Die Ursachen des Bluthochdrucks

Das Blut versorgt die Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dazu wird es vom Herz durch die Gefäße in die Organe gepumpt. Damit das Blut fließt, muss das Herz einen Druck aufbauen, der das Blut durch das Gefäßsystem befördert. Gibt es in diesem Gefäßsystem einen Widerstand, so steigt der Blutdruck an. Diese Seite erklärt die Ursachen des Bluthochdrucks.

© Prof. Dr. Dr. Klaus Kusterer

Das Herz ist ein Muskel mit vier Kammern: Linker Vorhof, linke Herzkammer, rechter Vorhof, rechte Herzkammer. Das mit Sauerstoff angereicherte Blut kommt aus der Lunge über die Lungenvenen in den linken Vorhof. Von dort gelangt es in die linke Herzkammer. Zieht sich das Herz zusammen schließt die Mitralklappe zwischen linken Vorhof und linke Herzkammer und das Blut wird über die Aortenklappe in die Aorta gepresst. Dieser Teil der Herzaktion nennt man Systole und erzeugt den höheren systolischen Blutdruckwert, der am Arm gemessen werden kann. Das sauerstoffreiche Blut wird in die Organe gepresst durch Gefäße die immer kleiner werden und versorgt diese mit Sauerstoff und Nährstoffen. Nachdem das Blut die Organe passiert hat, wird es über Venen wieder zurück in den rechten Vorhof und in die rechte Herzkammer geführt. Beim Zusammenziehen des Herzens wird dieses Blut aus dem rechten Herz durch die Lungen gepresst, in denen es mit Sauerstoff angereichert wird. Nach dem Zusammenziehen, der Systole erschlafft der Herzmuskel wieder und der Blutdruck fällt ab. Dieser niedrige Druck ist der diastolische (zweite) Wert des Blutdrucks.

Wovon hängt die Höhe des Blutdrucks ab?

Die Höhe des Blutdrucks ist von der Stärke der Herztätigkeit abhängig und von der Muskelspannung in den Wänden der Adern. Je höher diese Wandspannung ist, desto enger sind die Adern und desto höher ist der Blutdruck. Den Blutdruck in der Schlagader kann man mit aufblasbaren Manschetten, die an Druckmeßgeräte angeschlossen sind, am Oberarm oder am Handgelenk bestimmen. Die Geräte am Handgelenk können bei älteren Patienten mit einer sogenannten Mediasklerose (Verkalkung der mittleren Schicht der Gefäße) falsche Werte anzeigen. Da viele Patienten mit Diabetes eine Mediasklerose haben, sollte der Blutdruck bei diesen Patienten mit einem Gerät am Oberarm gemessen werden.

Der Blutdruck wird in zwei Werten angegeben

Der höhere, systolische Wert gibt den Druck an, der beim Zusammenziehen des Herzens entsteht, wenn das Blut in die Arterien gepumpt wird.

Der niedrigere, diastolische Wert gibt den Druck zwischen zwei Herzschlägen an, wenn das Herz nach dem Pumpvorgang erschlafft und sich wieder mit Blut füllt. In dieser Ruhephase ist der Druck in den Adern niedriger.

Blutdruckschwankungen im Tagesverlauf sind ganz normal, denn der Druck in den Adern passt sich den jeweiligen Aktivitäten an. Bei körperlicher Anstrengung, wenn Muskeln und Organe stärker mit Blut versorgt werden müssen, oder bei Aufregung schlägt das Herz schneller, die Gefäße ziehen sich zusammen und erhöhen den Widerstand und der Blutdruck steigt. Darüber hinaus unterliegt der Blutdruck auch einem natürlichen Tagesrhythmus. Am frühen Vormittag und am späten Nachmittag ist er am höchsten. Nachts in Ruhe ist er am niedrigsten.

Wird bei einem gesunden Erwachsenen der Blutdruck in Ruhe gemessen, sollte der höhere, systolische Wert optimal kleiner 120 mmHg und der niedrigere, diastolische Wert kleiner 80 mmHg sein.

In Tab. 5 der europäischen und deutschen Leitlinie wird der Blutdruck (BP) wie folgt klassifiziert und in Grade eingeteilt:

Klassifikation des Blutdrucks und Definition der Hypertonie-Gradeb

Kategoriea Systolisch (mmHg)   Diastolisch (mmHg)
Optimal < 120 und < 80
Normal 120–129 und/oder 80–84
Hochnormal 130–139 und/oder 85–89
Hypertonie Grad 1 140–159 und/oder 90–99
Hypertonie Grad 2 160–179 und/oder 100–109
Hypertonie Grad 3 ≥ 180 und/oder ≥ 110
Isolierte systolische Hypertonieb ≥ 140 und < 90
 
aDie BP-Kategorie ist definiert gemäß klinischem BP im Sitzen und durch den jeweils höchsten Blutdruckwert, sei er systolisch oder diastolisch.
bDie isolierte systolische Hypertonie wird in Grad 1, 2 oder 3 eingestuft, gemäß den SBP-Werten in den angegebenen Bereichen. Für alle Altersstufen ab 16 Jahren wird dieselbe Klassifikation genutzt.

Quelle: ESC/ESH Pocket GuidelinesEuropean Society of Cardiology (ESC) Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)Version 2018

Viele Studien zeigen, dass Patienten mit Blutdruckwerten systolisch über 120 und diastolisch über 85 bereits ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen haben. Die amerikanischen Leitlinien sehen daher Blutdruckwerte über 120 bereits als erhöht an. Wir geben auch diese Einteilung an, da sich viele Ärzte nach den amerikanischen Leitlinien richten.

Klassifikation des Blutdrucks und Definition der Hypertonie-Grade der amerikanischen Gesellschaften.

Kategorie Systolisch (mmHg)   Diastolisch (mmHg)
Normal < 120 und < 80
Erhöht 120–129 und 85–89
Hypertonie Grad 1 130–139 und 80–99
Hypertonie Grad 2 ≥ 140 und ≥ 90
 
Quelle: 2019 ACC/AHA Guideline on the Primary Prevention of Cardiovascular Disease, Circulation. 2019;140:e596–e646. DOI: 10.1161/CIR.0000000000000678

Ursachen des Bluthochdrucks: Arterielle Hypertonie

Bei den meisten Patienten findet man keine Ursache für einen Bluthochdruck. Neben den unten aufgeführten Ursachen ist das Risiko einen Bluthochdruck zu bekommen genetisch (durch die Vererbung) bedingt. Hinzu kommen verschiedene Risikofaktoren:
  1. Alter
  2. Übergewicht
  3. Bewegungsmangel
  4. Rauchen
  5. erhöhter Alkoholkonsum
  6. Stress
  7. übermäßiger Kochsalzverzehr
Das Alter lässt sich nicht beeinflussen, aber alle anderen Risikofaktoren können durch eine gesunde Lebensweise beeinflusst werden (siehe: Senkung des Blutdrucks durch Lebensstiländerung)

Ursachen des Bluthochdrucks: Sekundäre Hypertonie

Nur bei wenigen Patienten lässt sich eine organische Ursache des Bluthochdrucks feststellen. Verantwortlich für einen Bluthochdruck können Nierenerkrankungen oder Hormone sein. In diesem Fall spricht man von einer sekundären Hypertonie.

Bei wem besteht der Verdacht auf eine sekundäre Hypertonie?

  • Bei jüngeren Patienten (kleiner 40 Jahre) und bei Beginn einer Hypertonie im Kindesalter
  • Bei einem stabil eingestellten Patienten, dessen Bluthochdruck sich plötzlich verschlechtert
  • Bei Patienten die trotz maximaler Therapie nicht einstellbar sind
  • Wenn Merkmale des Patienten die auf eine hormonelle Ursache oder auf eine Nierenerkrankung hinweisen
  • Bei Symptomen einer obstruktiven Schlafapnoe


Ursachen des Bluthochdrucks: Chronische Nierenerkrankung (Nephropathie)

Chronische Nierenerkrankungen haben unterschiedliche Ursachen. In einer Erhebung zwischen 1996 und 2005 konnten die häufigsten Ursachen einer chronischen Nierenerkrankung ermittelt werden:

  • Diabetes Typ II (32%)
  • Glomerulonephritis (13%)
  • Vaskuläre Nephropathie (23%)
  • Interstitielle Nephritis (8%)
  • Unbekannte Genese (8%)
  • Zystennieren (4%)
  • Verschiedene (4%)
  • Systemerkrankungen (4%)
  • Diabetes Typ I (3%)
Chronische Nierenerkrankungen haben einen langsamen Verlauf und entwickeln sich meistens unbemerkt. Dadurch, dass sie lange unentdeckt sind, können sich schwerwiegende Schäden entwickeln.

Chronische Nierenerkrankungen können die Ursache für eine sekundäre Hypertonie sein. Anderseits ist ein Bluthochdruck selbst eine der häufigsten Gründe für das Entstehen einer chronischen Nierenerkrankung, die vaskuläre Nephropathie (23 %)

Hormonelle Ursachen der sekundären Hypertonie

Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)

Eine Überfunktion der Schilddrüse kann durch warme Knoten, einen Morbus Basedow, initial bei einer Hashimoto-Thyreoiditis und einer Entzündung der Schilddrüse (Thyreoiditis de Quervain oder Amiodarone induzierte Thyreoiditis) verursacht werden. Die erhöhten Schilddrüsenhormone führen zu einem Anstieg der Herzfrequenz. Über das erhöhte Auswurfvolumen des Herzens steigt der systolische Blutdruck an. Eine Überdosierung der Schilddrüsenhormone führt ebenfalls zu diesen Symptomen. Die Diagnose erfolgt durch Messung von TSH, fT3 und fT4. Durch die Erhöhung der Schilddrüsenhormone im Blut ist das die Schilddrüse steuernde Hormon TSH aus der Hypophyse unterdrückt, da die Hypophyse die Rückmeldung bekommt, dass genügend Schilddrüsenhormone vorhanden sind. Eine Erhöhung von fT3 und fT4 bestätigen dann die erhöhten Blutspiegel der Schilddrüsenhormone.

Primärer Hyperaldosteronismus

Aldosteron wird in den Nebennieren gebildet. Ein primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) liegt bei einer Überproduktion des Hormons Aldosteron vor. Aldosteron ist für die Regulation des Wasser- und Salzhaushaltes zuständig. Ein primärer Hyperaldosteronismus ist eine häufige Ursache für einen sekundären Bluthochdruck und die Zahlen über die Häufigkeit schwanken zwischen 4 % und 32 %.

Die Hauptursachen sind Nebennierenadenome (Adenome sind gutartige Tumoren aus Drüsengewebe oder Schleimhäuten) und die bilaterale Nebennierenhyperplasie, die zu viel Aldosteron produzieren.

Ist ein Bluthochdruck schlecht einstellbar trotz mehrerer Blutdruckmedikamente und ist der Kaliumspiegel erniedrigt sollte immer ein Hyperaldosteronismus ausgeschlossen werden. Die Diagnose erfolgt über die Messung eines erhöhten Aldosterons, bei supprimiertem Renin und erniedrigtem Kalium. Außer dem Labor wird eine Dünnschicht-Computertomographie oder ein MRT der Nebennieren durchgeführt. Zur Beurteilung welche Seite hauptsächlich an der Überproduktion von Aldosteron beteiligt ist, kann auch eine seitengetrennte Blutentnahme aus den Nebennierenvenen erfolgen.

Nach einer Entfernung des Nebennierenadenoms mit minimal-invasiver Technik normalisiert sich der Bluthochdruck. Die beidseitige Nebennierenhyperplasie kann häufig sehr gut mit dem Aldosteron-Antagonisten Spironolacton eingestellt werden.

Hypercortisolismus

Eine Erhöhung des Nebennierenhormons Cortisol führt zu einem Cushing-Syndrom. Dies äußert sich durch Zunahme des Gewichts, insbesondere am Körperstamm, durch rote Streifen (Striae rubrae) am Körperstamm, durch eine schlechte Wundheilung, Akne, Muskelschwäche und Depressionen. Die Erhöhung des Cortisols hat auch Einfluss auf den Stoffwechsel, erhöht den Blutzucker, den Blutdruck und führt zu einem erniedrigten Kalium im Blut. Langfristig führt Cortisol zu einem Verlust der Knochenmasse (Osteoporose).

Die Hypophyse reguliert die Nebennieren bezüglich der Cortisolproduktion. ACTH aus der Hypophyse führt zu einer Verstärkung der Cortisolproduktion. Liegt ein ACTH-produzierendes Hypophysenadenom (Morbus Cushing) vor, produzieren die Nebennieren vermehrt Cortisol. Davon zu unterscheiden ist eine erhöhte Cortisolproduktion aufgrund von einem Nebennierenadenom.

Ein Cushing-Syndrom kann durch einen Dexamethason Kurztest ausgeschlossen werden. Hierzu nimmt die Verdachtsperson abends um 22:00 Uhr Dexamethason ein und es erfolgt am nächsten Morgen zwischen 8 und 10:00 Uhr eine Cortisolbestimmung. Dexamethason ist ein Glukokortikoid, dass auf den Cortisolrezeptor stärker wirkt, als das körpereigene Cortisol. Lässt sich mit Dexamethason die körpereigene Cortisolproduktion bei dem Patienten unterdrücken, ist ein Cushing-Syndrom ausgeschlossen. Findet keine adäquate Unterdrückung des Cortisols statt, erfolgt eine aufwändigere Diagnostik um die Ursache der Cortisolüberproduktion festzustellen.

Phäochromozytom

Ein Phäochromozytom ist ein Tumor der Nebenniere, der zu viel Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin) produziert. Eine Erhöhung der Katecholamine führt zu einem Bluthochdruck. In seltenen Fällen kann eine erhöhte Katecholaminausschüttung auch durch ein Paraganglion (extra-adrenales Phäochromozytom) erfolgen. Ein Paraganglion ist ein Tumor des sympathischen Grenzstranges (Nervenstrang), der parallel zur Wirbelsäule verläuft.

Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung von Normetanephrin und Metanephrin im Blut. Sind diese erhöht wird mittels bildgebender Verfahren wie Computertomografie, Kernspintomografie oder nuklearmedizinische Nachweisverfahren das Phäochromozytom lokalisiert. Die Therapie des Phäochromozytoms besteht in der operativen Entfernung.

Nierenarterienstenose

Ein Bluthochdruck kann auch durch eine Verengung der Nierenarterien verursacht werden. Es kommt dabei zu einer Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Dieses System ist im Abschnitt medikamentöse Therapie genauer beschrieben.

Die Ursache der Verengung der Nierenarterien ist überwiegend eine Arteriosklerose. Bei 40 % der Patienten kann man ein Stenosegeräusch neben dem Bauchnabel oder über den Flanken hören. Mit einer Dopplerultraschalluntersuchung wird am häufigsten die Verdachtsdiagnose gesichert. In seltenen Fällen ist ein MRT/Computertomografie oder eine digitale Subtraktionsangiografie notwendig.

Wie am Herzen oder den Beinarterien kann auch die Engstelle eine Nierenarterie mit einer PTA aufgedehnt werden. Dies führt dann unmittelbar zu einer Normalisierung des Blutdruckes.

Kategorisiert in:

Dieser Artikel wurde verfasst von admin