas Fritsche. Es trage in der aktuellen Form zur Desinformation bei und verdränge die Diabetologie aus dem Gesundheitswesen, was angesichts steigender Erkrankungszahlen ein fatales Signal sei.Keine passenden Treffer für Menschen mit Diabetes Typ 2
Die DDG bemängelt insbesondere die fehlende Abbildung von Mehrfacherkrankungen und interdisziplinären Behandlungen im Klinik-Atlas. Ein typisches Beispiel sei ein Patient mit Diabetes Typ 2 und mehreren Folgeerkrankungen, der im Portal keine passende Klinik finden könne. Dies bestätigen auch unsere eigenen Recherchen: Wählt man im Portal beispielsweise die Diagnose “Diabetes mellitus mit Spätschaden aus”, findet sich selbst in den Millionenstädten Berlin, Hamburg und München keine einzige passende Klinik. Auch bei der Suche nach einer Klinik mit einer Abteilung für Hormonstörungen wie z.B. Endokrinologie listet das Portal im Umkreis der Bundeshauptstadt lediglich zwei Treffer auf. Die DDG weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es in Deutschland rund 350 stationäre Einrichtungen mit DDG-Zertifizierungen gibt. Diese seien entscheidend für Patientensicherheit und Transparenz, sollen aber laut Bundesgesundheitsministerium erst 2025 in das Portal aufgenommen werden. Die DDG fordert daher dringend Nachbesserungen am Klinik-Atlas, um die Versorgungslandschaft realistisch abzubilden. Das Anliegen, die Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser transparenter und vergleichbarer zu machen, sei zwar grundsätzlich gut und wichtig, es müsse aber realistisch und vollständig umgesetzt werden.Quellen:
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Bundesgesundheitsministerium, Presseportal
Bundes-Klinik-Atlas.de
eigene Recherche