Häusliche Isolation trifft Menschen mit Depressionen hart
(21.3.2020) “Zuhause bleiben” heißt das Gebot der Stunde. Die ersten Bundesländer, allen voran Bayern, haben bereits Ausgangsbeschränkungen angeordnet. Freunde nicht mehr treffen, Eltern, Großeltern und andere Verwandte nicht mehr sehen dürfen – das triffft Menschen mit einer Depression besonders hart. Gerade sie bedürfen der Unterstützung und profitieren sehr von sozialen Kontakten. “Zu Hause bleiben” verstärkt dagegen die Einsamkeit. In dieser Situation hilft die Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit einem digitalen Angebot: dem Online-Programm iFightDepression. Normalerweise ist dieses Programm kostenpflichtig, doch die Stiftung macht es für die kommenden sechs Wochen kostenfrei zugänglich.Online-Programm iFightDepression strukturiert den Alltag
iFightDepression ist ein internetbasiertes, kostenfreies Selbstmanagement-Programm für Menschen mit leichteren Depressionsformen ab 15 Jahren. Es unterstützt Betroffene beim eigenständigen Umgang mit den Symptomen einer Depression und gibt praktische Hinweise für den Alltag. Durch Übungen lernen sie zum Beispiel, den Tag zu strukturieren und negative Gedankenkreise zu durchbrechen. Normalerweise setzt iFightDepression eine Begleitung durch einen Arzt oder Psychologischen Psychotherapeuten voraus – denn Studien belegen, dass Online-Programme dann besonders wirksam sind. Da viele Patienten durch das Corona-Virus zuhause bleiben müssen und Hausärzte an ihre Belastungsgrenzen stoßen, ist das Programm nun für sechs Wochen auch ohne Begleitung zugänglich. „Wir wollen Patienten unterstützen, den Alltag in häuslicher Isolation gut zu meistern“ erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt/M.Tipps gegen Depressionen während der Coronakrise
„In einer Depression wird alles Negative im Leben vergrößert wahrgenommen und ins Zentrum gerückt, so auch die Sorgen und Ängste wegen des Corona-Virus. Betroffene können jedoch gegensteuern“ erklärt Prof. Ulrich Hegerl. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe rät Betroffenen sich abzulenken, aktiv zu bleiben und das Gespräch mit Freunden und Familie zu suchen. Das geht auch telefonisch oder per (Video)Chat. „Tauschen Sie sich aus – am besten nicht nur über Corona-Virus, sondern auch über andere Themen. Auch Bewegung in, und falls man nicht unter Quarantäne steht, außerhalb der Wohnung ist zu empfehlen. Sehr wichtig ist, die Bettzeit nicht zu verlängern, da bei vielen Betroffenen eine längere Liegedauer und auch längerer Schlaf nicht zu einem Abbau, sondern einer Zunahme des Erschöpfungsgefühls und der Depressionsschwere führen. Hilfreich ist es, sich aufzuraffen, und einen detaillierten Tages- und Wochenplan zu machen“ empfiehlt Prof. Ulrich Hegerl. Das iFightDepression-Programm kann dabei eine sehr gute Unterstützung für Betroffene sein.Menschen mit Depressionen können sich formlos über die E-Mail-Adresse ifightdepression@deutsche-depressionshilfe.de für das Programm anmelden und werden innerhalb von 24 Stunden freigeschaltet.
Weitere Unterstützung für Menschen mit Depressionen
Neben dem iFightDepression-Programm gibt es weitere digitale und telefonische Angebote für psychisch erkrankte Menschen durch die Deutsche Depressionshilfe:- Telefonseelsorge 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (kostenfei)
- Fachlich moderiertes Online-Forum zum Erfahrungsaustausch: www.diskussionsforum-depression.de
- Deutschlandweites Info-Telefon Depression 0800 33 44 5 33 (kostenfrei)
- E-Mail-Beratung für junge Menschen: www.u25-deutschland.de oder www.jugendnotmail.de
Quelle: Medieninformation der Deutschen Depressionshilfe vom 18. März 2020 (www.deutsche-depressionshilfe.de) und eigene Recherche